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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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offenlassen, die nach einem stinkend schmutzigen Hof führte. Als einziges Möbel gab es eine Strohmatte, auf die man sich setzen konnte, wenn man so kühn war, dies zu wagen. Als wir hier eine halbe Stunde zugebracht hatten, brachte man uns einen alten Krug voll abgestandenen Wassers, welches nicht zu trinken war. Auf unsere Fragen konnten wir weiter nichts erfahren, als daß dieses Wasser alles sei, was man uns bieten könne, denn wir seien ja Christen, aber doch keine Moslems. Aus diesem Krug werde nun niemand mehr trinken, weil er von uns verunreinigt worden sei. Das war die Gastfreundschaft eines ‚toleranten‘ Moslems. Wie mochte es um diejenige eines intoleranten beschaffen sein?! Ich ließ Mustafa Bustani zu mir bitten. Er kam und brachte Thar mit. Er entschuldigte sich. Man hatte ihm mitgeteilt, daß man uns ganz standesgemäß untergebracht und für uns gesorgt habe. Wir teilten ihm mit, daß wir nun doch zum Juden Eppstein gehen würden, und Thar war sofort entschlossen, uns zu begleiten. Sein Vater hatte nichts dagegen. Er konnte sich uns nicht so, wie er wünschte, widmen. Nun er einmal da war, hatte sich die Notwendigkeit geschäftlicher Besprechungen und Besuche herausgestellt, die ihn ganz in Anspruch nahmen und bei denen ihn der Knabe nichts weiter als nur stören konnte. Er war uns also dankbar dafür, daß wir ihn mitnehmen wollten. Zunächst aber schlug er vor, zu dem Araber zu gehen, der den Sattel zu verkaufen hatte. Die Reise sei dieses Sattels wegen unternommen worden, und darum verstehe es sich ganz von selbst, daß diese Angelegenheit zuerst erledigt werde. Da fragte meine Frau: „Ist es denn heut, am Freitag, erlaubt zu kaufen und zu verkaufen?“
    „In diesem Fall, ja“, antwortete er. „Wir wohnen nicht hier, sondern wir sind Passanten und können nicht warten.“
    „Aber wir sind doch auch in Beziehung auf die Gastlichkeit Passanten, die nicht warten können! Warum ist der Islam nachgiebig, wenn es sich um Geldverdienst handelt, aber rücksichtslos und hart, wenn es darauf ankommt, dem Nächsten Liebe und Güte zu erweisen?“
    „Ich bitte, meinen Geschäftsfreund nicht mit dem Islam zu verwechseln!“ bat Mustafa Bustani. „Für den Islam gehört die Gastfreundschaft zu den Tugenden, die keinem Menschen erlassen sind.“
    „Auch gegen Andersgläubige?“
    „Auch gegen Christen, Juden und Heiden.“
    „Wie es nur kommen mag, daß die Bewohner von Hebron die vom Islam vorgeschriebenen Tugenden nicht üben und sich trotzdem oder vielmehr grad darum für tadellose Bekenner des Propheten halten?“
    „Diese Frage kann wohl niemand beantworten.“
    „O doch!“ fiel ich ein.
    „Wer?“ erkundigte er sich.
    „Unser Thar hat sie beantwortet.“
    „Wann?“
    „Heut früh, als er mit dem Ferik-Pascha sprach.“
    Der Bub hatte uns zugehört. Als er jetzt erfuhr, daß er eine Frage beantwortet habe, von der sein Vater meinte, daß niemand sie beantworten könne, fühlte er sich in hohem Grad wichtig und rief bestätigend aus:
    „Ja, das ist richtig! Ich weiß immer mehr als andere Leute! Darum werde ich von unserer Köchin und von ihrem Mann stets nur der ‚Auserwählte‘ genannt. Was habe ich denn gesagt, Effendi?“
    „Du hast die Bewohner von Hebron als Kananiter bezeichnet, zwar nur bildlich, aber doch nicht ohne wirklichen Grund.“
    „O ja! Gründe habe ich stets!“
    „Sie sind nämlich nur äußerlich Moslems, innerlich aber noch immer Kananiter. Die Feinheiten des Mosaismus und des Islam sind an ihnen vorübergegangen und nur der Bodensatz blieb haften.“
    „Das muß ich mir merken, Effendi, weil ich der erste bin, der es gesagt hat. Den Mosaismus, den vergesse ich nicht, und den Islam auch nicht. Aber wie hießen denn eigentlich die Kananiter alle?“
    „Man versteht unter ihnen die Hethiter, die Jebusiter, die Girgasiter, die Heviter, die Amoniter, die Siniter, die Arkiter, die Zemariter, die Arvaditer, die Hamathiter und die Bewohner von Sidon. Diese Namen aber wirst du wohl nicht lange behalten.“
    „So hast du hier mein Merkbuch. Bitte, schreib sie mir ein!“
    Er zog ein kleines Notizbuch aus der Innentasche seiner Weste und gab es mir. Ich sah hinein. Was da stand, machte mir Freude. Ich sah, daß er ziemlich richtig schrieb und sich bisher nur ernste Dinge aufgezeichnet hatte. Ich fügte die elf Namen hinzu und gab es ihm dann zurück. Er begann sofort, sie durchzulesen, um sie sich einzuprägen. Der Vater ging mittlerweile zum Wirt, seinen Dank für

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