Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
gehen.«
    »Mach dir da keine Gedanken.«
    »Wir sind einfach, ich meine, ich mag Mädchen, mit denen man Spaß hat und die mich nicht umzukrempeln versuchen, mich nicht in irgendwelche verdammten Filme schleppen oder in Läden, die in aller Herrgottsfrühe aufmachen, verstehst du?«
    »Ja«, antwortete ich, »und dich würde ich auch nicht dahin mitnehmen.«
    »Ich will mir einfach, du weißt schon, ein lustiges Leben machen. Am Wochenende Spaß haben und unter der Woche beim Training schwitzen.«
    »Schon kapiert.«
    Er legte mir einen Arm um die Schultern wie ein jovialer Onkel. »Ich mag dich«, sagte er, »egal, was die anderen sagen.«
    »Danke«, sagte ich steif, »ich mag dich auch.«
    »Nee«, sagte er, »das nicht, aber du lässt es nicht raushängen. Ich hoffe, ihr bleibt lange zusammen, ehrlich. Und wenn nicht, dann geht’s hoffentlich ohne großes Drama und so ’nen Scheiß ab.«
    »Hm, danke.«
    »Also, jetzt sei nicht gleich verschnupft«, sagte er, leerte sein Bier und machte das nächste auf. »Ich wollte bloß sagen, ihr beide, ihr seid wie diese zwei Planeten, die zusammengekracht sind, als Kind habe ich das mal im Fernsehen gesehen, in diesem Film über irgendwelche blauen Leute und diese irren roten Typen.«
    »Planeten auf Kollisionskurs«, sagte ich. »Ein Film von Frank Cranio. Am Ende sind sie alle violett.«
    »Genau!«, brüllte er, und seine Augen irrten hin und her, so verwundert und erfreut war er. »Das ist das erste Mal, dass ich jemanden treffe, der das weiß.«
    »Das Carnelian zeigt im Dezember ein paar Filme von Cranio«, sagte ich. »Wir könnten ein Double-Date machen, mit Ed und deiner aktuellen …«
    »Im Leben nicht!«, sagte er ganz freundlich. »Das Kino ist doch schwul.«
    »Und das sagst ausgerechnet du«, meinte ich. »Wolltest du nicht gestern noch mit den anderen Jungs auf der Bühne tanzen, aneinandergekettet?«
    »Ich doch nicht!«, sagte er und hob seinen Gipsfuß hoch. Wir brachen beide in wildes Gelächter aus, und ich lehnte mich sogar leicht an ihn. Im selben Moment bist du mit deiner Sträflingskolonne aufgetaucht, alle in gestreiften Pyjamas und mit schwarzen Plastikringen um die Knöchel. Dein Gesicht unter dem dünnen Hütchen war gerötet, deine Miene misstrauisch. »He, was soll das, Trev«, sagtest du viel zu laut und zerrtest mich weg.
    »Sachte, sachte«, sagte Trev und hielt sein Bier gut fest. »Wir blödeln bloß rum, Ed. Sie hat auf dich gewartet.«
    »Und was hast du gemacht, du Arsch?«, hast du ihn angefahren. »Sie für mich warm gehalten?«
    »Hey, Ed, schön dich zu sehen. Happy Halloween!«, sagte ich betont freundlich. Diese Version von dir kannte ich noch nicht, diesen idiotisch rumbrüllenden Typen mit dem glasigen Blick und der Hand, die wie eine Klaue auf meiner Schulter lag. Noch nie hatte ich dich so erlebt, wirklich nicht, andererseits – so lange kannte ich dich ja auch noch nicht.
    »Mann«, sagte Trevor mit einem Grinsen, dem man ansah, dass gleich die Pointe folgen würde. »Komm mir nicht damit. Du weißt doch, einem wie mir ist alles außer zu wenig.«
    Jetzt grölte die ganze Sträflingskolonne. Die Tränen schossen mir so schnell in die Augen, als hätte ich sie alle für diesen Moment aufgespart. Ich wünschte, ich wäre tatsächlich Hitler gewesen. Ich hätte sie alle umgebracht, einen wie den anderen. »Min!«, hast du gerufen, deine Wut war jetzt in Panik umgeschlagen. Du hast sogar ein paar Schritte auf mich zugemacht. Aber du warst ja an deine Gang angekettet, und die anderen ließen nicht zu, dass du hinter mir herkamst und alles wieder gutmachtest. Nicht, dass du das gekonnt hättest. Aber du hast es getan.
    »Es tut ihm leid!«, grölte einer der bescheuerten Jungs und lachte. »Wir haben alle beim Proben ein paar Kurze gekippt, danach ist Slaterton immer so ein Arsch.«
    »Sag bloß!«, rief Trevor, neidisch und entzückt zugleich. »Es gibt Kurze? Wo wo wo?«
    Du hast mich noch hilflos angesehen, als um uns herum auf einmal das Spektakel losging, wie in der Massenpanik in Wenn der letzte Zug fährt kam ich mir vor . Die Trainer eröffneten die Party mit einem feisten, plumpen Tanz zu I’m the Biggest Man. Zur Hölle mit euch allen, dachte ich, aber genau da waren wir sowieso schon, jede Ecke ein Albtraum voll gruseliger Gestalten, Gekreisch, grell aufblitzende Lichter, noch mehr Gekreisch, alles viel schlimmer als beim Lagerfeuer, weil es nicht mal irgendwas Fantastisches zum Anschauen gab, bloß Gesichter mit

Weitere Kostenlose Bücher