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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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U-Bahn gesagt hatte. » Als ich wissen wollte, warum er das tut, sprach er von einem Gottesurteil. Und von einem Fanal.«
    Tromsdorff lehnte noch immer am Falltisch. Sein T-Shirt schimmerte blütenweiß. » Erinnere dich an den genauen Wortlaut!«, befahl er.
    Faris schloss die Augen. Die verzerrte Stimme des Mannes begann in seinem Hinterkopf zu wispern, und er zitierte sie. » Ich fragte ihn: ›Warum?‹ Und er meinte: ›Vielleicht will ich ein Fanal.‹Himmel, die ganze Zeit klang er, als müsste er sich ein Lachen verbeißen. Und dann meinte er noch: ›Finde den Mann am Kreuz, Faris. Oder… as-samu alaikum . ‹«
    » Diese Floskel«, nahm Paul nun wieder den Faden auf. » Bringt sie uns vielleicht weiter?«
    » Nein!«, warf Ben ein.
    Tromsdorffs Augenbraue hob sich. » Warum bist du dir da so sicher, Ben?«
    » Weil der Mistkerl tatsächlich die Dig AA gehackt hat, genau wie wir vermutet haben. Die Kollegen von der IT haben es mir gerade gemailt. Sie hatten es bisher noch gar nicht gemerkt. Der Kerl ist echt gut. Und ich fürchte, er kennt jede Einzelheit des Museumsfalls.« Ben lehnte sich zurück und verschränkte die Arme im Nacken. Er war wütend, das war ihm deutlich anzusehen. Bei der Einrichtung des digitalen Aktenarchivs war er an der Erstellung der Firewall beteiligt gewesen.
    Faris ahnte, dass er den Hackerangriff des Täters auf ihre Server als persönliche Beleidigung auffasste. » Kann die IT rausfinden, von wo der Angriff erfolgte?«, fragte er.
    Ben schüttelte den Kopf. » Sie versuchen es, aber vermutlich schaffen sie es nicht innerhalb der nächsten vierzig Stunden.« Er rümpfte die Nase, dann schnaubte er. » Sagte ich schon, dass der Kerl gut ist?« In seiner Stimme klang widerwillige Anerkennung mit. » Und da ist noch was.« Er deutete auf das Standbild des Gekreuzigten.
    Einige Sekunden ließ er verstreichen, bevor er fortfuhr: » Er ist nicht allein!«

9. Kapitel
    Alexander
    Das Licht, das der Engel ausstrahlte, tat ihm in den Augen weh. Er zögerte, doch dann wagte er erneut, einen Schritt vorzutreten, obwohl der Engel es ihm verboten hatte.
    Zu seiner Überraschung wurde er nicht zurechtgewiesen. Das Licht umgab ihn grell und warm. Es prickelte fast ein wenig auf seiner Haut, genauso wie das der starken Scheinwerfer, die sie in der Kirche aufstellten, wenn sie ein Krippenspiel aufführten. Was, wenn es gar kein himmlisches Leuchten war?
    Alexander streckte die Hand aus.
    Was, wenn sich in dem Licht kein Bote Gottes befand, sondern nur ein Mensch? Hatte er nicht menschliche Umrisse zu sehen geglaubt? Umrisse ohne Flügel.
    Entsetzt von sich selbst, schüttelte er den Kopf über seine Gedanken. Schließlich hatte der Engel sich ihm doch zu erkennen gegeben! Er schlug sich gegen die Schläfe. Immer diese furchtbaren aufsässigen Gedanken! Wieso nur fiel es ihm so viel schwerer zu glauben als seinem Vater?
    Er wich vor dem Licht zurück, das von einer Ecke direkt neben der Tür ausstrahlte. Schlagartig verspürte er das Bedürfnis, aus diesem niedrigen gefliesten Raum zu flüchten, aber um das zu tun, müsste er direkt auf das Licht zugehen. Und obwohl er genau das eben ansatzweise getan hatte, erschien ihm der Gedanke auf einmal unmöglich. Zitternd zog er sich in die entfernteste Ecke zurück.
    » Warum bin ich nicht wie du, Papa?«, fragte er.
    Aber der Gekreuzigte reagierte nicht.
    Alexander hob das Kinn. » Engel?«
    Er erhielt keine Antwort.
    ***
    » Wie, der Täter ist nicht allein?«, fragte Faris. » Wie kommst du darauf?«
    Statt ihm eine Antwort zu geben, ließ Ben erneut den Film des Anrufers ablaufen. » Seht hin«, forderte er seine Kollegen auf.
    Faris kniff die Augen zusammen, aber trotzdem erkannte er nicht sofort, was Ben meinte. Es war Shannon, die es als Erste sah.
    » Der Zoom, stimmt’s?«
    Und bevor Ben nicken konnte, hatte auch Faris begriffen: Die Kamera stand offenbar auf einem Stativ, jedenfalls wackelte sie nicht. Aber sie zoomte gezielt an einzelne Details der Szenerie heran, an das Gesicht des Gekreuzigten und an seine Hände, als die Nägel hindurchgetrieben wurden. Jemand musste die Kamera bedienen, während der Mann mit der Kapuze den Hammer schwang.
    Sie hatten es nicht mit einem Täter zu tun, sondern mit zweien!
    Für eine Weile sagte niemand ein Wort. Schweigend nahm Paul erneut den Stift zur Hand und schrieb an ihre Fallwand: zwei Täter??? Er überlegte kurz, dann wischte er die drei Fragezeichen wieder aus.
    » Also gut.« Tromsdorff stieß

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