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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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waren dicht beieinander.
    »Die rechte Mutter ist weg. Die
hier ist fast ganz rausgedreht. Sehen Sie das? Passen Sie auf!«
    Al drehte die Schraube etwas
weiter. Noch eine Drehung, und er hielt sie in der Hand.
    Sie sahen sich an. Dann kroch
Al unter dem Wagen vor. Sie setzten sich nebeneinander auf das Trittbrett. Al
hielt die Mutter auf der flachen Hand vor sich hin.
    »Feines Ding, Miß June.
Irgendein freundlicher Jemand hat diese Verschlüsse aufgedreht. Den rechten
haben wir verloren, und dieser stand kurz vor dem Abschied. Von selbst können
sie sich niemals so weit herausdrehen und niemals auf beiden Seiten zugleich.
Bei jedem Druck auf die Bremse ist Flüssigkeit ausgelaufen, bis der Behälter
leer war und nichts mehr nachkam. Und hydraulische Bremsen haben die
Eigentümlichkeit, ohne Bremsöl die Mitarbeit einzustellen.«
    »Sind Sie sicher, daß es so
war?«
    »Gar nicht anders möglich. Wenn
ich den Behälter nachgesehen und fehlendes Öl nachgefüllt hätte, wäre genau
dasselbe passiert. Das ist eben die Gemeinheit, daß die Bremsen in der ersten
Zeit noch funktionieren, ‘ne Art von Höllenmaschine!«
    Das Mädchen sah ratlos aus.
»Aber wer sollte denn...?«
    »Wann hat sich Ihre Tante
entschlossen, nicht mitzufahren?«
    »Nach dem Frühstück. Sie rief
mich zu sich und sagte, daß ich das machen sollte.«
    »War noch jemand dabei?«
    »Nein.«
    Al schloß seine Faust um die
Schraube.
    »Dann kann nur Lady Cynthia
gemeint gewesen sein. Wüßte nicht, wer an meinem vorzeitigen Ende interessiert
sein sollte. Was sagen wir ihr?«
    »Ich weiß nicht«, sagte June
wie ein kleines Mädchen, das das Geld zum Einkaufen verloren hat. »Es ist so
schrecklich — wer kann so etwas...«
    »Wer erbt denn?« fragte Al.
    Sie fuhr auf.
    »Sie sind abscheulich! — Mein
Onkel«, sagte sie dann leise. »Und wir wohl auch...«
    »Hat sie ein Testament?«
    »Ja — ich glaube — aber ich
weiß nicht, was drinsteht.« Sie faßte seinen Arm. »Oh, Mr. Maycock, wir
erzählen ihr nichts davon — ich sage, ich wäre gefahren und hätte nicht
aufgepaßt. Wir lassen den Wagen irgendwo reparieren.«
    »Miß June«, sagte Al ernst,
»ich tue, was Sie wollen. Aber hören Sie! Heute nacht sah ich jemanden im Park.
Er kam aus der Gegend der Garage. Ich nehme an, daß es der Schraubenzieher war.
Wenn er vorhat, Ihre Tante umzubringen, bleibt es nicht bei diesem Anschlag.
Wenn sie nichts davon weiß, ist sie unvorbereitet.«
    »Und so lebt sie in ewiger
Todesangst!«
    »Sie ist nicht der Typ, der
Angst hat. Sie wissen das. Sie wird uns mehr danken, wenn wir ihr die Wahrheit
sagen.«
    Sie hörten Stimmengewirr und
sahen auf. Ein Haufen aufgeregter Leute kam auf der Straße heran.
     
     
    Lady Cynthia unterbrach nicht
ein einziges Mal.
    »War es so, Mr. Maycock?«
fragte sie, als June geendet hatte.
    »So war es, Lady Cynthia.«
    Ihre Finger glitten über die
Perlenkette auf ihrer Brust. Dann ging sie zum Fenster, stützte sich auf das
Brett und sah hinaus. Lange Zeit stand sie so. Als sie sich umwandte, war ihr
Gesicht hart und hochmütig.
    »Ich danke dir, June. Und
Ihnen, Mr. Maycock. Nehme an, daß es Ihre Idee war, mir die Wahrheit zu sagen.
Sie holen den Wagen wieder, wenn er fertig ist. Sprechen Sie zu niemandem über
diese Angelegenheit. Und schonen Sie sich, bis Ihre Rippe in Ordnung ist!«
    »Was willst du tun, Tante?«
fragte June voll Unruhe.
    »Ich sage es dir später, Kind.«
    Al sah ihr gerade in die Augen.
    »Lady Cynthia — ich weiß, daß
es nicht meine Angelegenheit ist. Aber ich an Ihrer Stelle würde verreisen.
Niemandem wird auffallen, wenn Sie für einige Zeit zur Erholung fahren, und
niemand braucht zu erfahren, wohin. Das Haus bleibt auch stehen, wenn Sie nicht
hier sind. Sie sollten...«
    »Danke, Mr. Maycock. Wenn ich
einen Rat von Ihnen brauche, werde ich Sie fragen. Ich wünsche Ihnen gute
Besserung.«
    Al sah June an, aber sie hielt
den Kopf gesenkt. Da nickte er kurz und ging hinaus.
    Oben warf er Jacke und Hemd
über einen Stuhl und betrachtete seinen Brustkasten im Spiegel. Der Doktor
hatte ihm einen Haufen Leukoplast wie Dachziegel übereinander geklebt. Sie
zerrten an seiner Haut und quetschten ihm die Lunge zusammen. Blöde Geschichte.
Aber besser seine Rippe, als eine von June oder dem Kind.
    Al sah zur Uhr. Zeit zum Essen.
Er wusch sich und ging hinunter.
    June kam ihm etwas blaß vor.
Lady Cynthia war wie immer, ebenso Bradford. Luther schien gutgelaunt und
fröhlich.
    »Tante Cynthia«,

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