Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Antrieb?«
    Erstaunt schaute mich der Junge an.
    »Nein, nicht einfach so. Eine Firma hat mich engagiert, die Scottish Colours. Schottisches Kolorit. Wir nennen sie Schrottlands Farben. Warum willst du das wissen?«
    »Ich hätte dir im Notfall gern geholfen«, log ich, ohne zu zögern. »Jemanden zu finden, der dich engagiert.«
    »Danke«, sagte Jegor mit einer Wärme in der Stimme, die mich beinah dazu gebracht hätte, vor Scham im Boden zu versinken. »Das ist nicht nötig. Aber trotzdem danke, Anton.«
    Ich saß da und starrte auf die Rückstände am Boden der Tasse. Reichten mir die Zufälle immer noch nicht? Musste ich jetzt im Kaffeesatz lesen?
    »Schrottlands Farben«, murmelte ich.
    In meiner Brust herrschte inzwischen eine Kälte, die schon nicht mehr schmerzte.

Vier
    Es gibt nichts Törichteres, als in einer fremden Stadt im Hotelzimmer zu sitzen. In der Gluthitze der spanischen Siesta – da lasse ich mir das noch gefallen. Und auch bei einem frischgebackenen Ehepaar auf Hochzeitsreise, für das die Größe des Bettes entschieden wichtiger ist als die Aussicht aus dem Fenster …
    Valerija befand sich im Moment freilich in einer ausweglosen Situation. Die Stadt zu verlassen hatte ihr die Polizei verboten. Aber auszugehen, sich in die ausgelassene Menge zu mischen, in den nie versiegenden Strom von Touristen einzutauchen – danach stand ihr wahrlich nicht der Sinn.
    Sie öffnete die Tür so rasch, als hätte sie an der Schwelle gelauert. Obwohl ihr natürlich niemand vorab hatte Bescheid geben können, denn an dem Mann hinter der Rezeption war ich im Kreis der Nichtbeachtung vorbeigegangen.
    Die junge Frau trug nur Shorts und einen BH. Gewiss, es war ziemlich heiß. Selbst gute Hotels haben in Edinburgh keine Klimaanlage, das Klima ist nicht danach. Es war heiß – vor allem, wenn man getrunken hatte.
    »Ja?«, sprach Lera mich mit betrunkener Stimme an.
    Die schwarzen Haare trug die Frau als Bubikopf, sie war hübsch, dünn und recht groß.
    Mit einer Hand hielt sie sich an der halb geöffneten Tür fest, die ins Bad führte. Ich hatte geklopft, als sie auf dem Weg zum Klo war.
    »Guten Tag, Lera«, begrüßte ich sie höflich. Obwohl ich nicht gerade respekteinflößend aussah, nur Shorts und ein T-Shirt anhatte, wählte ich den Ton eines »Vertreters der Organe«. »Darf ich hereingekommen?«
    »Warum nicht?«, entgegnete Lera. »Bit …« Sie hickste. »Bitte schön. Ich … bin gleich wieder da.«
    Sie zog die Badezimmertür hinter sich zu, machte sich aber nicht einmal die Mühe abzuschließen. Kopfschüttelnd marschierte ich an dem ungemachten Bett vorbei und setzte mich in den Sessel am Fenster. Ein kleines Zimmer von steriler Gemütlichkeit. Auf dem Couchtisch entdeckte ich eine Flasche Whisky der Marke Glenlivet, die bereits zu mehr als der Hälfte geleert war. Während ich zur Badezimmertür hinüberblickte, schickte ich in Leras Richtung einen einfachen Zauber.
    Aus dem Bad ließen sich hüstelnde Geräusche vernehmen.
    »Brauchen Sie Hilfe, Lera?«, fragte ich, während ich mir zwei Fingerbreit Whisky eingoss.
    Lera antwortete nicht. Sie kotzte.
    In der Minibar fand sich kaltes Mineralwasser. Ich spülte Leras Glas aus, das nach Whisky roch. Dann goss ich ein wenig Wasser ein, das ich anschließend auf dem Teppich verschüttete. Danach schenkte ich noch mehr Wasser ein.
    »Entschuldigen Sie bitte …« Die junge Frau kam halb gekrümmt, jedoch deutlich munterer wieder heraus. »Ich … Entschuldigen Sie.«
    »Trinken Sie das Wasser, Lera.« Ich hielt ihr das Glas hin.
    Eine sympathische Frau. Noch ganz jung. Und mit sehr unglücklichen Augen.
    »Wer sind Sie?« Gierig leerte sie das Glas. »Mist … mir platzt gleich der Schädel.«
    Sie setzte sich in den freien Sessel und umfasste ihren Kopf fest mit beiden Händen.
    So würden wir nie ein Gespräch zustande bringen …
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Haben Sie ein Aspirin? Irgendetwas gegen Kopfschmerzen …«
    »Altchinesische Massage«, sagte ich, während ich aufstand und hinter sie trat. »Gleich ist der Schmerz weg.«
    »Och, ich glaube nicht an Massage. Männer reiben doch nur einfach rum, behaupten aber, sie würden etwas von Massage verstehen, nur damit sie uns befummeln können …«, setzte Lera an. Um dann zu verstummen, sobald meine Hände sie berührten und damit den Schmerz vertrieben.
    Natürlich verstand ich nichts von Massage. Doch auf diese Weise konnte ich die Heilmagie kaschieren.
    »Wie gut … Sie sind ein Zauberer

Weitere Kostenlose Bücher