43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
fortkann.“
„So werde ich gleich nach dem Verband abreisen.“
Gerard lächelte.
„Sie sind ja nicht nur am Arm verletzt“, sagte er. „Am Kopf ebenfalls.“
„Dummheit! Ich fühle nur ein wüstes Pressen.“
„Aber Sie geraten doch aus einer Ohnmacht in die andere.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich denke, wir werden einige Zeit hier verweilen müssen.“
„Sind mein Köfferchen und die übrigen Effekten gerettet?“
„Das muß sich erst finden. Sie waren im Gepäckwagen.“
„Wie heißt der Lehrer, bei dem ich mich befinde?“
„Ich weiß es nicht. Soll ich fragen?“
„Nein.“
Alfonzo drehte sich ab, und dabei fiel auch sein Blick auf die beiden Bilder. Seine Augen vergrößerten sich, und seine Lippen bebten.
„Mein Gott, was ist das?“ fragte er.
„Kennen Sie die Bilder, gnädiger Herr?“
„Kennen? Oh, gewiß, ich kenne sie!“
„Wer ist es?“
Unter anderen Verhältnissen wäre es sicher nicht geschehen, jetzt aber gab der Graf doch eine Antwort. Er war jedenfalls am Kopf verletzt.
„Das ist mein Vater.“
„Ihr Vater? Ah, darum sieht das Bild Ihnen so ähnlich.“
„Und Zarba.“
„Zarba? Wer ist das?“
„Eine Zigeunerin. Spring rasch hinunter und frag, wie der Lehrer heißt.“
„Das wird auffallen, Monsieur. Es ist besser, wir warten. Die Lehrerin hat versprochen, bald wiederzukommen.“
Der Kranke nickte und schloß die Augen. Nach einiger Zeit öffnete er sie wieder, fuhr sich mit der Hand an den schmerzenden Kopf und fragte:
„Gerard, hast du diese Bilder bereits gesehen?“
Der Gefragte stutzte. War sein Herr denn irr?
„Ja“, antwortete er.
„Hast du mich vielleicht gefragt, wen sie vorstellen?“
„Nein“, sagte Gerard, um ihn auf die Probe zu stellen.
„Wirklich nicht?“
„Nein.“
„Mir war es gerade so, als wenn ich mit dir darüber gesprochen hätte.“
„Ich weiß nichts davon.“
„So bekümmere dich nicht darum. Du brauchst nicht zu wissen, wer sie sind.“
Alfonzo schloß die Augen wieder, aber über sein Gesicht zuckte und zitterte es, als ob er mit wirren Gedanken ringe. Da trat die Lehrerin vorsichtig herein und fragte leise:
„Ist er noch nicht erwacht?“
„O doch“, antwortete Gerard ebenso leise.
Aber der Kranke hatte das Flüstern doch vernommen.
„Wer ist da?“ fragte er, ohne die Augen zu öffnen.
„Ich bin es, die Wirtin“, antwortete die Lehrerin französisch.
Da öffnete der Kranke die Augen, blickte sie forschend an und sagte: „Sie sprechen französisch?“
„Ja, mein Herr.“
„Wo haben Sie es gelernt?“
„Im Institut. Ich war Erzieherin.“
„Ah, das ist gut. So können wir miteinander sprechen.“
Dann schloß Alfonzo die Augen wieder, und es verging fast eine Viertelstunde, ehe er sie wieder öffnete, aber er schien die Gegenwart des Dieners ganz vergessen zu haben, er richtete den Blick auf die Bilder und fragte:
„Wer ist dieses Mädchen, Madame?“
„Eine Zigeunerin“, antwortete sie.
„Wohl ein Phantasiebild?“
„Nein, ein Porträt.“
„Ah, sie ist eine Schönheit. Wo lebte sie?“
„Sie lebte in Spanien, in Saragossa, sie hieß Zarba.“
„Zarba! Lebt sie noch?“
„Vielleicht.“
„Und wer ist der Herr neben ihr?“
„Ein Spanier.“
„Ja, er trägt spanische Tracht. Auch ein Porträt?“
„Ja. Es war ein gewisser Gasparino Cortejo.“
„Ah! Was war er?“
„Er war Haushofmeister bei dem Herzog von Olsunna.“
„Sie sind eine Deutsche?“
„Ja.“
„Wie kommen Sie zu diesen Porträts?“
„Wir haben sie von einer entfernten Verwandten meines Mannes.“
„Wie heißen Sie?“
„Mein Mann heißt Wilhelmi.“
„Ah! Und wie heißt jene Verwandte?“
„Sie ist eine geborene Wilhelmi, jetzt aber eine verwitwete Sternau.“
Alfonzo schwieg eine Weile, er hatte viel zu denken, aber sein Kopf war zu schwach dazu. Endlich aber sagte er, langsam und jedes einzelne Wort sich überlegend:
„Wo ist Sternau zu den Bildern gekommen?“
„In Spanien. Die Verwandte meines Mannes war Gouvernante dort.“
„Bei wem?“
„Erst bei einem Bankier Salmonno, dann bei dem Herzog von Olsunna.“
„Und lebt sie noch?“
„Ja.“
„Hat sie Kinder?“
„Zwei. Einen Sohn und eine Tochter.“
„Was ist der Sohn?“
„Er ist Arzt, er war in der letzten Zeit in Spanien bei einem Grafen Rodriganda.“
Bei diesem Namen horchte der Diener Gerard auf.
„Ah! Wie ist sein Name?“
„Karl Sternau.“
„Wo befindet er sich?“
„Auf Schloß
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