41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)
gut.“
„Da wir nun das Wichtigste besprochen hätten, können wir nun endlich damit beginnen uns zu betrinken?“ Alette trommelte ungeduldig mit ihren Fingernägeln auf die Tischplatte. Louise zündete sich eine Zigarette an, inhalierte kurz und ließ den Rauch genüsslich zwischen ihre Lippen gleiten.
„Ich bin zu Allem bereit“, verkündete sie, „Marta, ich lade euch heute ein, schreib alles auf mein Konto.“
Marta sprang auf. „Ich hole den Stoff, aus dem die Träume sind!“ Sie hantierte geschickt an der Bar mit Gläsern und Flaschen, offenbar versuchte sie sich an einer brandneuen Cocktailrezeptur.
Louise beugte sich nach einem schnellen Blick zur Bar über den Tisch zu Alette und flüsterte leise: „Ich würde dich morgen gerne einladen, zu deinem Geburtstag. Um acht im Ritz.“ Marta kam mit einem Tablett mit exotisch dekorierten Gläsern zurück.
Alette nickte nur verblüfft.
Dienstag
Marcel
Der junge Polizeischüler hatte Marcel für die Nacht bei sich zu Hause untergebracht. Er wohnte noch bei seinen Eltern und Marcel durfte seine kleine Schlafkammer neben dem Elternschlafzimmer benutzen, er selbst schlief auf dem Sofa im Wohnraum. Er weckte Marcel mit einem zaghaften Klopfen an seine eigene Zimmertür und nach einem herzhaften Frühstück im Kreise der freundlichen Familie brachte Marcel den Jungen zum Polizeirevier zurück und fuhr selbst nochmals zum Hafen, um ihn bei Tageslicht genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nach drei Stunden ziellosen Umherschlenderns im Hafenviertel hatte er noch immer keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Er beschloss, nach Paris zurückzufahren, diesmal aber nicht auf schnellstem Wege, sondern über die beschauliche Landstraße entlang zahlloser Gehöfte, Äcker und Weingüter.
Vielleicht konnte er ja dort noch Anhaltspunkte finden, die er mit Louise in Zusammenhang bringen konnte.
Auf der Stadtautobahn herrschte reger Verkehr und er kam nur mühsam und zäh vorwärts. Schwere Frachttransporter rollten in enger Kolonne über den heißen Asphalt und die Luft flimmerte.
Marcel fuhr zwar auf der Überholspur, kam jedoch nicht viel schneller voran als die Fahrzeuge neben ihm. Die Fahrt langweilte ihn. Er beobachtete die tonnenschweren Sattelzüge und stellte erstaunt fest, dass sie aus aller Herren Länder stammten. Auch Schriftzüge und Kennzeichen waren darunter, die er keinem Land zuordnen konnte, weil er entweder fremdartige Buchstaben nicht zu entziffern wusste oder ihm Länderkürzel unbekannt waren.
Während er darüber grübelte, welche Waren sich wohl hinter den riesigen Planen und Containern verbergen mochten, fuhr er langsam an einem blau-weißen Frachtzug vorbei und wäre beinahe auf seinen bremsenden Vordermann aufgefahren, so fasziniert und überrascht war er von der mannshohen Aufschrift.
„De Poort“ stand in dunkelblauen, überdimensionalen Lettern auf der schneeweißen Seitenplane des Sattelzuges geschrieben.
Louise
Louise lag mit geschlossenen Augen in ihrem Bett und versuchte sich daran zu erinnern, wie viele von Martas höllischen Cocktails sie getrunken hatte, bevor sie sich zum ersten Male übergeben musste. Doch so sehr sie sich auch abmühte, sie konnte sich einfach nicht erinnern. Eigentlich spielte es auch gar keine Rolle. Ein pelziger Gaumen, schwere Augenlider und hämmernde Kopfschmerzen ließen darauf schließen, dass es eindeutig zu viele davon waren. Sie würde sich mühsam durch ihren Tag schleppen müssen, der vollgestopft war mit Terminen und Vorhaben, die keinen Aufschub – und schon gar nicht wegen sinnloser, aber gemütlicher Trunkenheit – duldeten.
Sie zwang sich, ihr Bett zu verlassen und stöhnte bei jeder Bewegung leise auf. Undefinierbare Schmerzen schossen durch ihren ganzen Körper und selbst die Haarspitzen schienen stechende Botschaften an ihr schwammiges Gehirn zu senden. Dennoch bereute sie nicht eine Sekunde des vergnüglichen Abends mit Alette und Marta. Sie hatten bis in die frühen Morgenstunden durchgehalten und mit jedem Drink hatte Marta den Anteil von Fruchtsäften, Tonics oder Wasser zu Gunsten einer großzügigen Ration an Alkohol verringert. Am Ende hatten sie auf Fruchtsäfte und dergleichen anderes geschmackloses Zeug komplett verzichtet und nur mehr reinen Rum, Gin oder Wodka genossen.
Glücklicherweise kamen derartige Ausschweifungen nur sehr selten bei Louise vor. Sie hasste dieses taube Gefühl am Tag danach und gerade heute musste sie einen klaren Kopf bewahren.
Noch bevor sie sich
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