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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit dir?“ fragte er, sie besorgt bei der Hand nehmend.
    „Ich bin verloren!“ rief sie in verzweifeltem Ton. „Es ist aus mit dieser Heirat, denn der Graf tritt zurück, und daran ist Graf Ferdinando schuld. Ich traf in Madrid einen jungen Señor oder Don – mit dem ich einige Stunden beisammen war. Oh, ich hatte ihn wirklich lieb! Wir mußten uns trennen. Jetzt komme ich hierher; heute wurden mir die beiden Söhne des Grafen vorgestellt, und da ist – er dabei!“
    „Verdammt! Welcher ist es?“
    „Ferdinando. Er erkannte mich!“
    „Wann war das interessante Zusammentreffen in Madrid? Vor einigen Jahren?“
    „Nein, vor vierzehn Tagen.“
    „Da ist es allerdings aus. Da ist alles verloren. Hm, eigentlich sollte ich mich gar nicht um dich kümmern, weil du es nicht wert bist; dennoch setze dich her, wir wollen die Angelegenheit besprechen.“
    Cortejo zog die Ballerina auf das Sofa nieder, hielt sie fest an sich gedrückt und preßte einen Kuß auf ihre Lippen, den sie erwiderte. Da – stießen beide einen Schrei aus, denn vor ihnen stand, den Revolver in der Hand, Graf Manfredo!
    „Ah!“ knirschte er. „Den einen suche ich, den anderen finde ich. Fahrt hin!“
    Damit zielte er auf Cortejo und schoß ihm direkt in die Schläfe, so daß dieser augenblicklich tot niederstürzte, dann wollte er die Mündung auch auf die Ballerina richten; diese aber war ihm in den Arm gefallen, ergriff den Revolver und hielt ihn mit der Kraft der Todesangst fest. Sie wollte ihm die Waffe aus der Hand winden, da ging der Schuß los, und der Graf sank, mitten in die Brust getroffen, leblos zusammen.
    Als der erste Schuß erklang, war der junge Cortejo eben zur Treppe heraufgekommen. Er erschrak und trat sofort ein. Im Vorzimmer war niemand; er eilte in das Nebenzimmer. Dort stand die Ballerina, den Revolver in der Hand, zwischen zwei Leichen.
    „O Gott, mein Vater!“ rief er.
    „Ja, Ihr Vater“, wiederholte sie tonlos.
    „Das ist fürchterlich, das ist –“ Er wollte niederknien, aber er faßte sich in die Haare und beherrschte sich mit fast dämonischer Gewalt. „Nein, nein, nur die Besinnung nicht verlieren, sie ist hier notwendig.“
    „Der Graf kam durch diese Tapetentür und schoß ihn nieder“, jammerte sie.
    Gasparino Cortejo fragte hastig:
    „Mein Vater kam zu Ihnen?“
    „Ich ließ ihn holen.“
    „Sie saßen mit ihm auf dem Sofa?“
    „Ja.“
    „Er hat ihn aus Eifersucht erschossen?“
    „Ja.“
    „Oh, ein Gedanke, ein Gedanke! Lassen Sie mich machen! Man kommt schon.“
    Rasch drückte er dem auf dem Boden liegenden Grafen den Revolver in die Hand und bückte sich zur Erde, um sich auch mit seinem Vater zu beschäftigen.
    „Was geht hier vor? Wer schießt hier?“ ließen sich jetzt Stimmen vernehmen.
    „Hierher“, rief Cortejo.
    In der Zeit von einer Minute war das ganze Zimmer mit Menschen gefüllt. Auch die beiden Grafen kamen und waren zunächst ganz untröstlich beim Anblick des toten Vaters, doch faßten sie sich und begannen mit Cortejo ein Verhör anzustellen, da die Ballerina unter Krämpfen sich auf dem Sofa wand und gar nicht sprechen konnte.
    „Wer ist es, der zuerst geschossen hat?“ fragte Graf Emanuel.
    „Graf Manfredo, Ihr Vater“, antwortete Cortejo.
    „Ah, das klingt unwahrscheinlich.“
    „Ist aber wahr. Señorita Valdez hatte das Mädchen nach meinem Vater geschickt, um sich in der heutigen Angelegenheit Rat zu holen. Der Graf hingegen dachte, der Herzog von Olsunna werde wirklich die Zimmer der Ballerina aufsuchen. Er nahm den Revolver und drang durch diese Tapetentür herein. In der Aufregung und Wut unterscheidet er nicht genau und schießt meinen unschuldigen Vater nieder. Nun erst merkt er den Irrtum und richtet in der Verzweiflung, in der gewaltigen Revolution seiner Gefühle, die Waffe auf sein eigenes Herz.“
    Dies war die Aussage des schlauen Gasparino Cortejo. Auch die Ballerina mußte endlich sprechen, und sie bestätigte die Kombinationen Cortejos.
    Es ist nicht viel hinzuzufügen:
    Die Tänzerin Hanetta Valdez verschwand. Graf Emanuel trat die Regierung in Rodriganda an; Graf Ferdinando aber litt es in Europa nicht, er ging nach Mexiko.
    Die beiden Grafenbrüder, die immerfort glaubten, daß Henrico Cortejo von ihrem Vater unschuldig erschossen worden sei, hielten sich für verpflichtet, diese Tat quitt zu machen, und so teilten sich Graf Emanuel und Graf Ferdinando in die beiden Brüder Gasparino und Pablo Cortejo.
    Und diese beiden Cortejos

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