4 - Wächter der Ewigkeit
…«, murmelte Lera.
»Völlig richtig«, bestätigte ich. »Ein diplomierter Lichter Magier.«
Also … die Verkrampfung der Gefäße lockern … den Alkohol aus dem Blut ziehen … und zwar … ja, durch die Nieren … die Metaboliten neutralisieren … Serotonin und Adrenalin aufs Normalmaß reduzieren … den Säuregehalt im Blut ausbalancieren … gut, gleichzeitig die Produktion von Salzsäure im Magen verringern …
Natürlich konnte ich mit Swetlana nicht mithalten. Sie hätte das alles mit einer einzigen Berührung vollbracht. Ich musste mich drei Minuten hart plagen: Über die Kraft verfügte ich, mir fehlte es an Fertigkeit.
»So ein Wunder kann es doch gar nicht geben«, sagte Valerija nervös. Dann drehte sie sich um und sah mich an.
»Doch, doch«, versicherte ich. »Sie werden gleich zur Toilette gehen wollen. Genieren Sie sich nicht und unterdrücken Sie nichts. Sie werden jede Viertelstunde pinkeln wollen. Bis der ganze Mist aus Ihrem Organismus draußen ist … Halt. Warten Sie noch einen Moment …«
Ich schaute aufmerksamer hin. O ja, in der Tat …
»Sie sollten nicht mehr trinken«, legte ich ihr nahe. »Überhaupt nicht mehr.«
Dann ging ich ins Bad und wusch mir die Hände. Das fließende Wasser spülte die Müdigkeit aus meinen Fingern und den Abdruck der durch das Leid entstellten Aura. Ich hätte mich auch mit Kraft reinigen können, doch die althergebrachten Mittel sind die zuverlässigsten.
»Was haben Sie da gesagt?«, sagte Lera finster, als ich zurückkam. »Danke für die Massage, die war sehr gut … Entschuldigen Sie mich bitte!«
Ich wartete, bis sie vom Klo zurückkam, von der schnellen und effektiven Reinigung ihres Organismus offenkundig wie vom Donner gerührt. »Sie sind schwanger«, erklärte ich ihr, sobald sie sich gesetzt hatte. »Sie sollten mit dem Trinken aufhören.«
»Meine Mens setzt morgen ein«, blaffte Lera so wütend los, dass mir klar war: Sie spürte es. Mit weiblicher Intuition hatte sie sofort begriffen, dass sie schwanger war. Sie wusste es, verdrängte den Gedanken jedoch – und überließ sich dem Suff.
»Sie wird nicht einsetzen.«
Sie widersprach nicht. Wollte nicht einmal wissen, woher ich das nahm. Vermutlich schrieb sie es der sagenhaften östlichen Medizin zu.
»Was soll ich ohne Mann mit einem Kind«, fragte sie.
»Das müssen Sie selbst entscheiden«, erwiderte ich. »Ich will Sie zu nichts drängen.«
»Wer sind Sie?«, fragte Lera schließlich.
»Gorodezki. Anton Gorodezki. Aus Moskau. Ich … ich soll die Umstände klären, unter denen Viktor gestorben ist.«
Lera seufzte. »Hat Viktors Vater seine Beziehungen spielen lassen …«, brachte sie bitter hervor. »Aber welchen Sinn … jetzt …«
»Die Wahrheit herauszufinden.«
»Die Wahrheit …« Die junge Frau goss sich Wasser ein und leerte das Glas. Ihr Organismus jagte das Blut jetzt mit gesteigertem Tempo durch die Nieren, um den Alkohol und die Stoffwechselprodukte auszuspülen. »Ein Vampir hat Viktor ermordet.«
»Es gibt keine Vampire, Lera.«
»Ich weiß. Doch wenn Ihr Freund sagt: ›Jemand trinkt mein Blut‹ und dann mit durchgebissener Kehle und völlig blutleer daliegt?«
In ihrer Stimme schwangen leise hysterische Untertöne mit.
»Der Graben, über den Sie geschippert sind, ist überprüft worden«, erklärte ich ihr. »Dort gab es Blut. Viel Blut. Beruhigen Sie sich, Lera. Vampire gibt es nicht. Jemand hat Ihren Freund ermordet. Er ist verblutet. Das ist schrecklich, grausam – aber Vampire gibt es nicht.«
Eine Minute lang schwieg sie. »Warum hat mir die Polizei das nicht gesagt?«, fragte sie dann.
»Sie hat ihre eigenen Gründe. Man befürchtet wohl ein Informationsleck. Möglicherweise verdächtigt man Sie sogar.«
Das erschreckte sie nicht im Geringsten, sondern brachte sie bloß auf.
»Diese Schweine. Ich kann nicht mehr schlafen, schütte bis zum Abend Whisky in mich rein, gestern hätte ich mir beinah irgendeinen Kerl ins Bett geholt … Allein habe ich Angst, verstehen Sie das? Furchtbare Angst. Und die schweigen … Entschuldigen Sie, ich bin gleich wieder da.«
Ich wartete, bis sie von der Toilette zurückkam. »Anscheinend habe ich es mit der Massage ein wenig übertrieben«, räumte ich ein. »Ich mache das nicht professionell … sondern habe nur hier und da etwas aufgeschnappt.«
»Was man Ihnen nicht alles beibringt«, kommentierte Lera, wodurch ich begriff, dass sie jetzt genauso wenig an meiner Tätigkeit für den KGB
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