Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
stärker und tapferer hält, darum meinte er:
    „Du täuscht dich. Sahst du mich einmal schießen?“
    „Nein.“
    „Oder fechten?“
    „Nein.“
    „Nun, so kannst du auch nicht urteilen. Ein Ritter, ein Graf muß in solchen Dingen jedem Jäger überlegen sein. Du wirst mich erst kennenlernen, wenn ich dich zu meiner Gemahlin erhoben habe.“
    „Oh, das wird nie geschehen!“
    „Warum zweifelst du?“
    „Ich ahne es.“
    „So glaubst du allen meinen Versicherungen und Schwüren nicht?“
    „Oh, Alfonzo, ich möchte so gern glauben. Ich liebe dich, und wir würden glücklich sein.“
    „Wir werden es, aber ob bald oder später, das kommt auf dich an, mein süßes Herz.“
    „Inwiefern?“
    „Kennst du nicht die Bedingung, die ich dir gesagt habe?“
    „Sie ist hart.“
    „Nein, sie ist leicht.“
    „Sie verlangt, daß ich meinen Schwur breche, daß ich zur Verräterin an meinem Volk werde.“
    „Der Schwur bindet dich nicht, denn du gabst ihn als Kind, und dein Volk ist kein Volk mehr. Wenn du mich liebst und die Meinige werden willst, so ist nur mein Volk das deinige. Ich bin jetzt nach der Hacienda del Erina gekommen, um mir Gewißheit zu holen. Muß ich auch dieses Mal ohne dich abreisen, so gehe ich nach Spanien, und wir sind getrennt für immer.“
    „Du bist grausam.“
    „Nein, ich bin nur vorsichtig. Ein Herz, welches keine Opfer zu bringen vermag, kann nicht wirklich lieben.“
    „Oh“, rief sie, ihn umschlingend, „ich liebe dich unendlich! Glaube es mir doch!“
    „So beweise es mir!“
    „Muß es wirklich sein?“
    „Ja. Wir brauchen die Schätze der Königshöhle, um dem Vaterland einen neuen Herrscher zu geben. Und die erste Tat dieses Herrschers wird sein, dich in den Adelsstand zu erheben, damit du Gräfin Rodriganda werden kannst.“
    „Das wird wirklich geschehen?“
    „Ich schwöre es dir zum tausendsten Mal.“
    „Und du wirst meinem Bruder niemals verraten, daß ich es war, welche dir das Geheimnis mitteilte?“
    „Niemals. Er wird gar nicht erfahren, wer die Schätze geholt hat.“ Alfonzo fühlte die Indianerin nachgiebig werden, und seine Brust schwoll vor Entzücken. Er heuchelte ihr nur Liebe, um ihr das Geheimnis zu entlocken. Er hätte ihr jetzt alles, alles versprochen, um sie nur zum Reden zu bringen.
    „Nun gut, du sollst erfahren, wo sich der Königsschatz befindet.“
    „Ah, endlich!“ jubelte er.
    „Aber nur unter einer Bedingung.“
    „Sage sie!“
    „Du erfährst es am Tag unserer Verlobung.“
    „Das geht nicht“, sagte er enttäuscht.
    „Warum, Alfonzo?“
    „Du erhältst den Adel nur infolge der Entdeckung des Schatzes, und eher darf nach den Gesetzen des Landes unsere Verlobung nicht sein.“
    „Dies ist wirklich wahr?“ fragte sie.
    Er umschlang sie, drückte sie an sich und küßte sie zärtlich auf die schwellenden Lippen.
    „Es ist so, glaube es mir doch, meine liebe, liebe Karja. Du weißt ja, daß ich ohne dich nicht leben kann! Du bist zwar ein Fürstenkind, aber das gilt nach spanischen Gesetzen nicht als Adel. Meinem Herzen bist du teuer und ebenbürtig, vor der Welt aber ist dies anders. Magst du mir denn nicht vertrauen, mein Leben?“
    „Ja, du sollst es erfahren“, sagte sie, deren Widerstand unter seinen Zärtlichkeiten zusammenschmolz. „Aber dennoch wirst du mir eine ganz kleine Bedingung erlauben?“
    „Welche? Sprich, mein Leben!“
    „Du gibst mir vorher eine Schrift, in welcher du sagst, daß ich gegen Überantwortung des Schatzes deine Frau werden soll.“
    Diese Bedingung war ihm höchst fatal; aber sollte er jetzt, so nahe am Ziel, einer Albernheit wegen zaudern? Nein. Diese Indianerin war nicht die Person, mit einigen geschriebenen Worten irgendwelche Ansprüche rechtfertigen zu können; darum antwortete er bereitwillig:
    „Gern, sehr gern, meine Karja! Ich tue ja damit nur das, was ich selbst von ganzem Herzen wünsche. Also sag, wo liegen die Schätze?“
    „Erst die Schrift, lieber Alfonzo!“
    „Ach so. Aber sie ist ja noch nicht fertig.“
    „So warten wir.“
    „Wie lange?“
    „Wie es dir gefällt.“
    „Schön. Ich werde sie bis morgen mittag anfertigen.“
    „Und dein Siegel daruntersetzen.“
    „Jawohl!“ versetzte er, obgleich ihm dies nicht willkommen war.
    „So werde ich dir am Abend den Ort beschreiben.“
    „Warum erst am Abend?“
    „Früher noch?“
    „Ja. Die Schrift ist ja bereits zu Mittag fertig. Darf ich da zu dir kommen?“
    „Nein. Ich muß jeden Augenblick gewärtig

Weitere Kostenlose Bücher