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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ununterbrochene Zurufe, die ihn anfeuern oder auf eine schlimme Stelle aufmerksam machen sollten, ertönten, und wenn er bloß mit einer Hand oder nur mit einem einzigen Fuß Halt nehmen durfte, um den Übergang aus einem Riß in den anderen zu erzwingen, so konnte man die Herzen fast klopfen hören.
    Und je weiter hinauf er kam, desto größer wurde auch die Gefahr.
    Aber nicht ein einziges Mal stieg oder griff er fehl. Es war, als hätte er den Weg schon hundert Mal zurückgelegt und sei mit jedem Fußbreit des Felsens genau und innig vertraut.
    Die Nachricht von dem Unglücke, welches die schöne Polin betroffen hatte, war mittlerweile durch die ganze Stadt gelaufen, und wer nur einigermaßen von zu Hause fort konnte, der eilte hinaus, um Augenzeuge sein zu können.
    Auch der Baron war sofort in die Wohnung der Baronin geeilt, hatte schleunigst anspannen lassen und fuhr mit der alten Dame so weit heran, als es das Terrain erlaubte. Dann half er ihr aus dem Wagen und führte sie vollends hinauf bis in den obersten Bruch.
    Kein Zug in dem Angesicht der kalten, strengen Aristokratin verriet eine Spur von innerer Aufregung, aber ein sorgfältiger Beobachter hätte hinter dem feuchten Glanz ihres Auges die tiefe Angst bemerken können, welche ihr bei gewöhnlicher Gelegenheit starres, durch die Unglückskunde jetzt aber zum Bewußtsein gekommenes Herz erfüllte. Auf dem ganzen Weg hatte der Baron kein Wort gesprochen, aber als er jetzt den unerschrockenen Kletterer bemerkte, stieß er einen lauten Ruf der Verwunderung aus.
    „Wer ist der Mann?“ fragte er einen der Leute.
    „Der Essenkehrer Winter.“
    „Ach dieser“, dehnte er mit einem eigentümlichen Ton der Befriedigung. „Ich kann nichts dagegen haben, wenn er den Hals brechen will. Die Sache könnte anders und besser angegriffen werden!“
    Thomas und Gräßler waren jetzt wieder nach unten gekommen, und da sie eben vor dem Sprecher vorübergingen, vernahmen beide die Worte.
    Rasch drehte sich der Schmied um und schlug dem Baron die große, schwielige Hand derart auf die Schulter, daß er tief zusammenzuckte.
    „Maul halten, Bruderherz! Wie so vieles andere, scheint der da droben ooch diese Sache besser zu verstehen, als Sie. Eegentlich wäre es Ihre Pflicht, sich da noff zu würgen und ich kann mich nich genug wundern, daß Sie so ruhig hier stehen bleiben können. Also, Schatz, nehmen Se sich mit Redensarten in acht, wir sind heut' nich mehr im Tanzsaale!“
    Säumen schien erst jetzt zu erkennen, was sein Verhältnis zu Wanda von ihm fordere. Rasch warf er den Überrock ab und trat einige Schritte vor.
    „Bringt das Seil nach oben. Ich werde mich daran herablassen!“
    „Das wird nich gehen!“ entgegnete ihm Thomas.
    „Warum nicht?“
    „Winter hat's für sich holen lassen.“
    „Aber es gehört dahin, wo es am notwendigsten gebraucht wird!“
    „Und das wird gerade hier bei uns sein.“
    „Wissen Sie, mit wem Sie sprechen?“
    „Noch nich so ganz genau, vielleicht aber erfahre ich's noch!“
    Jetzt erscholl ein lauter, einstimmiger Ruf der Freude. Winter hatte die Höhle erreicht und war in ihrer Vertiefung verschwunden.
    Die Spannung war eine so aufreibende und bedeutende gewesen, daß selbst die Zuschauer einer Erholung bedurften, und diese fanden sie dadurch, daß sie ihrer Beklemmung in lauten Ausbrüchen Luft machten.
    „Nehmt doch Verstand an, ihr Leute!“ rief der Schmied in die schreiende und gestikulierende Versammlung hinein. „Wenn der Winter uns was zurufen will, so hören wir mein' Seel keen' Wort dervon!“
    Augenblicklich trat die gewünschte Stille ein; aber der erwartete Zuruf blieb aus.
    Aller Augen hingen an der Mündung der Höhle. Da endlich bewegte sich oben das Gebüsch, und ein Kopf kam zum Vorschein.
    „Er hat se neingezogen, und nun ist er wieder draußen und wird die Schnüre runterlassen.“
    „Nee, das ist der Winter nich, das is alleweile de Polin selber. Potz Himmel und Wolken, is das een Mädel. Se will sich de Passage erst selber ansehen. Die hat keene Spur von Schwindel im Blute. Aber se is doch nich so ganz und gar billig weggekommen; seht ihr's, daß se sich den Kopp verbunden hat?“
    Jetzt zog sie sich wieder zurück, und kurze Zeit darauf vernahm man laute Hammerschläge.
    Eine Weile, nachdem dieselben verklungen waren, rief Thomas:
    „Guckt 'mal! Is das nich der Faden, der da 'runter kommt? Ja wirklich. Er hat eenen Steen daran gebunden, daß er nich fliegen soll. So, da haben wir ihn. Er is

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