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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Stärkeren an. Später würde er natürlich einen Packen Beschwerden an die Inquisition schreiben. Aber im Moment würde er gehorchen.
    Inzwischen hatten die Wächter angefangen, das Büro zu zerstören. Der höhere Dunkle arbeitete allein, schien aber alles unter Kontrolle zu haben. Die Zerstörungszauber waren von vornherein in den Tresor integriert (aus dem Schloss stieg dicker Rauch auf) und in alle Unterlagen eingearbeitet (die Papiere auf dem Tisch wölbten sich, vergilbten und zerfielen zu Staub). Die Lichten brannten alles eigenhändig ab. Und zwar begeistert: Vor meinen Augen jagte Timur einen perfide angeschnittenen Fireball in den Safe, der glatt durch das Metall schoss und im Innern explodierte.
    »Irgendwie verhalten die sich ziemlich ruhig«, stellte Alischer fest, als er aus dem Fenster spähte. »Gleich werden sie den Rauchsehen …«
    Sie hatten ihn bereits gesehen. Eine durch ein Megafon verstärkte Stimme befahl mit starkem Akzent: »Terroristen! Legen Sie die Waffen nieder und kommen Sie einzeln aus dem Gebäude! Sie sind umzingelt! Wenn Sie Widerstand leisten, werden wir stürmen!«
    »Der spinnt doch …«, stieß Valentina Iljinitschna empört aus. »Uns Terroristen zu nennen!«
    Gleich darauf sprang Alischer vom Fenster weg. Geräuschvoll zersplitterte das Glas. Auf den Boden fiel ein kleiner Metallzylinder, der sich um die eigene Achse drehte.
    »Weg hier!«, schrie ich, ins Zwielicht eintauchend. Nach der Samarkander Hitze empfand ich die Kälte der ersten Schicht als regelrecht angenehm.
    Im selben Moment leuchtete der graue Dunst grell auf. Wie blendend es in der Menschenwelt lodern musste, stellte ich mir gar nicht erst vor. Jenes das Trommelfell zerfetzende Heulen hörte ich im Zwielicht zum Glück nicht.
    Niemals hätte ich gedacht, dass die Blendgranaten der Spezialeinheiten so verheerende Folgen für Andere hatten. Allein Valentina Iljinitschna hatte es noch geschafft, mit mir zusammen ins Zwielicht einzutauchen – und sah jetzt wie eine junge schlanke Frau von höchstens dreißig Jahren aus.
    Die übrigen Wächter irrten hilflos durchs Zimmer: Hier rieb sich einer die Augen, da hielt sich einer die Ohren zu. Eine Blendgranate macht einen für zehn, zwanzig Sekunden blind. Ins Zwielicht würden diese Anderen momentan nicht eintauchen können.
    »Hilf den Jungs!«, schrie ich Valentina zu. Und stürzte zur Tür. Riss sie ein – nicht in der Menschenwelt, sondern im Zwielicht – und schaute in den Hof.
    Klar! Man stürmte bereits. Planlos, aber massiert rannte ein Dutzend Angehöriger der Spezialeinheit zum Eingang, während die Soldaten hinterm Zaun auf die Fenster ballerten. Der
    Angriff erfolgte ohne jede Abstimmung – wie immer, wenn es einem klugen Kopf in den Sinn kommt, eine gemeinsame Einheit aus Milizionären, Armeeangehörigen und Mitgliedern der Spezialeinheiten zu bilden. Ich sah, wie einer von den Leuten der Spezialeinheit die Arme ausbreitete und fiel: Eine Kugel hatte ihn im Rücken getroffen. Vermutlich würde er mit blauen Flecken davonkommen, denn die Stürmenden trugen kugelsichere Westen.
    Dass einige Schützen hartnäckig auf mich schossen, gab mir zu denken. Entweder ging das auf den Klaren Blick oder die Wahre Sicht zurück. Das musste ich sehr, sehr ernst nehmen. Und die Kugeln waren in der Tat nach allen Regeln der Kunst mit Zaubern belegt: Nicht nur, dass sie in der realen Welt und der ersten Schicht des Zwielichts zugleich existierten, sie waren darüber hinaus mit tödlicher Magie vollgepumpt!
    Ich duckte mich. Zum Glück liefen meine Feinde nicht in der Schnellspur, sodass mir der Vorteil der Geschwindigkeit blieb. Ich fuchtelte mit der Hand, gestattete der Kraft, aus meinen Fingerspitzen herauszufließen. Ein Flammenregen ergoss sich auf den Boden, und vor den Angreifern entstand eine Mauer aus rauchendem Feuer. Was ist, Jungs? Seid ihr bereit, durchs Feuer zu gehen?
    Sie waren nicht dazu bereit. Sie stoppten – einer hatte allerdings zu viel Schwung und landete mit dem Gesicht im Feuer, aus dem er heulend heraussprang –, wichen zurück und hoben ihre Maschinenpistolen.
    Natürlich wartete ich nicht, bis sie schossen. Ich stürzte wieder ins Haus, wobei ich unterwegs mit einem Fireball das zweifelhafte Schild der Nachtwache in Schlacke verwandelte. In meinem Blut brodelte das Adrenalin.
    Krieg? Gut! Spielen wir Krieg!
    Die Tür belegte ich mit dem Zauber des Absoluten Riegels. Eigentlich handelte es sich dabei um zwei Zauber, doch der zweite brachte

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