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434 Tage

434 Tage

Titel: 434 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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„Du denkst nach. Worüber denkst du nach?“
    „Ich habe meinen Mann betrogen“, sage ich nüchtern. „Darüber denke ich nach.“
    „Du bereust es.“

„Nein, das tue ich nicht.“ Ich versinke in seinen unergründlichen Augen. „Ich habe Schuldgefühle.“
    „Und weswegen genau?“
    „Genau darüber denke ich nach.“ Ich betrachte sein Gesicht. Ein Teil in mir vertraut ihm blind. Da ist wieder dasselbe Gefühl der Vertrautheit. Er ist wieder der beste Freund, mit dem ich unbeschreiblich guten Sex habe. Er ist diese Person, mit der ich über alles reden kann. Und gleichzeitig ist er der Mensch, der mein Vertrauen missbraucht hat. Der Mensch, der unsere Liebe verraten und mich übersehen hat.
    „Was geht dir durch den Kopf?“, fragt er und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Ich weiß nicht, ob ich dir traue.“
    „Du kannst mir trauen.“
    „Genau das ist das Problem. Ich bin mir da nicht so sicher.“ Seine Lippen sind warm und weich. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf meine Haut, die unter jeder seiner Berührungen kribbelt. „Ich weiß nicht, ob ich Schuldgefühle habe, weil ich Tobias betrogen habe, oder ob ich Schuldgefühle habe, weil ich keine deswegen habe.“
    „Ich hoffe, es ist die zweite Variante“, flüstert er.
    „Ich hoffe, es ist die erste.“
    Julian setzt sich auf. „Und warum?“
    „Weil ich dann ein besserer Mensch wäre. Ein Mensch, der wenigstens zwischen falsch und richtig unterscheiden kann.“
    „Denkst du denn, dass es falsch war?“ Und da ist es wieder. Sein Lächeln.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Es war nicht falsch.“
    „Das, was wir tun, verletzt andere und damit ist es in jedem Fall falsch.“
    „Wenn du das so siehst, solltest du gehen.“
    „Ja, das sollte ich.“
    „Und? Wirst du gehen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    …
    Ich schlafe mit ihm. Und ich weiß, dass ich es nicht tun sollte. Ich weiß, dass es falsch ist. Aber wie kann etwas, das sich so anfühlt, falsch sein? Ach, und wenn schon. Dann ist es eben falsch. Ist mir egal. Alles um mich herum ist mir egal. Ihn zu spüren ist fantastisch. Die Art, wie er sich bewegt, durchdringt mich. Alles in mir spürt ihn. Seine Haut bedeckt meine, seine Lippen streifen meine Wange. Seine rechte Hand hält mich am Nacken, die linke berührt sanft meine Stirn. Sein Körper ergänzt meinen, füllt mich aus. So, als würde er mich vervollständigen. Sein Atem vibriert in meinem Brustkorb und dringt in jede meiner Zellen. Mit ihm zu schlafen, war immer intensiv. Es war wie ein Rausch. Und auch dieses Mal ist es ein Rausch. Julian wusste immer, wie er mich anfassen muss. Er wusste immer, was ich brauche und was ich will. Manchmal wusste er es, bevor ich es wusste.
    Ich liege mit dem Gesicht auf Julians Brust. Sein Herz schlägt gegen meine Schläfe. Der feuchte Film auf seiner Haut vermischt sich mit dem auf meiner. „Hier ist es fast so heiß, wie in unserer ersten Wohnung. “
    „Ich kann das nicht, Julian.“
    „Was kannst du nicht?“, fragt er irritiert.
    „Na, dieser Trip in die Vergangenheit ist irgendwie zu viel.“
    „Aber mit mir schlafen ist nicht zu viel?“ Ich setze mich auf und greife wortlos nach meiner Hose. „Anja, warte.“
    „Nein, du hast recht“ Ich ziehe mir den Pulli über den Kopf und stehe auf. „Das ist alles falsch.“
    „Falsch? Warum hast du es dann getan?“
    „Ich weiß es nicht.“ Ich knöpfe die Jeans zu und suche nach meinen Socken.
    „Dann ist es also die erste Variante.“
    Ich schaue ihn an. „Vielleicht, ja.“
    „Na, dann freue ich mich für dich. Du bist ein besserer Mensch als du dachtest.“
    „Julian, ich bin seit zehn Jahren mit demselben Mann zusammen. Und ich habe in diesen zehn Jahren auch nur mit ihm geschlafen. Wir haben ein Haus zusammen gebaut. Ich liebe Tobias.“ Ich hebe das Haargummi vom Boden auf und binde mir die Haare zusammen. „Ich habe ihn hintergangen und das in jeder nur denkbaren Weise. Und das nicht mit irgendwem. Sondern mit dir . “ Er setzt sich auf und schaut mich an. „Verstehst du, mit einem Fremden könnte ich mir einreden, dass es einfach der Moment war oder Alkohol oder der tiefe Wunsch nach Bestätigung. Und wir haben nicht einmal getrunken. Ich habe extra Wasser bestellt.“
    „Und was willst du damit sagen?“
    Ich setze mich auf die Bettkante und vergrabe mein in den Händen. „Keine Ahnung.“
    „Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass es mir nicht nur um eine Nacht geht.“
    „Aber

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