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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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einmal ansatzweise in Verdacht.
    »Setzen Sie sich mit Taschkent in Verbindung, mit der Leitung«, befahl ich. »Sollen die diese Leute aufhalten!«
    »Wie das?«, fragte Timur verständnislos.
    »Indem Sie es wie die Menschen machen! Indem Sie die Minister für Verteidigung und Inneres anrufen! Und sehen Sie zu, dass sie auch bei der Inquisition anrufen!«
    »Was soll ich denen sagen?«, fragte Valentina Iljinitschna, die gerade ihr altes Handy herauskramte.
    »Sagen Sie, dass hier eine kritische Situation eingetreten ist. Eine Verletzung des Großen Vertrags höchsten Grades. Weitergabe von Informationen über die Anderen an die Menschen, Einbeziehung von Menschen in eine Auseinandersetzung zwischen den Wachen, gesetzwidriger Einsatz von Magie, gesetzwidrige Verbreitung von Magie, Verletzung des Abkommens über die Abtretung von Kompetenzen … kurz und gut: eine Verletzung der Punkte eins, sechs, acht, elf und vierzehn der allgemeinen Anlage zum Großen Vertrag. Ich denke, das dürfte reichen.«
    Valentina Iljinitschna telefonierte bereits. Abermals blickte ich zum Fenster hinaus. Hinter dem Zaun hockend, warteten die Soldaten. Schweigend blickten die Läufe der Maschinengewehre aufs Haus. Woraus bestanden diese Mauern? Falls sie wirklich aus gepresstem Schilf waren, schlüge jede Kugel glatt durch …
    »Ach, wie schön du das gesagt hast!«, brachte Afandi unvermutet hervor. Nach wie vor saß er am Tisch und aß mit Appetit etwas Wurst. Sein Glas war voll, die Flasche Kognak auf dem Tisch leer. »Eine Verletzung der allgemeinen Anlage! Das versteht jeder, ja, wahrlich ein jeder! Gib deine Befehle, Chef!«
    Ich drehte mich von Afandi weg. Echt toll! Derjenige, auf dem all meine Hoffnung ruhte, war dumm wie der Devona, bevor er Geser kennengelernt hatte.
    »Leute, wir müssen verschwinden«, sagte ich. »Entschuldigt, dass es so gekommen ist.«
    »Können Sie sie vertreiben, Anton?«, fragte Nodir mit zarter Hoffnung.
    »Sie zu töten wäre einfach. Zu vertreiben nicht.«
    Jemand hämmerte an die Tür zum Büro der Dunklen. Timur ging hin, fragte etwas und öffnete. Die beiden diensthabenden Dunklen kamen hereingestürmt. Ihren verzweifelten Gesichtern nach zu urteilen hatten sie die Umzingelung gerade erst bemerkt und verlangten jetzt nach einer Erklärung.
    »Was brockst du uns da ein, Lichter?«, jammerte der Ranghöhere. »Weshalb hast du all diese Menschen hergeholt?«
    »Pst.« Ich hob den Arm. »Ruhe jetzt!«
    Er hatte genug Verstand, kein weiteres Wort zu sagen.
    »Die gegebene Situation fällt unter Punkt 1 der Anlage zum Großen Vertrag«, verkündete ich. Afandi grunzte aus vollem Hals. Unwillkürlich schielte ich zu ihm hinüber, doch der Alte hatte nur sein volles Glas Kognak hinuntergestürzt und hechelte jetzt, wobei er sich die Hand vor den Mund presste. Ich fuhr fort: »Die Menschen wurden höchst wahrscheinlich über unsere Existenz informiert. In dieser Situation habe ich gemäß dem Prager Abkommen das Recht, als stärkster Magier den Oberbefehl über alle anwesenden Anderen zu übernehmen. Über alle Anwesenden!«
    Der rangniedere Dunkle sah seinen höheren Kollegen an. Der runzelte die Stirn, nickte dann aber. »Befehlen Sie, Hoher«, sagte er.
    »Vollständige Evakuation der Wachen«, ordnete ich an. »Alle Unterlagen und magischen Artefakte müssen vernichtet werden. An die Arbeit!«
    »Wie sollen wir verschwinden?«, fragte der junge Dunkle. »Stellen wir einen Schild auf?«
    »Ich fürchte, sie haben magisch manipulierte Kugeln«, antwortete ich mit einem Kopfschütteln. »Wir können nur durchs Zwielicht verschwinden.«
    »Oh, Afandi war bereits im Zwielicht!«, rief der Alte laut aus. »Afandi kann ins Zwielicht eintreten!«
    »Afandi, du kommst mit mir und Alischer mit«, befahl ich. »Die übrigen …«
    Alischer warf mir einen besorgten Blick zu. »Der Deva …«, flüsterte er lautlos.
    »Die übrigen geben uns Deckung«, fuhr ich fort.
    »Wie kommen wir denn dazu!«, empörte sich der junge Dunkle trotz allem. »Wir …«
    Ich fuchtelte mit der Hand – und der Dunkle krümmte sich, heulte vor Schmerz auf und hielt sich den Bauch.
    »Weil ich es so befohlen hatte«, erklärte ich, während ich ihn von seinen Schmerzen erlöste. »Weil ich ein Hoher bin, und du nur ein Anderer fünften Grades. Verstanden?«
    »Ja.« Bemerkenswerterweise schwang in seiner Stimme nicht einmal mehr Empörung mit. Er hatte versucht, sein Recht durchzuboxen, war bestraft worden und erkannte mich nun als

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