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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beinahe starr vor Erstaunen. „Das begreife ich nicht“, sagte sie.
    „Habe ich dir nicht erzählt, daß ich ihn bei Papa Terbillon gesehen habe?“
    „Allerdings.“
    „Nun, dort sah ich auch seine Kette, seine Ringe und die Banknoten, die er bei sich trug.“
    „Weiter, weiter“, bat sie dringend.
    „Papa Terbillon hatte mich als Garotteur engagiert für täglich zehn Franken; er gebot mir, diesen Marquis oder Marchese nicht aus den Augen zu lassen –“
    „Oh, nun ahne ich alles. Du selbst hast ihn vor unserem Haus niedergeschlagen. Hätte ich das gewußt!“
    „Ich habe ihm sein Geld abgenommen und seine Pretiosen bei Etienne Lecouvert verkauft; ich bin im Besitz von viertausend Franken.“
    „Mein Gott, welch ein Glück!“
    Das Mädchen dachte nicht daran, daß dieses Glück eine sehr verbrecherische Grundlage habe.
    „Ich werde morgen kommen und dich loskaufen.“
    Mignon fiel ihm entzückt um den Hals.
    „Gerard, ich schwöre dir, daß du es nie bereuen sollst“, sagte sie.
    „Auch ich werde nichts Böses mehr tun“, gelobte er.
    „O mein Gott, wie gut das ist!“
    „Ja. Auf diesen Gedanken hat meine Schwester Annette mich gebracht. Ich habe dir bereits erzählt, daß sie in den Fluß sprang. Jetzt ist sie wieder gesund. Heute war ich bei ihr. Sie wohnt bereits bei Professor Letourbier, und ich habe eingesehen, daß es viel besser und vorteilhafter ist, dem Laster adieu zu sagen.“
    „Das habe ich längst gedacht. Aber – Papa Terbillon gehören doch eigentlich die viertausend.“
    „Hm, er mag sie sich holen.“
    „Er wird sich rächen.“
    „Vielleicht erfährt er gar nicht, daß mir der Überfall gelungen ist.“
    „Oh, er ist schlau, er erfährt alles.“
    „Nun, ich fürchte ihn dennoch nicht. Er wird mich allerdings verfolgen, aber ich werde Paris verlassen, so daß er mich nicht findet. Du gehst mit mir.“
    „O Gerard, welche Seligkeit! Wohin wirst du gehen?“
    „In die Provinz. Du wirst doch meine kleine Frau sein. Du wirst für die Leute nähen und sticken, und ich werde als Schmied in die Fabrik gehen. Annette soll nicht sagen, daß sie einen Bruder habe, dessen sie sich schämen muß.“
    „Und dein Vater?“
    „Der geht mit uns.“
    „Gerard, werden wir dies wagen dürfen?“
    „Ja. Mein Vater war ursprünglich gut. Der Gram um den Tod der Mutter hat ihn haltlos gemacht, und der Schnaps trug das übrige dazu bei. Ich werde streng mit ihm sein, und so wird er tun müssen, was ich will.“
    „Ich füge mich in alles, mein Gerard, nur bitte ich dich, mich wirklich aus diesem Haus zu holen; ich halte es da nicht länger aus.“
    „Habe keine Sorge; ich komme noch am Vormittag.“
    Während dieses Gesprächs waren sie bereits über die Isle de la Cité hinübergekommen, und bald standen sie vor der Wohnung des Mädchens. Es war noch Licht im Salon, denn in diesen Häusern pflegt man erst spät schlafen zu gehen.
    „Gehst du mit hinein?“ fragte sie.
    „Nein. Ich sehne mich nach Ruhe.“
    „Ich werde nicht ruhen können. Ich gehe sogleich auf mein Zimmer und schließe mich ein, um ungestört an unser Glück denken zu können.“
    Sie nahmen Abschied.
    Gerard hatte einen weiten Weg, um seine Wohnung zu erreichen. Er fand dort seinen Vater vollständig betrunken auf der Matratze liegen und legte sich neben ihn, ohne ihn zu wecken. Er war bereits früh wieder munter und ging vor allen Dingen, um der Geliebten sein Wort zu halten.
    Sie hatte wirklich nicht geschlafen und empfing ihn mit großer Freude. „Ist's denn wirklich wahr, daß ich frei sein soll?“ fragte sie.
    „Ich komme ja deshalb.“
    Sie fiel ihm um den Hals, und dabei hatte sie ein ganz anderes Aussehen als früher. Sie erschien ihm so lieblich, so züchtig, daß er sich ganz häßlich zu fühlen begann.
    „Wo ist Madame?“ fragte er.
    „Sie schläft noch, wecken darf man sie aber nicht, sie wird sehr zornig.“
    „So warten wir“, erklärte er.
    Sie setzten sich darauf nebeneinander und begannen von der Zukunft zu sprechen.
    „Du wirst gleich jetzt das Geld bezahlen und mich auch sofort mitnehmen?“ fragte sie ihn.
    „Natürlich! Wirst du überall hingehen, wohin ich dich führe?“
    „Ja, gewiß.“
    „So höre, was ich mir ausgesonnen habe: Wir können noch nicht zusammenwohnen.“
    „Nein“, sagte sie verschämt.
    „Einesteils weil es sich nicht schickt – und sodann auch aus Vorsicht vor Papa Terbillon.“
    „Ja, er wird dich suchen.“
    „Und wenn er bemerkt, daß wir

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