43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Zusammenpressen.“
„Hm! Es müssen während der Nacht fleißig Umschläge gemacht werden, kalt natürlich.“
„Wollen Sie sich mir anvertrauen, Herr Marchese?“ fragte der Lehrer.
„Wer sind Sie?“
„Ich bin der Lehrer aus Genheim.“
„Werde ich dort einen Arzt haben?“
„Ja, diesen Herrn hier.“
„So nehmen Sie mich mit, ich werde es Ihnen lohnen.“
Natürlich war diese Unterhaltung von Seiten Alfonzos nicht in deutscher Sprache geführt worden, sondern Gerard Mason machte den Dolmetscher.
Der Verletzte wurde mittels Decken auf eine der Bahren gebettet. Gerard legte auch das Köfferchen darauf, griff dann mit einem der Bauern zu, und so setzten sie sich, von dem Lehrer geführt, in Bewegung.
Unterwegs begegneten ihnen noch einige Trupps von Hilfsbereiten, die zur Unglücksstätte eilten. An ihnen vorüber erreichten sie das Dorf und bald auch das Schulhaus.
Dieses war ein nicht sehr geräumiges, aber, wie es schien, freundliches Gebäude. Eine Frau trat ihnen, mit der Lampe in der Hand, unter der Tür entgegen.
„Mein Gott, was bringt ihr da?“ fragte sie besorgt.
„Einen Verunglückten, Mutter“, antwortete der Lehrer.
„So ist also wirklich der Zug verunglückt?“
„Ja. Mach rasch das Besuchsstübchen bereit.“
„Oh, das ist ja stets in Ordnung. Kommt schnell herein.“
Als die Bahre niedergesetzt wurde, leuchtete sie Alfonzo ins Gesicht. „Er liegt in Ohnmacht“, sagte sie. „Das arme junge Blut. Weißt du, was er ist?“
„Ein Herr von Adel.“
„O weh! Ach ja!“ rief sie, denn jetzt erst achtete sie auf die Livree Gerards.
„Er ist ein Marchese d'Acrozza, ein Italiener.“
„Aber, Mann, wird er mit uns vorliebnehmen?“
„Wir müssen es versuchen.“
„So kommt. Könnt ihr die Treppe empor?“
„Ich denke.“
Es ging langsam und schwierig, aber dennoch gelang es, mit der breiten Bahre die verhältnismäßig schmale Treppe zu passieren. Die brave Lehrerin öffnete eine Tür, und nun traten sie in das kleine, aber sehr freundlich eingerichtete Besuchsstübchen, in dem der Kranke, nachdem ihn die Männer vorsichtig seiner Kleider entledigt hatten, auf das Bett gelegt wurde. Den Ärmel des Rockes hatte ihm bereits der Arzt aufgeschnitten.
Nachdem für alles gesorgt war, entfernten sie sich.
Nur Gerard blieb bei Alfonzo zurück. Dieser betrachtete sich, während sein Herr noch in Ohnmacht lag, das Stübchen. Es enthielt außer dem Bett einen Tisch, eine Kommode, einige Stühle, einen Waschtisch, einen Spiegel und zwei Bilder.
Nach einiger Zeit machte der Graf eine Bewegung und infolgedessen stellte Gerard die Lampe so, daß ihr Schein den Patienten nicht in das Gesicht treffen konnte. Dadurch fiel dieser Schein nun direkt auf die Bilder, so daß Gerard sie deutlich erkennen konnte.
„Alle Teufel!“ sagte er leise, sich erhebend und hinzutretend. „Wer ist denn das?“
Das eine Bild stellte einen jungen Mann und das andere ein junges Mädchen dar. Der erstere war in spanische Tracht gekleidet, und das letztere trug die Fetzen einer Zigeunerin. Obgleich es nur Kreidezeichnungen waren, erkannte man sehr deutlich, daß die Zigeunerin eine große Schönheit war.
„Wer ist denn das?“ wiederholte Gerard verwundert. „Das ist doch mein Herr!“
In diesem Augenblick bewegte Alfonzo sich, und Gerard eilte zu ihm hin. Der Kranke hatte die Augen geöffnet und blickte im Raum umher.
„Wo bin ich?“ fragte er, sich besinnend.
„Beim Lehrer“, antwortete Gerard.
„Bei welchem Lehrer?“
„Sie wissen das nicht?“
„Nein.“
„Oh, dann sind Sie auch im Kopf verletzt. Sie haben ja mit dem Lehrer gesprochen.“
„Ich? Wo?“ fragte Alfonzo verwundert.
„An der Bahn.“
„An der Bahn? Ach so. Es kam ein Mann und wollte mich zu sich nehmen. Ich besinne mich. In welchem Ort sind wir?“
„In einem Dorf, das Genheim heißt. Der Lehrer hat Ihnen sein bestes Zimmer angewiesen.“
„Wo bin ich verletzt? Ah, am Arm.“
Alfonzo hatte den Arm bewegen wollen und fühlte dabei Schmerz.
„Ja, Monsieur. Sie haben ihn zweimal gebrochen.“
„Donnerwetter! Was wird da aus unserer Reise?“
„Sie wird auf einige Zeit unterbrochen werden.“
„Das ist verdammt unangenehm! Aber ein Armbruch geniert ja nicht beim Gehen. Wenn er eingerichtet ist, werden wir die Reise fortsetzen.“
„Dazu müßten wir die Erlaubnis des Arztes haben.“
„Ich frage nicht nach seiner Erlaubnis. Wann wird er zu mir kommen?“
„Sobald er von der Unglücksstätte
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