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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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habe!“
    „Fort!“ brüllte Cortejo jetzt. „Noch heute verlaßt ihr das Schloß!“
    „Ich habe Kündigung!“ sagte Alimpo, der noch nie einen solchen Mut besessen hatte wie jetzt.
    „Ihr sollt ein Vierteljahresgehalt ausbezahlt erhalten; aber noch heute packt ihr euch!“ –
    Der Pater Dominikaner schritt das Dorf entlang und überlegte, was zu tun sei, um den Aufenthalt des Doktor Sternau zu erfahren. Gräfin Rosa hatte in Manresa nichts erfragen können, also war es doch wahrscheinlich, daß man gegen ihn ebenso verschwiegen sein werde. Er beschloß, in den umliegenden Ortschaften nachzuforschen, ob eine Kutsche gesehen worden sei, welche von vier Gendarmen begleitet wurde. Dies war nun freilich nicht so leicht und ging auch nicht so schnell, wie er gedacht hatte. Zudem war er gezwungen, einmal nach der Höhle zurückzukehren, wo man sich über das Verbleiben des Hauptmanns vollständig im unklaren befand. Er brachte die Nachricht von dem Tod desselben dorthin und wartete die Wahl eines neuen Capitano mit ab. Dann begab er sich wieder nach der Gegend von Rodriganda, um seine Nachforschungen fortzusetzen.
    Endlich gelang es ihm, zu erfahren, daß eine von vier Gendarmen begleitete Kutsche nach Barcelona gefahren sei. Sie mußte dort vor dem Gefängnis gehalten haben, und er beschloß, mit dem Schließer Bekanntschaft anzuknüpfen. Dies war noch schwerer als alles, was er bisher unternommen hatte, aber infolge seines geistlichen Standes gelang es ihm schließlich doch, das Vertrauen des Alten zu gewinnen und Zutritt in dessen Wohnung zu erlangen. Er besuchte ihn sehr oft und wurde nach und nach zu einigen Gefangenen gelassen, welche krank waren und des geistlichen Zuspruches bedurften.
    Endlich erfuhr er auch, daß sich ein gewisser Doktor Sternau unter den Gefangenen befinde.
    Nun begann er, direkt an die Befreiung desselben zu denken. Zu dieser gehörte zunächst Geld. Das hatte er leider nicht. Er sann nach und dachte schließlich an den Kastellan, von dem er unterdessen erfahren hatte, daß er Rodriganda verlassen habe und in Manresa wohne. Er ging zu ihm und wurde mit großer Freude aufgenommen.
    „Gott sei Dank, Ihr seid es, frommer Vater!“ sagte Alimpo. „Ich glaubte bereits, daß Ihr mich und alle unsere Freunde vergessen hättet; meine Elvira sagte es auch.“
    „Ich habe weder Euch noch sie vergessen“, sagte der Dominikaner. „Ich habe vielmehr unausgesetzt daran gearbeitet, Señor Sternau zu befreien.“
    „Señor Sternau? Ah! Ihr wißt, wo er sich befindet?“
    „Ja, ich habe es kürzlich erst erfahren können.“
    „Wo ist er?“
    „In Barcelona.“
    „Was tut er da? Warum läßt er sich nicht sehen?“
    „Er ist gefangen.“
    „Gefangen! Oh! Oh! Hörst du es, meine liebe Elvira?“
    „Ja, ich höre es, mein Alimpo“, sagte die Gefragte. „Daran ist sicher Cortejo schuld!“
    „Kein anderer! Wird er noch lange gefangen sein, frommer Vater?“
    „Er wird niemals wieder frei sein, wenn wir ihn nicht erlösen.“
    „Wir? O wie gern!“ rief Alimpo. „Aber was können wir dabei tun?“
    „Hm, viel und wenig. Habt Ihr Geld, Señor Alimpo?“
    „Geld? Wieviel? Wozu?“
    „Señor Sternau hat natürlich in seiner Gefangenschaft keine Mittel; will er fliehen, so bedarf er des Geldes, um über die Grenze zu kommen, und ich – ich bin ja nur ein armer Diener Gottes, der von den Spenden wohltätiger Menschen lebt.“
    Da sprang Alimpo von seinem Stuhl auf, riß den Kasten einer Kommode hervor, griff hinein und brachte mehrere große, gefüllte Beutel und eine Brieftasche zum Vorschein.
    „Hier, hier, nehmt!“ rief er ganz begeistert. „Ich habe Geld, viel Geld, und Ihr sollt alles haben.“
    „Wieviel ist es?“
    „Vier- oder fünftausend Duros, die Ersparnisse unserer ganzen Lebenszeit. Für den guten Señor Sternau geben wir es gern, sehr gern. Nicht wahr, meine gute Elvira?“
    „Ja“, nickte sie. „Wenn er nur wieder frei ist. Dann kann er vielleicht auch unsere liebe Contezza heilen.“
    „Wo ist sie?“ fragte der Pater. „Wohl in einer Heilanstalt für Geisteskranke?“
    „Nein. Sie ist in Larissa, im Stift der heiligen Veronika, dessen Vorsteherin die fromme Schwester Clarissa ist.“
    „Aber sie gehört doch nicht in ein Stift, sondern in eine Heilanstalt!“
    „Kann sie sich wehren? Die Anstalt soll die Hälfte ihres Vermögens bekommen. Ich habe erfahren, daß Schwester Clarissa mit ihr abgereist ist.“
    „Hat sie sich gewehrt?“
    „Nein. Sie ist ganz

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