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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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fast körperlich spürbar. Mit grimmiger, stiller Miene kehrten alle an ihre Arbeit zurück.
    » Wo ist Tromsdorff?«, erkundigte sich Faris.
    » Musste beim Innensenator antanzen«, erklärte Marc. » Zusammen mit Geiger und den anderen Abteilungsleitern.«
    Faris nickte. Dann wandte er sich endgültig der Fallwand zu.
    Eine Art Mindmap beschäftigte sich mit der Explosion der Gartenlaube. Sämtliche Infos, die es dazu gab, waren in eilig gezogenen Kringeln zusammengefasst. Für eine Weile blieb Faris’ Blick an den Worten haften, die Paul am Vortag geschrieben hatte. Seine Schrift war schwungvoll, so typisch Paul, dass Faris sich für einen Moment lang kaum rühren konnte. Bilder und Erinnerungen brandeten über ihn hinweg.
    » Hey.« Jemand berührte ihn an der Schulter, und er kämpfte sich aus der Vergangenheit zurück. Gitta stand neben ihm. Sie hatte ihre farbenfrohen Gewänder von gestern gegen welche in gedämpftem Dunkelblau getauscht. Wahrscheinlich war das die düsterste Farbe, die sie in ihrem Kleiderschrank hatte, vermutete Faris.
    Unwillkürlich blickte er an seinem eigenen schwarzen T-Shirt hinunter.
    » Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Gitta leise.
    Nichts ist in Ordnung!
    Faris verbiss sich die Antwort. » Ja.« Er wollte etwas hinzufügen, als Ben an seinem Tisch ein zufriedenes » Na also!« ausstieß.
    Alle Augen richteten sich auf ihn. » Was hast du?«, fragte Shannon.
    Er deutete auf seinen Monitor. » Das ist der Schaltplan, den wir auf Alexanders Computer gefunden haben. Ich glaube, es könnte ein Plan von dem Herzmonitor sein, an dem Ellwanger hängt. Auf dem Video ist das Ding kurz zu sehen. Es ist mir gelungen, eine Ausschnittvergrößerung von einer Einstellung zu machen.« Er hielt einen Farbausdruck in die Höhe, der neben seiner Tastatur gelegen hatte. Ziemlich verschwommen, aber trotzdem erkennbar befand sich darauf ein Firmenlogo. MedicCare, las Faris.
    » MedicCare hat ihren Hauptsitz in Osteuropa«, fuhr Ben fort. » Genauer in der Ukraine. Die sind uns eine Stunde voraus, und ich habe da heute Morgen zum Glück schon jemanden erreicht. Ich habe mit einem der Entwickler telefoniert.« Er sah die Kollegen der Reihe nach an. » Wusstet ihr, dass die dort fast alle Deutsch sprechen?« Als niemand darauf antwortete, räusperte er sich. » Jedenfalls habe ich den Leuten den Plan zugemailt, und eben haben sie sich gemeldet. Es ist tatsächlich ein Originalschaltplan von einem ihrer Geräte.« Er verstummte und grinste breit.
    » Und?« Faris war nicht ganz klar, was sie mit diesem Wissen anfangen sollten. Den anderen erging es ebenso, das konnte er an ihren fragenden Gesichtern ablesen.
    » Ich habe den Technikern dort unser kleines Problem geschildert«, fuhr Ben fort. Er wirkte gereizt, weil er eine Erklärung liefern musste. » Sie haben sich den Plan genauer angesehen und mir erklärt, wie der Täter die Bomben zum Explodieren bringen will. Das ist ein Haufen technischer Kram, ich verschone euch besser damit. Wichtig ist: Die Typen bei MedicCare sind sich sicher, dass man den Monitor einfach nur ausschalten muss, um zu verhindern, dass er den Detonationsimpuls sendet.« Triumphierend sah er sich um.
    » Schön«, knurrte Shannon trocken. » Dann müssen wir das Ding jetzt nur noch finden.«
    Ben zog den Kopf ein, doch gleich darauf zuckte er gleichgültig die Achseln. » Das ist eure Aufgabe«, murrte er. Er verzog sich hinter seinen Rechner und vergrub sich wieder in seinen Daten und Programmen. Wie so oft, wenn er glaubte, gute Arbeit geleistet zu haben, die von den anderen nicht gewürdigt wurde, wirkte er beleidigt.
    Bevor einer von ihnen etwas sagen konnte, klingelte in Gittas Büro das Telefon. Sie eilte zum Hörer.
    » Im Ernst?«, rief sie gleich darauf aus. » Das ist ja super!« Als sie auflegte, glitt ein Ausdruck grimmiger Befriedigung über ihr Gesicht. » Das war Tromsdorff.« Sie presste die Hände flach gegeneinander und berührte mit den Zeigefingern ihre Lippen. » Sieht so aus, als hätten die Kollegen vom Bezirk Kreuzberg einen jungen Mann aufgegabelt, der Alexander sein könnte. Sie bringen ihn eben her.«
    Während sie darauf warteten, dass der Verdächtige gebracht wurde, nutzte Faris die Zeit, um sich in der Dig AA die neuesten Akteneinträge anzuschauen. Noch immer brachte er es nicht fertig, sich an Pauls Schreibtisch zu setzen, und so hatte er Marc gebeten, ihm seinen alten Platz zu überlassen. Marc hatte stumm genickt, seine schwarze Kaffeetasse

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