43 Gruende, warum es AUS ist

mal bei deinem geliebten Coach nachhören, ob der Film für die Kondition gut ist.«
    Â»Unser Coach liebt solche Filme. Am Ende der letzten Spielzeit hat er die ganze Mannschaft zu Vollidioten II eingeladen.«
    Ich starrte dich nur ungläubig an. Al hatte nicht angerufen, nicht einmal, nachdem ich ihn angerufen und gleich wieder aufgelegt hatte, als er sich meldete. Unmöglich, mit ihm über diese Geschichte zu quatschen. Auch in Zukunft nicht. »Das Traurige ist, dass ich keine Ahnung habe, ob du Witze machst oder nicht.«
    Â»Also echt, heute kapierst du definitiv gar nichts. Unvermeidlich – Teufel auch! Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass es so was wie einen Zeitplan nicht gibt. Das ist kein Wettrennen.«
    Â»Okay, aber was hast du dann gemeint? Was steht nächstes Wochenende an?«
    Â»Halloween, du Dummchen.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Na ja, du wirst doch sicher so feiern wollen, wie deine Clique das immer macht, mit diesem pseudointellektuellen Gehabe, eben so richtig – aber das darf ich ja nicht sagen. Du weißt schon.«
    Â»Das ist bloß eine Party, weiter nichts.«
    Â»Bei uns auch.«
    Â»Ja, auf dem Footballplatz, und jedes Jahr fliegen hinterher drei Schüler von der Schule.«
    Du hast erst genickt und gelächelt und dann traurig seufzend auf deinen leeren Teller geguckt, so als würdest du dir am liebsten die gleiche Portion noch einmal reinziehen. »Andy vermisse ich immer noch.«
    Ich seufzte ebenfalls, und du pflanztest deinen Zahnstocher mit Fähnchen exakt auf der Grenze zwischen uns auf. Wer kann schon sagen, wieso die Welt sich auf diese Weise und nicht anders entwickelt hat, aber nach all den Jahren schändlicher alkoholisierter Ausschweifungen bei Highschool-Events hat jedenfalls der Verein Bürger-für-was-weiß-ich-noch-mal endlich beschlossen, sämtliche Highschool-Events zu einem einzigen Morast schändlicher Ausschweifungen an Halloween zusammenzufassen, und zwar auf wechselnden Footballplätzen, und dieses Mal eben auf dem der Hellman High. Die ganze Stadt feiert Halloween nennt sich das. Sämtliche Mannschaften aller Schulen, bis auf die Schwimmer, treten in ihren Trikots auf der Tribüne um irgendwelche blöden Gutscheinpreise gegeneinander an, wobei das Ganze regelmäßig ausartet, Mädchen ihre Tops ausziehen und der komplette Parkplatz irgendwann ein einziger See aus ausgekotztem Bier ist. Die zahllosen Fässchen in den diversen Kofferräumen sind offenbar unsichtbar für die angeblich wachhabenden Trainer, die jedes Jahr im selben Outfit als dicklicher Superman erscheinen, mit Schaumstoffmuskeln, die im Scheinwerferlicht wie krebsartige Wucherungen aussehen. Jedenfalls soweit ich das von den Fotos im Jahrbuch sagen kann, denn hingegangen war ich noch nie, schließlich galt mein Treueeid immer der anderen Fraktion, dem anderen Morast schändlicher alkoholisierter Ausschweifungen an Halloween, zu dem alle Theater- und Kunst- AG s aller Highschools das Geld zusammenlegen, das sie im Laufe des Jahres mit dem Verkauf von Süßigkeiten in den Pausen ihrer Aufführungen von Kein Wort zu Mami! und Sommerwolken und Meine Stadt, deine Stadt und Schockschwerenot! in den Aulen und Mehrzweckhallen der ganzen Stadt verdient haben, um eine Halle zu mieten. Dafür werden dann sämtliche blöden Schülerbeiräte sämtlicher blöder Schulen gezwungen, abwechselnd in einem Raum zusammenzusitzen oder sich per Mail zu zoffen über Motto und Deko und Plakate, ganz zu schweigen von den höchst elaborierten Kostümen mit Federn und raffinierter Mechanik und passenden Dialogen, die auf einer behelfsmäßigen Bühne aufgeführt werden, nur um diese blöden Gutscheinpreise in dem Wettbewerb zu gewinnen, der regelmäßig in eine improvisierte, wollüstige Tanzerei ausartet, wenn wie jedes Jahr Die Schleierschädel die Bühne übernehmen, bis in einem Wirbel aus Trockeneis und Diskokugel die Sonne implodiert, dann spielt die Band Snarl at Me, Sweetheart, und der Sänger sieht sich in der Halle um (während die Kamera seinen schweifenden Blick aufnimmt), bis er eine Naive im Engelskostüm entdeckt, die er nach seinem Auftritt durch eine Wolke von Nelkenzigarettenrauch hindurch zu seinem Leichenwagen führen wird. Ich war es leid, wirklich Spaß gemacht hat es mir nie, aber natürlich bin ich hingegangen, so wie du zu eurer großen Halloween-Fete