41 - Scorpio in Flammen
geschmeidigen Sprung hatte ich das Schanzkleid überwunden und stand an Deck. Der Khibil war ein Hamaler. Hamal und Vallia waren lange Zeit Todfeinde gewesen. Erst vor kurzem hatten der Herrscher Nedfal und ich den Streit beigelegt und unser Bündnis verkündet. Alte Wunden schmerzten noch immer. Alte Feindschaften waren nicht mit einem Federstrich oder einem Handschlag aus der Welt geschafft worden. Nun galt es, den Rücken im Auge zu behalten.
»Lahal, Majister«, sagte er ein zweites Mal. Er war übertrieben förmlich. »Erlaub mir, mich vorzustellen. Ich bin Jiktar Taranto ham Armit, Rango von Firthlad.« Er zeigte anmutig auf die Frau, die leise neben ihn getreten war. Ihre Gesichtszüge strotzten vor Khibil-Gesundheit: fuchsartig, gerissen und voller Selbstbewußtsein. »Meine Schwester, die Rangicha Taranta.«
»Majister«, sagte sie mit kräftiger Stimme. »Lahal.« Sie hätte genausogut einem flüchtigen Bekannten auf der Straße einen Gruß über die Schulter zurufen können.
»Lahal, Rangicha.«
Sie zog die Augenbrauen zusammen. Ich war höflich, das schon. Doch es hätte ihr viel besser gefallen, wenn ich sie als Dame Taranta angesprochen hätte. Solch winzigen Nuancen der Etikette können heikle Schwierigkeiten zur Folge haben.
Um die unterschwellige Spannung aufzulockern, schaute ich mich um, doch ich konnte mich nicht beherrschen und mußte den Ranga noch ein bißchen ärgern. »Dein Schiff sieht aus, als stehe es unter fähiger Führung.«
»Danke, Majister. Ich bin abkommandiert worden, dich zu Flottenadmiral Harulf ham Hilzim zu bringen.«
»Abkommandiert?«
»Ja, ich habe dich gesucht. Es war Zauberei im Spiel.«
»Ah, ich verstehe.« Und das stimmte auch. Deb-Lu hatte mit seinem Kollegen in Hamal Kontakt aufgenommen, und der hatte die hamalische Flotte verständigt. Der Admiral hatte dann diesem hochnäsigen Khibil befohlen, loszufliegen und mich aufzunehmen.
»Steht die Schlacht bevor?« fragte ich.
»Ja, Majister. Die Schturgins haben eine große Streitmacht versammelt.«
Falls das der Grund für seine Abneigung war, dann konnte ich erleichtert sein. Ich war sicher, daß wir schnellstens wieder zur Flotte stoßen würden, rechtzeitig zum Kampf. Allerdings hegte ich meine Zweifel, ob das seinen Groll erklärte. Vermutlich hatte er mit aller Kraft für die verrückte Herrscherin Thyllis gekämpft und bis zum Ende des Feldzuges jedem Ansturm widerstanden. Als sich dann jede andere Alternative als ungünstig erwies, hatte er die Seiten gewechselt und sich Nedfar angeschlossen. Aber er haßte die Vallianer noch immer.
Ich fragte mich, warum der alte Harulf ham Hilzim den Khibil Taranto ham Armit zu meiner Rettung ausgesucht hatte. Während meiner Zeit in Ruathytu hatte ich mit Hilzim wenig Kontakt gehabt; ich kannte ihn nur vom Sehen.
Soweit ich wußte, stand er Nedfar loyal gegenüber. Doch genausogut konnte es sein, daß das Gegenteil der Fall war. Vielleicht gab es eine Verschwörung, um Nedfar zu stürzen und eine Marionette auf den Thron zu setzen, die von einer Gruppe unbelehrbarer hamalischer Nationalisten gelenkt wurde. Das würde Nedfars Sohn Tyfar in Gefahr bringen, und mit ihm meine Tochter Lela. Den voller Ablehnung steckenden Khibil Taranto behielt ich besser im Auge.
Ich hatte nicht vergessen, daß er die Strickleiter verdammt hoch und peitschend hatte baumeln lassen.
Trotz der vielen Probleme, denen ich hier in Loh begegnete, Probleme, die einen klugen Mann eine lange Zeit beschäftigen konnten, erhoben neue Schwierigkeiten, die in alten Kämpfen ihren Ursprung hatten, ihr aus Zweifeln und Verdächtigungen bestehendes häßliches Haupt. Ich würde mich im Lauf der Zeit mit allem befassen müssen.
Während der Voller mit rasender Geschwindigkeit Dwaburs hinter sich ließ – der Flieger trug den Namen Dovads Perle –, zwang sich Rango Taranto zur Höflichkeit.
Zweifellos würde es lange dauern, bis er die Zeit in Hamal überwand, da Apim und Diff ihre alte Freundschaft vergaßen und man Diffs mit Mißtrauen begegnete und ihnen Machtpositionen verweigerte. Mein Klingengefährte Rees hatte unter diesem ekelhaften Chauvinismus leiden müssen. Die Situation war nur dadurch gerettet worden, daß Hamal alle Ressourcen für den Krieg gebraucht hatte, wenn es überleben wollte. Toleranz gegenüber Diffs jeglicher Rasse war für mich ein Zeichen des kulturellen Niveaus und der Zivilisation eines jeden Volkes.
Nun, man sorgte in annehmbarem Rahmen für meine Behaglichkeit,
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