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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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scheiden jetzt in Frieden; wünschen wir um Ihretwillen nicht, daß wir uns auf offener See wiedersehen, denn dann würde ich es sein, welcher aufspielen läßt, aber zu einem weniger friedlichen Tanz. Kapitän Sarald mag jedoch überzeugt sein, daß sein Schiff der einzige Engländer ist, den Robert Surcouf betreten hat, ohne ihn ins Schlepptau zu nehmen. Er hat dies den Frauen zu verdanken. Leben Sie wohl!“
    Fünf Minuten später flog der ‚Falke‘ mit vollen Segeln hinaus in die offene See; die Kapitäne kehrten auf ihre Fahrzeuge zurück, um die Erfahrung reicher, daß Frankreich einen Seemann besitze, der für einen höheren Wirkungskreis geboren sei. (Auch der Ballabend auf dem englischen Dreimaster ist geschichtliche Tatsache.) Er hatte in ihnen neue und eifrige Verbreiter seines Ruhmes gefunden.
    Wenig über eine Woche später ging in Pondicherry die Nachricht ein, daß Robert Surcouf auf der Höhe von Colombo ein englisches Handelsvollschiff weggenommen habe. Darauf sei er einer Corvette mit fünfundzwanzig Kanonen begegnet, die ihm die Prise wieder abnehmen wollte; aber er habe auch diese Corvette geentert und dann beide Schiffe nach Isle de France gebracht. Diese vollständig verbürgte Nachricht trug nicht dazu bei, die Furcht vor dem kühnen Kaperer zu vermindern. Das indische Gouvernement traf Maßregeln über Maßregeln; es sandte Kriegsschiffe aus, um Surcouf zu fangen oder zu töten; es setzte sogar einen hohen Preis auf seinen Kopf, aber diese Bemühungen blieben ohne allen Erfolg.
    Napoleons Plan, England in Indien anzugreifen, war an der Unfähigkeit seines Admirals gescheitert. Und hier brachte ein einzelner Mann, der nur ein kleines Fahrzeug befehligte, einen Schrecken über alle indischen Besitzungen des stolzen Albion, einen Schrecken, welcher den Handel Englands ungemein schädigte, da man sich mit reicher Fracht kaum mehr in jene Breiten getrauen und die Versicherungsbanken ganz bedeutende Prämien forderten, ehe sie die Garantie einer Ladung übernahmen, welche nach dem Jagdgebiet Surcoufs bestimmt war.
    Natürlich war der Ruf seiner Taten längst nach Frankreich gedrungen, besonders durch den Gouverneur von Mauritius, bei welchem er seine Prisen zu deponieren pflegte, und von welchem auch die daraus gelösten Summen nach Paris übermittelt wurden. Man ward auf ihn aufmerksam; die Marinebehörde trat unter der Hand mit ihm in Unterhandlung; sie ließ ihm durch dritte und vierte Stellen immer höher steigende Anerbietungen machen; er aber tat, als ob er diese Offerte nicht verstehe oder nur für eine leere Phrase halte.
    Da plötzlich tauchte das Gerücht auf, daß ein berühmter englischer Parteigänger mit Kaperbriefen nach Indien gekommen sei, um sich den auf Surcouf gesetzten Preis zu verdienen. Er hatte sein Schiff ‚Eagle‘ (Adler) genannt, um anzudeuten, wie sehr er dem ‚Falken‘ überlegen sein werde. Dieser Kapitän hieß Schooter, hatte eine sehr bewegte Vergangenheit hinter sich und war besonders berüchtigt durch die Härte, mit welcher er die Disziplin seines Schiffes handhabte.
    Die Wahrheit dieses Gerüchtes erwies sich, denn man hörte sehr bald, daß Schooter einige kleine französische Kauffahrer weggenommen hatte. Die Mannschaft derselben hatte er über die Klinge springen lassen, trotzdem sie völlig unbewaffnet in seine Hände gefallen war. Diese Grausamkeit verstieß gegen alles völkerrechtliche Übereinkommen und rief die Mißbilligung aller menschlich Denkenden hervor; noch entrüsteter aber wurde man über ihn, als man erfuhr, daß er einen förmlichen, und zwar mitleidslosen Krieg mit allen Menschen führe, die Franzosen waren. Er suchte die Inseln der Küste des Indischen Ozeans förmlich ab, und fand er in irgendeiner Niederlassung einen Ansiedler französischer Nationalität, so war es um diesen und sein Eigentum geschehen. Ganz besonders hatte er es auf die Missionare katholischen Bekenntnisses abgesehen. Fiel ein solcher Glaubensbote in seine Hände, so war derselbe unbedingt verloren; man erzählte sich sogar, daß er solche Gefangene gewöhnlich den wilden Inselbewohnern ausgeliefert habe, wo sie vor dem Tod die raffiniertesten Leiden zu erdulden gehabt hätten. Auf diese Weise verschwand damals mancher Priester der Mission, welcher sich vereinzelt in jene Breiten gewagt hatte, und während er auf Borneo, Célebes oder Timor einem fürchterlichen Schicksale erlag, glaubten die Seinen ihn so lange auf einer jenen Inseln in voller, christlicher

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