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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie es doch wenigstens sagen. Sie hatten mir doch bereits ein viel größeres Geheimnis anvertraut.“
    „Ein Geheimnis, welches für mich wohl niemals einen Wert haben wird. Ich werde die Höhle des Königsschatzes niemals entdecken, obgleich ich mich hier in ihrer Nähe befinden muß.“
    „Ah, woraus schließen Sie das?“
    „Aus der Bildung der Berge und dem Lauf des Wassers. Die Gegend, welche wir zuletzt durchritten, stimmt ganz genau mit einem Teil meiner Karte überein.“
    „So haben Sie ja einen Anhalt gefunden und können weitersuchen.“
    „Es fragt sich sehr, ob ich dies tue.“
    „Warum?“
    „Weil ich im Zweifel bin, ob ich ein Recht dazu habe.“
    „Sie hätten doch jedenfalls das Recht des Finders. Ich überschätze den Wert des Goldes keinesfalls, aber ich weiß doch auch, daß der Besitz desselben vieles gewährt, nach welchem selbst Tausende vergeblich streben. Suchen Sie, Señor! Es sollte mich freuen, wenn Sie den Königsschatz fänden!“
    „Ja, die Macht des Goldes ist groß“, sagte er nachdenklich, „ich habe in der Heimat einen armen Bruder, dessen Glück ich vielleicht machen könnte. Aber wem gehört der Schatz? Doch wohl den Nachkommen derer, die ihn versteckten.“
    „Wissen Sie nicht, von wem Ihre Karte stammt?“
    „Von einem Jäger, wie ich Ihnen bereits sagte. Er war verwundet und starb, ehe er mir die notwendigen mündlichen Aufklärungen geben konnte.“
    „Und es steht kein Name darauf?“
    „Nein. In der einen Ecke befindet sich ein rätselhaftes Zeichen, welches ich nicht zu erklären vermag. Ja, ich nehme es mir vor, ich werde suchen. Aber wenn ich den Schatz wirklich finden sollte, so werde ich ihn nicht berühren, sondern nach den rechtlichen Besitzern desselben suchen. Sollten diese nicht zu finden sein, so ist es noch immer Zeit, sich zu entschließen.“
    „Señor, Sie sind ein Ehrenmann“, sagte die Mexikanerin warm.
    „Ich tue nur, was ich muß, und unterlasse alles Unrecht.“
    „Ihr Bruder ist also arm?“
    „Ja. Er ist ein Seemann, der es wohl nie zu einer Selbständigkeit bringen kann, solange er auf seine eigene Kraft angewiesen ist. Ich besitze nur eine kleine Summe, welche ich aus dem Ertrag meiner Jagdstreifereien gelöst habe.“
    „Sie besitzen mehr!“ sagte sie.
    „Da möchte ich doch fragen!“
    „Sollte ein ‚Donnerpfeil‘ wirklich so arm sein? Gibt es nicht Reichtümer, welche mit dem Besitz des Goldes nichts zu tun haben?“
    „Ja, es gibt solche Schätze. Ich kenne einen solchen Schatz, der kostbarer ist als alles Gold der Erde, und hätte ich tausend Leben, so würde ich sie alle opfern, um nach dem Besitz dieses Schatzes ringen zu dürfen. Ja, Señorita, ich bin Itinti-ka, der ‚Donnerpfeil‘; ich gehöre zu den gefürchtetsten Pfadfindern der Wildnis. Der Bösewicht zittert vor mir, mag er nun eine weiße oder rote Haut tragen. Ich bin an Gefahren gewöhnt, aber um diesen Schatz zu erobern, würde ich mit allen Weißen und Indianern des Westlandes kämpfen.“
    „Darf man diesen Schatz kennenlernen?“
    „Darf ich ihn denn nennen?“ fragte er leise.
    In seiner Stimme klang jene unbeschreibliche Modulation, welche nur eine Folge der echten, wahren Liebe ist. Dieser Ton fand Widerhall in ihrem Herzen. Sie antwortete:
    „Sagen Sie es!“
    „Sie – Sie sind es ja!“ sagte er, indem er ihre Hand ergriff. „Glauben Sie das?“
    „Ich glaube es!“ sagte sie einfach und innig. „Klingt das nicht wie eine Anmaßung, Señor? Aber es ist die Wahrheit, denn auch ich fühle es, daß man ein Menschenherz höher schätzen kann als alle Reichtümer der Erde. Ich selbst kenne ja auch einen solchen Schatz.“
    Es durchzitterte ihn in süßer, wonniger Ahnung bei diesen Worten, und er fragte:
    „Welcher Schatz ist es, Señora?“
    „Soll ich ihn wirklich nennen?“ sagte sie leise und verschämt.
    „O bitte, bitte!“
    „Sie sind es – nein, du bist es, Antonio!“
    Bei diesen Worten schlug sie die Arme um seinen Nacken und legte das Köpfchen an seine Brust.
    „Ist's wahr, ist's möglich?“ fragte er, nicht laut, sondern in jenem leisen Ton, in welchem trotzdem das volle Orchester eines wonneerfüllten Herzens erklingt.
    „Ja. Ich habe dich bewundert von dem Augenblick an, an welchem du meine Fesseln zerschnittest und mich mit starker Hand auf dein Pferd schwangst, und ich habe dich geliebt von dem Augenblick an, an welchem ich dir dann in dein gutes, treues Auge blicken konnte. Ich bin dein, du starker, du guter, du

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