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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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es und ging auf den Flur zurück. Hatch folgte
ihm.
    Al lächelte June zu. »Bis
gleich, Miß June! Ehe ich runterfalle, lassen Sie mich Ihnen noch sagen, daß
Schwarz Ihnen am besten steht. Wirklich!«
    »Ach Sie!«
    Sie kam dicht an ihn heran.
»Seien Sie vorsichtig, Mr. Maycock!«
    »Ich bin es, Miß June. Außerdem
sind meine Rippen Kummer gewohnt.«
    Al preßte seinen Körper flach
an die Wand und schob sich rechts auf das geschlossene Fenster zu. Er fühlte,
daß June ihm nachsah, aber er konnte den Kopf nicht drehen. Wenn nur der Mauervorsprung
aushielt! Mußten etwa neun Meter bis unten sein. Vollauf genug, um sich die
Beine zu brechen. In dieser Stellung schien man es vorzugsweise auf seine
Knochen abgesehen zu haben. Wäre das beste, sich versichern zu lassen.
    Zentimeter um Zentimeter
rutschte er vor. Der rauhe Putz scheuerte an seiner Wange und an seinen
Kleidern. Daß er den Arm waagerecht hielt, nahm die Rippe sehr übel. Al blieb
stehen und ließ den Arm sinken.
    Nicht einfach, das alles. War
kaum anzunehmen, daß Lady Cynthia ihr Zimmer auf diesem Wege verlassen hatte.
    Noch zwei Meter. Hinter sich
hörte er Junes Atem, aber sie sagte nichts. Vernünftiges Mädchen, dachte Al.
    Dreißig Sekunden später hatte
er das Fenster erreicht, aber ihm war, als wäre inzwischen Mittag geworden. Er
stützte die Hände auf den Sims und wandte den Kopf. June lächelte so strahlend
und erleichtert, daß ihm beinahe jetzt noch schwindlig geworden wäre. Er winkte
mit der linken Hand und grinste.
    Von außen sah er den drehbaren
Riegel, der die Fensterflügel zusammenhielt. Er lehnte sich mit der linken
Schulter in die Fensternische und schlug in Höhe des Riegels kurz und hart
gegen die Scheibe. Noch ein Schlag, und die Scheibe splitterte.
    Al griff durch und drehte den
Riegel.
    Dann stieß er die Fensterflügel
auf und stand im nächsten Augenblick in Lady Cynthias Schlafzimmer. Die
schweren Vorhänge flogen kreischend zur Seite. Das Tageslicht strömte in
breiter Flut in den Raum.
    Kein Zweifel, daß Lady Cynthia
tot war.
    Ihr Körper war wie von einer
Riesenfaust auf das Bett geschleudert, und maßloses Entsetzen stand in ihren
aufgerissenen Augen.

IX
     
     
    Lautlos trat Al näher.
    Lady Cynthia trug ein
altmodisches, seidenes Nachthemd. Ihre linke Hand war in die Bettdecke
gekrallt. Der Mund stand halb offen, als hätte er einen Schrei ausstoßen
wollen. Ihr rechter Arm hing über den Rand des Bettes hinunter. Neben den
erstarrten Fingern lag das Telefon — oder das, was davon übrig war. Das
Bakelitgehäuse war gesprungen, und Al sah schwarze Splitter auf dem Boden
verstreut. Der Hörer war auf den Läufer aus Lammfell gefallen und unbeschädigt.
Im Todeskampf mußte sie den Apparat vom Nachttisch gestoßen haben.
    Das alles erfaßte Al in wenigen
Sekunden.
    An der Tür klopfte es, laut und
ungeduldig.
    Er lief hin und riß den Riegel
zurück. Das Schloß schnappte zweimal.
    »Was ist denn...?«
    Bradford sah Als Gesicht und
verstummte.
    »Ist sie — ist sie drin?« Seine
Stimme klang heiser.
    Al nickte und trat zur Seite.
Bradford lief hinein. Al hielt June fest, die ihm folgen wollte.
    »Miß June — nicht erschrecken!«
    Ihre Lippen bebten.
    Er nahm ihre Hände.
    »Bitte!«
    Sie schluckte. Al ließ sie los
und sah, wie sie mit kleinen steifen Schritten auf das Bett zuging, vor dem
Bradford stand.
    Hatch blieb im Türrahmen
stehen. Sein Gesicht war gelb.
    Niemand sagte etwas. Nur Junes
unterdrücktes Schluchzen drang in die tödliche Stille.
    Bradford faßte mit scheuer
Bewegung die Hand der Toten. Dann beugte er sich über das Bett, sah in ihre
Augen, berührte ihr Gesicht.
    Als er sich umwandte, sah er
bleich und ratlos aus.
    »Hatch — holen Sie Doktor
Summerville — schnell...«
    Hatch zögerte, seine Augen
suchten Al, und mit einem blitzschnellen Blick wies er auf Bradford, ehe er
»Jawohl, Sir«, murmelte und verschwand.
    Bradford ging ein paar Schritte
und ließ sich auf einen Stuhl fallen. June blieb aufgerichtet vor dem Bett
stehen.
    »Verstehe das nicht«, sagte
Bradford gepreßt. »Verstehe das nicht. Sie war doch gestern noch ganz
gesund...«
    Er starrte vor sich auf das
Teppichmuster.
    Als Augen tasteten durch den
Raum, ohne Bradford außer acht zu lassen.
    Nichts Auffälliges. Keine Waffe
oder etwas, was entfernt danach aussah. Auf dem Nachttisch stand eine
Medizinflasche und ein halbgefülltes Wasserglas.
    Hm. Würde man sich ansehen
müssen.
    Merkwürdig, daß sie Glas und
Flasche

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