43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
brechen“, sagte einer der Vaqueros.
„Nun nicht erst“, meinte ein anderer. „Er hat gesiegt.“
„Oh, war es mir angst!“ gestand Emma. „Aber ich glaube nun, daß keine Gefahr mehr vorhanden ist. Nicht wahr, Vater?“
„Sei ruhig. Wer so fest sitzt und solche Stärke zeigt, der stürzt nun nicht erst herab. Das war ja gerade, als ob der Teufel gegen Teufel kämpfte. Ich glaube, dieser Itinti-ka könnte es auch nicht besser machen!“
Da trat ‚Büffelstirn‘ heran und sagte:
„Nein, Señor, er kann es nicht besser machen, sondern ganz genau so.“
„Wieso? Ich verstehe nicht.“
„Dieser Señor Helmers ist ja Itinti-ka, der ‚Donnerpfeil‘.“
„Was?“ fuhr Arbellez auf. „Er? Der ‚Donnerpfeil‘?“
„Ja. Fragt hier den Häuptling der Apachen.“
Arbellez richtete einen fragenden Blick auf den Genannten.
„Ja, er ist es“, sagte dieser einfach.
„Ja, wenn ich das wußte, so hätte ich keine solche Angst ausgestanden“, erklärte der Haziendero. „Es war mir wahrhaftig so, als ob ich selbst auf dem Tier säße.“
Emma blickte still vor sich hin, aber in ihrem Auge brannte ein glückliches Licht. Er hatte recht gehabt; er konnte nicht zurück; es hatte sich um seine Ehre gehandelt, und nun wußte sie, daß er ein noch viel größerer Held sei, als sie bisher gedacht hatte.
Voller Erwartung blieben alle halten, und keiner ging von dem Platz fort. So verging über eine Viertelstunde; da kehrte er zurück. Der Rapphengst war zum Zusammenbrechen müde, aber der Reiter saß lächelnd und frisch auf seinem Rücken. Emma ritt ihm entgegen.
„Señor, ich danke Euch!“ sagte sie.
Ein anderer hätte gefragt: „Wofür?“ Er aber verstand sie und lächelte ihr glücklich zu.
„Nun, Señor Arbellez“, fragte er, „braucht es denn gerade wirklich nur dieser Itinti-ka zu sein?“
„Natürlich!“
„Na, ich denke, wir können ihn entbehren, denn ich kann es auch.“
„Weil Ihr es seid, ja.“
„Aha, so ist mein Geheimnis verraten!“ lachte er.
„Und das Inkognito des Fürsten der Savanne zu Ende“, fügte Emma hinzu.
Es wurde ihm von allen Seiten die lauteste Bewunderung zuteil; er aber wehrte das ab und sagte:
„Ich bin noch nicht fertig. Darf ich Sie auf Ihrem Ritt begleiten, Señor Arbellez?“
„Ist das Pferd nicht zu müde?“
„Es muß; ich will es so!“
„Gut, so kommt!“
Sie ritten nun die weiten Plätze ab, auf denen Pferde, Rinder, Maultiere, Schafe und Ziegen weideten, und kehrten dann nach Hause zurück; der Rapphengst wurde angepflockt. –
Als Karja, die Indianerin, sich nach ihrem Zimmer begab und an der Tür des Grafen vorüberging, öffnete sich diese, und Graf Alfonzo trat für einen Augenblick heraus.
„Karja“, fragte er, „kann ich dich heute sprechen?“
„Wann?“ fragte sie.
„Zwei Stunden vor Mitternacht.“
„Wo?“
„Unter den Ölbäumen am Bach.“
„Ich komme!“
Als der Abend hereingebrochen war, versammelte man sich im Speisesaal, wo wahrhaft riesige Vorräte auf die Tische getragen wurden. Auch die beiden Indianerhäuptlinge waren da; der Graf jedoch ließ sich nicht sehen. Er hatte sich bereits nach den Ölbäumen geschlichen, in deren Nähe das Wasser so vertraulich rauschte und plauderte. Um die angegebene Zeit kam die Indianerin. Er umfaßte sie und zog sie zu sich nieder. Sie zeigte sich schweigsamer, als er sie bisher kannte.
„Was hast du, meine Süße?“ fragte er. „Liebst du mich nicht mehr?“
„Ja doch, obgleich ich dich nicht mehr lieben sollte“, sagte sie.
„Warum nicht?“
„Weil du dich nicht freust, daß ich gerettet worden bin.“
„Ah! Wie kommst du auf diese Gedanken?“
„Hättest du sonst meine Retter so beleidigt?“
„Sie gehören hinaus auf die Weide, nicht aber in die Estanzia.“
Sie schüttelte den schönen Kopf.
„Du bist nicht edel, Alfonzo.“
„O doch, aber ich hasse alles Häßliche.“
„Ist dieser ‚Donnerpfeil‘ häßlich?“
„‚Donnerpfeil‘? Der große Reiter und Rastreador? Den habe ich ja noch gar nicht gesehen!“
„Du hast ihn gesehen. Helmers ist es.“
„Verdammt! Nun begreife ich auch die Forderung.“
„Wirst du dich mit ihm schlagen?“
„Fällt mir nicht ein. Er ist mir nicht ebenbürtig!“
Sie liebte ihn, und sie hatte Angst um ihn, darum sagte sie:
„Daran tust du recht!“
„Recht? Wieso?“
„Du wärst verloren.“
Es ist nicht angenehm für einen Mann, von der Geliebten zu hören, daß sie einen anderen für
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