Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sie dir aber zu Todfeinden gemacht; sie werden dir nach dem Leben trachten und nicht eher ruhen, als bis sie es dir genommen haben.“
    „Sie werden es nicht bekommen.“
    „Du sprichst sehr stolz. Doch, solange du dich hier bei uns befindest, bist du sicher. Ihr wollt also unsere Gäste sein?“
    „Die deinigen, ja.“
    „So tretet in mein Zelt und nehmt fürlieb mit meiner Armut. Ihr seid die Beschützten und wir werden eure Kamele tränken und füttern, wenn ihr sie uns anvertraut.“
    „Dir überlassen wir sie gern, denn dein Angesicht ist ein ehrliches und was dein Mund redet, das ist wahr.“
    Er führte uns in sein Zelt, dessen Ausstattung allerdings nicht auf Reichtum schließen ließ. Wir bekamen zum Willkommen Wasser, mit Dattelsaft vermischt und dann sahen wir, daß ein Hammel geschlachtet wurde, der am Spieß gebraten werden sollte.
    Das Zelt bestand aus zwei Abteilungen. In der einen saßen wir mit dem Scheik, und in der anderen hörten wir sein Weib hantieren. Sie war als ‚Müllerin‘ beschäftigt, indem sie Negerhirse zwischen zwei Steinen zu Mehl zerrieb. Noch war der Braten nicht fertig, da trat einer der Dorfbewohner herein und meldete:
    „Es ist einer von den Tibbu draußen, der mit dir sprechen will, o Scheik.“
    „Er mag hereinkommen“, antwortete dieser.
    „Das will er nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Er hat mit dir allein zu reden.“
    „Worüber?“
    „Über diese deine Gäste.“
    „So muß ich erst recht verlangen, daß er hereinkomme, denn sie haben das Recht zu hören, was von ihnen gesprochen wird.“
    „Und wenn er nicht kommt?“
    „So mag er gehen.“
    „Die Tibbu werden dir darüber zürnen!“
    „Mögen sie!“
    „Und sich dafür rächen!“
    „Das kann ich nicht ändern. Der Prophet und das Gesetz der Wüste gebieten, den Gast zu achten und zu beschützen. Dieses Gebot werde ich erfüllen, und sollte es mir das Leben kosten.“
    Der Mann entfernte sich. Ich hatte mich in dem Scheik nicht getäuscht; er war ein braver, ehrlicher Beduine, auf den wir uns verlassen konnten. Wir hörten einen halblauten Wortwechsel draußen; dann kam der Tedetu herein. Er beehrte mich und Ali mit keinem Blicke und fuhr den Scheik in zornigem Ton an:
    „Warum kamst du nicht hinaus, wie ich dir sagen ließ?“
    „Weil ich der Oberste meines Lagers und der Herr und Besitzer dieses Zeltes bin und nichts anderes tue als das, was mir beliebt. Ich ehre meine Gäste!“
    „Auch wir sind deine Gäste, die du zu achten hast!“
    „Wohnt ihr in meinem Zelt? Habt ihr vielleicht das ‚Dakilah‘ zu uns gesagt?“
    „Das brauchen wir nicht. Wir sind freie Tibbu, die keinen Menschen um etwas zu bitten brauchen. Wir sind gewohnt, zu befehlen und daß man diesen Befehlen Gehorsam leistet.“
    Er legte bei diesen Worten die Hand an den Griff seines Messers und seine Miene wurde noch drohender als vorher. Ich sah, daß der Scheik sich eingeschüchtert fühlte; er sagte aber doch, seiner Würde gemäß:
    „Befehlt, wo ihr wollt, doch hier in meinem Duar nicht! Was hast du mir mitzuteilen?“
    „Tahaf, unser berühmter Anführer, sendet mich. Er verlangt die Auslieferung dieser beiden Giaurs.“
    Bei diesen Worten zeigte er auf mich und Ali, doch ohne uns eines Blickes zu würdigen.
    „Ich bin kein Giaur, sondern ein gläubiger Anhänger des Propheten!“ fuhr Ali auf, doch dem Tedetu beliebte es, diesen Worten nicht die geringste Beachtung zu schenken.
    „Willst du mein Gesicht schamrot machen?“ fragte der Scheik. „Welches Gesetz erlaubt, einen Gast auszuliefern?“
    „Es gibt kein Gesetz welches einen Giaur beschützt!“
    „Ich bin kein Giaur!“ wiederholte Ali zornig.
    Jetzt beachtete der Tedetu den Einwand doch: er warf dem Sprecher die verächtlichen Worte zu:
    „Du hast zu schweigen! Wer einem Ungläubigen dient, der ist nicht nur ein Giaur, sondern sogar noch viel verächtlicher als ein solcher. Also, gibst du sie heraus?“
    Diese Frage war wieder an den Scheik gerichtet. Er antwortete in nicht ganz zu verbergender Verlegenheit:
    „Das könnt ihr nicht von mir verlangen!“
    „Wir verlangen es aber! Diese räudigen Anhänger einer anderen Lehre sollen erfahren, daß – – –“
    Er wurde unterbrochen. Ali, welcher, wie bereits bemerkt, kein feiger Bursche war, sprang auf und rief, indem er ihm in die Rede fiel:
    „Schweig! Ich bin kein Anhänger einer falschen Lehre. Weißt du, wer ich bin? Mein Name lautet Ali el Hakemi Ibn Abbas er-Rumi Ben Hafis Omar en-Nasafi

Weitere Kostenlose Bücher