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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Sache steht. Vielleicht haben wir den toten Punkt überwunden.«
    »Dann hätten sie dich angerufen«, machte Swetlana meine Träume zunichte.
    Die Stimmung konnte sie mir damit freilich nicht verderben. Ich machte mich rasch fertig, schnappte mir meine Aktentasche mit den Papieren – da hilft nichts, selbst Lichte Magier müssen sich mit Schreibtischarbeit beschäftigen. Nachdem ich Frau und Tochter geküsst hatte, verließ ich die Wohnung.
    Ein Stockwerk tiefer unterhielten sich Romka, ein gutmütiger junger Brummbär, der seit zwei Jahren bei uns in der Wache arbeitete, und eine nette magere Frau. Eine Dunkle. Eine von denen, die Sebulon zu unserem Schutz abgestellt hatte.
    Ich begrüßte beide und ging kopfschüttelnd weiter.
    So beginnen Liebesgeschichten mit tragischem Ausgang. Wie damals bei Alissa und Igor …
    Das Wetter war so schön, dass ich kurz vorm Haus stehen blieb und mir überlegte, ob ich nicht zu Fuß zur Metro gehen sollte. Dagegen sprach, dass ich auf gar keinen Fall mit ihr fahren wollte. Die Hitze, das Geschubse, die vollen Waggons – die Rushhour in der Moskauer Metro zieht sich bis zwölf Uhr nachts hin.
    Nein, lieber nahm ich das Auto. Swetlana wollte ohnehin nirgendwo hinfahren. Und wenn ich mir die Wahrscheinlichkeitslinien ansah, könnte ich den Staus entkommen und in zwanzig Minuten im Büro sein.
    Nachdem ich die Schutzzauber aufgehoben hatte – die mir nichts anzuhaben vermochten, sensible Fahrer jedoch veranlassen würden, meinem Wagen hektisch auszuweichen –, setzte ich mich hinters Steuer. Ließ den Motor an. Schloss die Augen, um zu eruieren, welchen Weg ich am besten nehmen sollte.
    Ein deprimierendes Ergebnis. Alle Wahrscheinlichkeitslinien führten mich auf die Straße nach Scheremetjewo. Dabei hatte ich nicht die geringste Absicht, zum Flughafen zu fahren!
    Plötzlich legte sich etwas Haariges um meinen Hals. »Zieht es uns heut noch fort, an einen weit entleg’nen Ort?«, fragte eine gutmütige, irgendwie säuselnde Stimme.
    Ich blickte in den Rückspiegel. Was ich da sah, gefiel mir überhaupt nicht.
    Edgar entdeckte ich nicht. Dafür erkannte ich, was er mir um den Hals gelegt hatte. Ein silbriges Pelzband. Als Kragen konnte das Ding nicht durchgehen, dazu haftete ihm etwas allzu Raubtierhaftes an – als würden sich unter dem grauen Fell etliche winzige spitze Zähne verbergen.
    Außerdem machte ich Gennadi Sauschkin in ihm aus, der hinten rechts saß. Das Gesicht des Vampirs blieb völlig regungslos.
    »Was hast du vor, Edgar?«, fragte ich.
    »Das geht dich nichts an.« Edgar stimmte ein hässliches Lachen an. »Versuche ja nicht, ins Zwielicht abzutauchen oder zu zaubern. Das Band um deinen Hals existiert in allen Zwielicht-Schichten … zumindest bis zur sechsten inklusive. Bei der geringsten Anwendung von Magie reißt es dir den Kopf ab.«
    »Ich habe nicht vor, mich selbst davon zu überzeugen«, versicherte ich. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Lädst du uns zu dir ein?«, fragte der unsichtbare Edgar. Sauschkins Gesicht zuckte bei diesen Worten leicht.
    »Nein. Entschuldige, aber mir steht nicht der Sinn nach Gästen.«
    »Willst du, dass wir dich umbringen?«, erkundigte sich Edgar.
    »Hast du etwa gedacht, ich würde euch Nadja überlassen?« Furcht empfand ich keine, eher wunderte ich mich über die Frage. »Bring mich ruhig um.«
    »Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet«, gestand Edgar. »Aber Gennadi hat auf der Frage bestanden … Du siehst sicherlich ein, dass er sehr gern von deiner Tochter Gebrauch machen würde?«
    »So, wie er von seinem Sohn Gebrauch gemacht hat?«, konnte ich mir nicht verkneifen zu bemerken. Was der Vampir mit einem Zähnefletschen und einem Gesichtsausdruck quittierte, aus dem prompt alles Menschliche gewichen war.
    »Ganz ruhig.« Edgar stieß mir gegen die Schulter. »Übertreib’s nicht! Sonst kann ich Gena nicht mehr aufhalten. Er ist ohnehin nicht gut auf dich zu sprechen. Vielleicht ahnst du ja, weshalb.«
    »Das tu ich. Kannst du dich nicht sichtbar machen? Es behagt mir nicht, mit dem Nichts zu sprechen.«
    »Fahr vom Hof.« Edgar lachte. »Ich möchte nicht, dass deine Aufpasser mich sehen … Wir würden sie in Stücke reißen, ohne dass sie auch nur einen Piep sagen könnten. Aber ich befürchte, an Swetlana könnten wir uns die Zähne ausbeißen.«
    Gennadi bleckte erneut die Zähne, um zu demonstrieren, dass keine einzige Lücke in seinem Gebiss klaffte und die vier Eckzähne den menschlichen klar überlegen

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