Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
nicht
wieder fort, als Al wieder das schwache Knirschen hörte. Dort, links, an der
Hinterseite des Hauses.
    Al lehnte sich vor und sah den
schattenhaften Umriß eines Menschen neben der Mauer, die die hintere linke Ecke
des Hauses bildete. Dann war nichts mehr zu hören und zu sehen, und Al zog den
Kopf langsam durch das Fenster zurück.
    Irgend jemand lief im Park,
herum. Ein Fremder oder einer vom Haus?
    Al dachte an die Worte des
Butlers, und ein unbehagliches Gefühl überkam ihn.
    Sollte er runter und nachsehen?
    Ach was. Wer weiß, wer da nicht
schlafen konnte und eine nächtliche Runde machte. Sollten sie sich einen Hund
anschaffen oder die Juwelen in einen Safe geben.
    Al lag kaum im Bett, als ihn
schon der Schlaf übermannte.
     
     
    Am Wagen schien alles in
Ordnung. Der Tank war dreiviertel voll, Öl, Wasser, Luftdruck, alles stimmte.
Al ließ den Motor an und fuhr zum Haupteingang. Zehn Minuten vor zehn. Noch
Zeit, die Scheibe zu polieren. Würde einen guten Eindruck auf Lady Cynthia
machen, wenn sie ihn so emsig sah.
    Die Tür öffnete sich um Punkt
zehn. Hatch trat würdevoll heraus, vollführte eine Linkswendung und verneigte
sich.
    Al ließ den Lappen sinken und
versuchte, ehrerbietig auszusehen. Es gelang nicht, aber sein Herz begann
stürmisch zu klopfen.
    An Stelle von Lady Cynthia
erschien June, schlank und strahlend wie ein Sommermorgen.
    Al blieb unbeweglich stehen,
bis sie fast die Treppe hinunter war. Dann lief er um den Wagen und riß den
Schlag auf.
    »Guten Morgen«, sagte sie klar
und selbstverständlich. »Mr. Maycock, meine Tante fährt nicht. Ich erledige das
für sie. Können wir?«
    »Wir können«, sagte Al und sah
sie hingerissen an.
    »Sie haben Ihren Lappen fallen
lassen.«
    »Den L... oh — entschuldigen
Sie — bin ein bißchen durcheinander! War ganz auf Lady Cynthia eingestellt...«
    »Bleiben Sie das ruhig«, sagte
June hoheitsvoll und warf sich in den Sitz. Al verstaute den Lappen und stieg
ein. Er sah noch Hatchs unbewegliche Gestalt am oberen Ende der Treppe. Aber
nicht das schreckensbleiche Gesicht, das dem Wagen aus einem der Fenster
nachsah.
    Das Verdeck war aufgeklappt,
und die warme Luft strich um ihre Köpfe.
    »Haben Sie es sehr eilig, Miß
June?«
    »Warum?«
    »Ich möchte nicht so schnell
fahren — erstens will ich Sie heil hinbringen, und zweitens scheint die Sonne
zu schön, um unter ihr einfach durchzurasen.«
    »Fahren Sie, wie Sie wollen.«
    »Danke.«
    Pause.
    Zum Reden schien sie nicht
aufgelegt zu sein.
    Egal, jetzt mußte es heraus.
    »Miß June — ich weiß nicht,
wann ich noch einmal Gelegenheit haben werde, allein mit Ihnen zu sprechen.
Damals, als ich Ihnen das Geld zurückgab, habe ich...«
    »Einen Moment, Mr. Maycock. Ich
hoffe, Sie sind nicht so unbegabt, mich jetzt zu fragen, warum ich Ihnen das
Essen bezahlt habe!«
    »Nein, Miß June. Ich wollte nur
sagen, ich habe mich nicht richtig bedanken können, weil die ganze Familie auf
uns losstürzte. Ich möchte das jetzt nachholen. Es — es ist nicht allein wegen
der lächerlichen zehn Shillinge...«
    »Zwölf Shilling fünfzig.«
    »Schön, zwölffünfzig. Aber bis
zu dem Augenblick, in dem ich Sie das erstemal sah, hatte ich unentwegt Pech.
Ich fand keine Stelle, konnte meine Miete nicht bezahlen, wußte nicht mehr, was
ich anfangen sollte. Und als ich mit den zwei Pfund Ihres Onkels ein neues
Leben beginnen wollte, geriet ich an Londons besten Taschendieb.«
    Al grinste über das Steuer
hinweg.
    »Daniel Chuks hieß er. Hat mir
einen netten Brief geschrieben. Na ja. Aber dann kamen Sie. Bezahlten das
Essen. Am nächsten Tag engagierte mich Jack Henry, der Großnasige. Ich war
gerettet, aber traurig, weil ich glaubte, Sie nie wiederzusehen. Auf dem Fest
sah ich Sie. Ihre Tante hätte zehn andere Kapellen nehmen können. Sie nahm uns.
Und heute sitze ich neben Ihnen, habe die beste Stellung, die ich je im Leben
hatte, und fahre einen Wagen, wie er nur Leuten vom Maharadscha an aufwärts
zusteht. Wenn jemals ein Mensch einen guten Engel hat, Miß June, dann sind Sie
meiner.«
    Sie sah geradeaus und
antwortete nicht.
    Al feuchtete die Lippen an und
gab sich einen Ruck.
    »Miß June — ich schwöre Ihnen,
daß ich nie wieder von dieser Geschichte anfange, wenn Sie nichts davon hören
wollen. Auf die Gefahr hin, daß Sie sehr böse werden und ich heute abend wieder
arbeitslos bin: Sie sind die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe.«
    Al hielt das Steuerrad sehr
fest und saß aufrecht. Er

Weitere Kostenlose Bücher