42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers
Duros für das laufende und wieder fünfzig für das kommende Quartal, macht zusammen hundertundfünfzig.“
„Der Teufel wird es ihr auszahlen!“
„Redet nicht! Ihr kommt doch nicht frei! Ferner habt Ihr fünf Monate lang für Ihre Verköstigung, für Beleuchtung, Feuerung und anderes, was alles zur freien Station gehört, zu sorgen.“
„Señor“, schrie der Bankier, „wollt Ihr mich tot ärgern?“
„Nein, ich will Euch bloß behilflich sein, den teuren Gast schnell loszuwerden.“
„Ach so! Was ratet Ihr mir?“
„Wie hoch rechnet Ihr die Station für eine Dame?“
„Zwei Duros für die Woche.“
„Das möchte eine schöne Dame sein! Wenn sie auf Eure Kosten in ein Hotel zieht, müßt Ihr wenigstens acht bis zehn Duros bezahlen. Sagen wir also fünf. Das macht in einundzwanzig Wochen hundertundfünf Duros.“
„Señor, ich werfe Euch hinaus!“
„Ich habe nichts dawider, aber dann werdet Ihr die Gouvernante nicht los. Ich werde jetzt zu ihr gehen und sie zu beschwatzen suchen, daß sie auf die freie Station verzichtet und sich mit dem Gehalt begnügt.“
„Mit hundertfünfzig?“
„Ja.“
„Die gebe ich nicht!“
„Gut, so zahlt noch hundert mehr! Mich geht die Sache nichts an. Macht, was Ihr wollt!“
Er drehte sich um, ging zur Tür und öffnete dieselbe.
„Halt!“ rief der Bankier. „Kommt nochmals her! Ich habe mich über dieses Frauenzimmer genug geärgert; ich mag nichts mehr von ihr wissen. Denkt Ihr wirklich, daß sie es nicht anders tut?“
„Nein. Ich an ihrer Stelle würde Euch keinen einzigen Duro erlassen, dessen seid versichert.“
„Ja, Ihr seid ein gewalttätiger und gefühlloser Mensch. Ich sollte Euch die Erziehung meines Jungen gar nicht anvertrauen. Also geht hinauf und sagt ihr, daß sie die hundertfünfzig haben soll, wenn sie auf alles andere verzichtet.“
„Gebt mir das Geld mit!“
„Fällt mir nicht ein!“
„Warum nicht? Der Anblick des Geldes lockt. Wenn sie es sieht, wird sie sich bereden lassen.“
„Nein. Sie wird es nehmen und das andere doch noch verlangen.“
„In diesem Fall werde ich es gar nicht geben.“
„Steht Ihr mir gut dafür?“
„Ich verbürge mich!“
„Gut, so sollt Ihr das Geld haben, in Wechseln.“
„Daraus wird nichts. Da macht sie nicht mit.“
„Sie wird!“
„Nein. Ein Frauenzimmer nimmt keine Wechsel, weil es nicht damit umzugehen versteht.“
„So erhaltet Ihr Banknoten.“
„Ich will Gold oder Silber!“
„Habe ich nicht!“
„So sind wir fertig. Adieu, Don Salmonno!“
Er schritt nach der Tür.
„Halt! Ihr sollt Münze haben! Ihr seid ein ganz schrecklicher Mensch. Es ist nicht zum Aushalten!“
Er suchte die Summe in den schlechtesten Münzen hervor. Sternau nahm das Geld und sagte noch:
„Nun noch eins! Sie mag einen Revers unterschreiben, daß Ihr beiderseits keine Ansprüche voneinander zu erheben habt. Ihr seht also, daß ich sehr auf Euern Vorteil sehe!“
„Ja, vorsichtig seid Ihr, das gebe ich zu. Hier habt Ihr Papier. Schreibt den Revers.“
„Zwei müssen es sein.“
„Warum?“
„Einer für Euch und einer für sie.“
„Meinetwegen.“
Sternau fertigte zwei Exemplare aus, welche Salmonno unterschrieb, dann begab er sich wieder nach oben, wo er die Gouvernante eben beschäftigt fand, an ihre Mutter zu schreiben.
„Nun, was haben Sie erreicht?“ fragte sie.
„Mehr, als ich dachte. Hier haben Sie!“
Er legte ihr das Geld vor.
„Hundertfünfzig Duros!“ rief sie staunend. „Wie haben Sie ihn dazu bringen können?“
„Er hat sich überlisten lassen“, lächelte er. „Bitte unterzeichnen Sie diese beiden Reverse.“
„Wozu?“
„Wenn er hört, daß Sie sofort in eine neue Stellung gegangen sind, ist er imstande, das vorausbezahlte Gehalt wieder zurückzuverlangen. Hier aber erklärt er, daß er keinerlei Forderung an Sie zu machen hat.“
Sie unterschrieb.
„Den einen Revers behalten Sie, und den anderen bekommt Salmonno. Ihn habe ich überlistet, gegen Sie jedoch will ich ehrlich sein. Wollen Sie mir eine sehr große Bitte erfüllen?“
„Wenn ich kann, herzlich gern.“
„Sie haben vorhin eine Summe erhalten, welche für Ihre gegenwärtigen Bedürfnisse ausreicht?“
„Allerdings, Herr Sternau.“
„Geben Sie mir diese hundertfünfzig Duros! Ich brauche sie sehr nötig und zahle sie Ihnen zurück, sobald es mir möglich ist oder sobald Sie diese Summe notwendig brauchen!“
Sie blickte ihn überrascht an. Er war der Mann nicht, der
Weitere Kostenlose Bücher