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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sieht. Ich behaupte, man hat diesen Mann aus der Höhe herabgestürzt, ist ihm dann nachgestiegen und hat diejenigen Teile seines Körpers, welche noch unverletzt waren und also verraten konnten, daß es der Graf nicht ist, vollends zerstört.“
    „Ah! Eine wirklich wahnwitzige Idee!“ rief Alfonzo.
    „Er ist nicht zu heilen!“ sagte der Notar.
    Der Zigeuner war erbleicht, und selbst die anderen alle hielten die Ansicht des Deutschen für eine unbegründete und irrige. Dieser aber fuhr fort:
    „Ich werde den Beweis meiner Behauptung sofort antreten.“
    Er entfernte sich eine Strecke weit, hob dort einen Stein auf, brachte denselben dem Alkalden und fragte:
    „Was seht Ihr an diesem Stein?“
    „Blut.“
    „Nein. Es ist kein Blut. Zeigt ihn dem Señor Cielli. Er wird Euch sagen, was es ist.“
    Der Alkalde hielt dem Doktor den Stein entgegen. Dieser konnte nicht anders; er betrachtete ihn und sagte:
    „Es ist kein Blut. Es ist Gehirn. Der Tote wird mit dem obern Teil des Kopfes darauf gefallen sein.“
    „Nein“, antwortete der Deutsche. „Ich werde das Gegenteil beweisen. Folgt mir. Señores!“
    Er schritt der entgegengesetzten Seite, als diejenige war, wo der Stein gelegen hatte, zu und deutete auf eine Vertiefung in dem Boden, in welche der Stein genau paßte.
    „Seht, Señores, hier hat der Stein ziemlich fest in der Erde gelegen; er ist mit Anwendung von einiger Gewalt hinweggenommen worden. Da drüben habe ich ihn gefunden, und dazwischen liegt die Leiche. Man hat ihn also aufgehoben, der Leiche mit ihm den Kopf zerschmettert, so daß noch jetzt das Gehirn an ihm zu sehen ist, und ihn dann fortgeworfen. Derjenige, welcher dies getan hat, ist sehr unvorsichtig gewesen.“
    „Wahrhaftig, es ist so!“ rief der Alkalde erstaunt.
    „Unmöglich! Das ist alles nur Phantasie!“ meinte Graf Alfonzo.
    „Folgt mir nach oben. Señores; ich will Euch noch etwas zeigen!“ meinte Sternau.
    Er stieg voran, und die anderen alle folgten unwillkürlich hinter ihm drein. Oben am Rand der Batería angekommen, wendete er sich rechts und blieb dann an der Kante des steilsten Felsenabfalles stehen.
    „Seht her, Señores!“ sagte er. „Dies ist der Ort, von welchem die Leiche hinuntergefallen ist. Hier hat sie gelegen. Das Gras ist hoch und fett; es hat sich noch nicht wieder aufgerichtet. Der Eindruck hat ganz die Gestalt eines liegenden Menschen. Und um diesen Eindruck rundher haben wir die Tapfen verschiedener Füße. Es ist kein Zweifel; hier sind mehrere Männer gewesen; die Leiche hat hier gelegen und ist dann hinabgeworfen worden. Und dies ist heut in der Nacht geschehen, wie die Deutlichkeit der Spur beweist.“
    „Welch ein Scharfsinn!“ rief der Alkalde.
    „Verdammter Kerl!“ brummte der Notar für sich. Der Zigeuner war noch blasser geworden als vorher. Sternau, der alle Anwesenden scharf beobachtete, bemerkte es und fuhr, gegen den Alkalden gewendet, unerbittlich fort:
    „Ich werde gleich sehen, ob auch Ihr ein wenig Scharfsinn besitzt, Señor. Könnt Ihr wohl erraten, durch wen man am sichersten erfahren kann, wer hier gewesen ist?“
    Der Gefragte dachte eine Weile nach und antwortete dann:
    „Nein.“
    „So will ich es Euch sagen.“ Er trat zum Zigeuner, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte dann: „Durch diesen hier. Er hat die Leiche gefunden; er wird wohl auch Auskunft geben können. Komm mit, Bursche!“
    Er faßte ihn am Arm und zog ihn fort, dahin, wo die Spuren herkamen. Da gab es eine lehmige Stelle, in welcher die Fußeindrücke sehr deutlich zu erkennen waren.
    „Seht Ihr, daß seine Sandalen noch lehmig sind?“ fragte Sternau.
    „Wahrhaftig!“ meinte der Richter.
    „Und daß sein Fuß ganz genau in diese Spur hier paßt?“
    Er zwang Garbo, in die Spur zu treten.
    „Auch das ist wahr!“ konstatierte der Alkalde.
    „Nun. Gitano, rede, wenn du dich verteidigen kannst!“
    Garbo hatte sich gefaßt; er antwortete:
    „Señor, das alles läßt sich sehr leicht erklären.“
    „Nun?“
    „Ich ging mit zwei Kameraden Kräuter sammeln. Wir kamen bis an den Schluchtrand. Dort ruhte ich aus, während sie links weitergingen. Der Eindruck im Gras ist von mir. Señor.“
    „Ah, du bist ein kluger Kerl. Und den Zipfel des Hemdes hast du an einem Dorn hängend gefunden?“
    „Ja“, antwortete Garbo mit erneuter Verlegenheit.
    „Zeige uns diesen Dorn!“
    „Kommt!“
    Er schritt an der Schlucht zurück und suchte, aber vergebens.
    „Ich finde ihn nicht“, sagte

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