42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers
sein, und ich meine, daß – – daß ihn der – daß ihn der Teufel – hm, ja, daß ihn der Teufel schon auch so einmal holen könne, gerade wie die Ärzte!“
„Ei, ei, Alimpo!“ drohte die Kastellanin. „So darf man nicht von dem jungen Herrn Grafen sprechen! Das ist sehr respektlos, obgleich auch ich nicht das mindeste dagegen hätte, ja nicht das mindeste, daß ihn –“
„Nun, daß ihn –“
„Ja, daß ihn der Teufel holt!“
„Siehst du!“ rief Alimpo mit unterdrückter Stimme: „Du bist ganz meiner Meinung, meine Elvira!“
„Dieser junge Graf Alfonzo gefällt mir ganz und gar nicht! Er sieht gar nicht aus wie ein richtiger Graf!“
„Nein. Er sieht seinem Vater, unserem gnädigen Herrn, nicht ähnlich. Hast du das nicht auch bereits bemerkt?“
„O ja! Und weißt du, wem er ähnlich sieht?“
„Nun?“
„Diesem alten Señor Cortejo, dem Notar.“
„Ich dachte, du würdest sagen, daß er der Schwester ähnlich sieht.“
Die gute Elvira machte zuerst ein sehr erstauntes Gesicht; dann sann sie ein wenig nach und entschied nachher:
„Wahrhaftig, du hast recht, Alimpo! Auch dieser frommen Schwester Clarissa sieht er ähnlich. Es ist gerade, als wenn der Notar und die Schwester seine Eltern wären! Ist das nicht ganz und gar merkwürdig, mein lieber Alimpo?“
„Ja, allerdings“, stimmte er bei. „Aber ich bin mit meinem Schreibzeug nun fertig geworden.“
„Und ich mit dem Teppich auch. Wollen wir die Sachen nun in das Zimmer unseres Doktors tragen?“
„Ich denke, ja.“
„Nun, so komm!“
Sie traten hinaus auf den Korridor und kamen gerade zur rechten Zeit, um die drei spanischen Ärzte zu sehen, welche den Weg nach den Gemächern des Grafen Emanuel eingeschlagen hatten.
Diese drei Herren zeigten sehr ernste feierliche Mienen. Als sie das Vorzimmer erreichten, fragte Doktor Francas den daselbst anwesenden Diener:
„Wir hören, daß Seine Erlaucht, der gnädige Graf, unwohl sind?“
„Allerdings“, antwortete der Gefragte.
„Wir wünschen, ihn zu sprechen.“
„Der gnädige Herr haben jeden Besuch streng untersagt.“
„Auch den unsrigen?“
„Es ist ein Name überhaupt nicht genannt worden.“
„Nun, so melden Sie uns.“
„Ich möchte es nicht wagen.“
„Warum nicht? Wenn Seine Erlaucht krank sind, so sind wir als Ärzte doch da, ihm unsere Hilfe zu bringen.“
„Ich möchte dennoch von einer Meldung absehen“, meinte der Diener mit höflichem Ton. „Ich habe den Befehl des gnädigen Herrn zu respektieren.“
„Und den unsrigen auch!“ bemerkte der Arzt in strengem Ton. „Wo es einen Kranken gibt, da ist stets der Arzt der Befehlende.“
„Das habe ich auch geglaubt, Señor; aber ich bin eines Besseren belehrt.“
„Wie denn? Durch wen?“
„Zunächst durch Herrn Doktor Sternau und dann durch den gnädigen Herrn selbst. Sie gaben mir, als Sie die Operation vornehmen wollten, den Befehl, keinen Menschen und auch die gnädige Contezza nicht einzulassen, ich gehorchte Ihnen und habe einen Verweis erhalten, wie er mir noch niemals gegeben wurde.“
„Daran sind Sie selbst schuld; hätten Sie die Contezza und diesen brutalen Fremden mit Gewalt abgewehrt, so wäre der ganze unangenehme Fall nicht passiert. Also, werden Sie uns melden oder nicht?“
Der Diener zögerte einige Sekunden und antwortete dann: „Nun wohl, ich will es wagen.“
Er trat in das Gemach nebenan und kehrte bald darauf mit dem Bescheid zurück, daß die Señores eintreten dürften.
„Sehen Sie!“ meinte Francas triumphierend. „Ich ersuche Sie, in Zukunft höflicher mit uns zu sein!“
Der Diener öffnete ihnen die Tür und machte, als sie eingetreten waren, hinter ihnen eine Pantomime, welche nichts weniger als Achtung und Höflichkeit ausdrückte.
Der Graf befand sich in demselben Zimmer, in welchem einige Tage vorher die Operation hatte vorgenommen werden sollen. Er lag in einem mit Samt gepolsterten Ruhestuhl und trug ein bequemes Morgenhabit. Sein Aussehen war allerdings ein angegriffenes, keineswegs aber ein leidendes zu nennen.
Die drei Herren verbeugten sich tief vor ihm, obgleich er von dieser Verbeugung nichts sehen konnte. Der Graf winkte ihnen leicht entgegen, bedeutete sie durch eine Handbewegung, sich zu setzen, und begann dann:
„Señores, Ihr habt wohl gehört, daß ich die Ruhe begehre. Wenn ich Euch trotzdem hier empfange, so mag Euch das ein Beweis meiner freundschaftlichen Gesinnung sein. Was wünscht Ihr, mir zu
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