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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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— eine wunderbare Frau.«
    Er ließ den Kopf zur Seite
fallen und starrte auf sein Glas. Al fand, daß er niedergeschlagen aussah.
    »Irgendwelchen Kummer?«
    »Wie? Ja — vielleicht dumm von
mir, Ihnen damit auf die Nerven zu gehen. Kann mich auch irren. Habe das
Gefühl, daß in letzter Zeit was nicht in Ordnung ist.«
    »Wieso?«
    »Das ist nicht einfach zu
erklären, Mr. Maycock.«
    Er schenkte nach bevor er
weitersprach.
    »Wissen Sie — ich bin zwölf
Jahre im Haus. Ich kenn’ sie alle genau, jeden einzelnen. Sie werden das
vielleicht nicht verstehen — aber man kriegt eine Witterung für alles, was sich
ereignet. Ich weiß, wann etwas Besonderes los ist, ich fühle, wenn sie sich
gestritten haben, und wenn sie es tun werden. Sie mögen sich noch so
zusammennehmen — dem alten Hatch können sie nichts vormachen.«
    »Hm. Und jetzt?«
    »Sie sind alle so nervös, so
angespannt. Als lägen sie auf der Lauer und warteten auf irgendwas.«
    Der Butler schwieg und ließ die
glitzernde Flüssigkeit aus dem Flaschenhals laufen.
    »Hm. Und seit wann sind sie
so?«
    Hatch setzte die Flasche
nieder. »Sie werden mich auslachen, Mr. Maycock. Sie sind so, seit Miß June
wieder da ist.«
    Al runzelte die Stirn. »Miß
June? War sie denn fort?«
    »Zwei Jahre. Zuerst auf irgend
so einem College und dann im Ausland — ‘ne Art Bildungsreise. Lady Cynthia
wollte das so. Erst vor zwei Monaten kam sie zurück. Das Fest, auf dem Sie
gespielt haben, war ihr Geburtstag. Nun ist sie volljährig.«
    »Verstehe. Die Erbschaft rückt
näher, was?«
    »Genau das, Mr. Maycock. Und
deswegen sind Sie auch hier.«
    »Ich bin was?«
    Hatch saugte den Gin aus dem
Glas.
    »Ich will auf der Stelle diese
Flasche aufessen, wenn es nicht so ist«, sagte er. »Lady Cynthia will jemanden
im Hause haben, auf den sie sich verlassen kann. Nehme an, daß sie dieselbe
Witterung hat, wie der alte Hatch. Glauben Sie, Sie sind hierhergekommen, um
den Wagen zu fahren, den Luther oder Bradford oder June genauso fahren können?
Und selbst Lady Cynthia kann es mindestens so gut wie ich, wenn ich nüchtern
bin.«
    »Sie sagte was von Schreibkram
erledigen.«
    »Schreibkram? Wüßte nicht, was
hier für Schreibkram anfiele. Seit Jahren macht das alles der Anwalt. Sie
werden vor der Maschine sitzen und vor Langeweile die Typen reinigen, weiter
nichts.«
    Al sah ihn ungläubig an.
    »Sie zweifeln an meinen Worten?
Ich sage Ihnen, Sie sind nur wegen Lady Cynthia da. In dem Augenblick, wo sie
nicht mehr lebt, sind Sie draußen!«

VI
     
     
    In dieser ersten Nacht träumte
Al, wie er in einer glühenden Wüste von Durst gepeinigt durch den Sand lief. Er
fand eine Bahnstation, von der die Schienen in Wellenlinien ein Stück weit in
den Sand führten und plötzlich endeten. An dieser Stelle stand June und winkte
ihm zu. Dann kam Hatch mit dem Rolls-Royce. Er grinste und reichte Al einen
Eimer mit köstlich kühlem Wasser. Al trank einen und den nächsten, noch einen
und noch einen, der Durst war nicht zu stillen, und immer wieder griff der
feixende Hatch hinter sich...
    Da erwachte Al.
    Wüste, Rolls, Hatch und das
Wasser waren fort und tiefe Finsternis umgab ihn. Nur der brennende Durst war
geblieben, und die Lippen waren trocken und heiß.
    Natürlich! Hatch mit seinem
verdammten Gin! Scheußlicher Brand.
    Al tastete nach der Uhr. Die
leuchtenden Zeiger wiesen auf halb zwei. Er knipste die Nachttischlampe an und
stolperte schlaftrunken zum Waschbecken. Das Wasser lief durch seine hohle
Hand, und er trank in langen Zügen. Aufatmend wischte er über sein Gesicht,
löschte das Licht und kroch wieder unter die Decke.
    Ein paar Sekunden später hörte
er Schritte. Das Fenster stand noch immer auf, wie am Abend, als er das Zimmer
betreten hatte. Der Wind hatte sich gelegt, und die Blätter regten sich nicht.
    Es war, als liefe jemand mit
leichten, behutsamen Schritten über den Kies, aber nur für einen Augenblick,
dann war das Geräusch verstummt.
    Al warf die Decke zurück und
schlich zum Fenster.
    Wie eine Mauer erhob sich die
Dunkelheit vor ihm. Es dauerte einige Zeit, bis Al das flache Gebäude ausmachen
konnte, in dem die Garagen lagen. Von dort führte der Weg zum Haus, ein heller,
kaum wahrnehmbarer Streifen, der sich von den schwarzen Flächen des Rasens abhob.
Al überlegte.
    Wenn jemand den Weg überquert
hatte und jetzt auf dem Gras herumlief, war er nicht mehr zu hören. Aber
vielleicht betrat er den sandigen Vorplatz...
    Der Gedanke war noch

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