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434 Tage

434 Tage

Titel: 434 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Freytag
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wenn Hausverwaltungen wechseln. Dann gibt es eben nur zwei Schlüssel.“
    „Wann wird die Kaution eigentlich freigegeben.“
    „Gleich heute“, antwortet sie und lächelt mich an. „Die Wohnung ist in gutem Zustand. Na ja, also sie ist in keinem schlechteren Zustand, als zu dem Zeitpunkt, als Sie eingezogen sind.“
    …
    Ein letztes Mal schaue ich in Julians und mein Alleszimmer. Ich denke an unsere erste Nacht hier und daran, wie heiß es war. Ich denke daran, wie wir auf diesem Boden miteinander geschlafen haben. Tausende von Erinnerungen scheinen wirr durch mein Hirn zu jagen. So als wollten mir alle noch ein letztes Mal wehtun. Ich erinnere mich daran, wie Julian mir den winzigen Muschel-Anhänger geschenkt hat und daran, wie wir auf dem Boden saßen, weil wir keine Stühle hatten. Ich erinnere mich an sein Lächeln und seine tiefschwarzen Augen.
    Ich ignoriere den stechenden Schmerz in meiner Brust und auch meinen Dämon. Ich konzentriere mich auf diesen Augenblick. Diese leere Wohnung. Sie war einmal ein gemütliches Zuhause. Ein Ort, an dem Julian und ich uns geborgen gefühlt haben. Und jetzt ist sie nicht mehr als ein heruntergekommenes Wrack. Sie ist ein Sinnbild davon, wie es in mir aussieht.
    Die Maklerin räuspert sich. Und wie auf Kommando ziehe ich die Tür hinter mir ins Schloss. Schweigend gehen wir in Richtung Aufzug. Meine Beine sind schwer, so als wollten sie mich daran hindern zu gehen. Die Maklerin ruft den Aufzug und in dem Moment, als sich die Türen hinter uns schließen, begreife ich, dass ich ihn vermutlich nie wieder betreten werde. Und bei diesem Gedanken laufen mir bleierne Tränen über die Wangen. Es ist vorbei. Julian und ich sind Geschichte. Ab hier bin ich allein.
     
Kapitel 36  
    Ich sitze in meinem leeren Büro und warte. Andreas ist noch in einer Besprechung, dann hat er Zeit. Ich bin gespannt auf seinen Gesichtsausdruck, wenn ich es ihm sage. Er wird denken, ich kündige, weil er mir keine Partnerschaft angeboten hat. Das soll er ruhig denken. Ich sehe ihn schon vor mir, wie er mir die Vorzüge meiner Arbeit herunterbetet. Die fantastische Bezahlung, die vielen Freiheiten, die mögliche Partnerschaft, die Erfolge, die ich dort hatte. Er wird mir sagen, dass ich nur da bin, wo ich heute bin, weil er mir diese Chance gegeben hat. Und ich werde antworten, dass ich da, wo ich heute bin, gar nicht sein will. Sicher, ich habe viel verdient. Ich habe ein großes Polster. Und sogar, wenn ich Tobias das Haus als eine Art immobiliarisches Schweigegeld gebe, habe ich noch Einiges auf der hohen Kante. Aber wie heißt es so schön? Geld allein macht nicht glücklich. Auch, wenn ich sicher mit Geld glücklicher bin als ohne. Jeder, der das Gegenteil behauptet, ist entweder ein Heiliger oder er lügt.
    Ich ziehe Brief ‚# 5’ aus seinem Umschlag und falte ihn auf.
    Liebe Anja,
    ich habe dir eine Weile nicht geschrieben. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich nicht, dass ich dir überhaupt jemals wieder schreiben würde. Aber nach gestern Nacht brauche ich jemanden zum Reden. Am besten jemanden, der mich nicht unterbrechen kann. Und deswegen schreibe ich dir.
    Wir sind seit über drei Jahren nicht mehr zusammen. Und es geht mir (fast immer) wirklich gut damit. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich keine andere an mich herangelassen habe. (Soviel zu deinen Prophezeiungen, dass ich mich in eine andere verlieben werde.) Ich habe mich nicht verliebt. Vor Kurzem dachte ich es, aber es stimmt nicht.
    Ja, es geht um Claire. Wir haben Spaß zusammen, sie ist unkompliziert und hat einen fantastischen Humor. Die letzten Monate sind wir oft in Ausstellungen gegangen, abends durch Kneipen gezogen, waren im Kino. Anfangs war Danny immer dabei, aber der ist für ein Projekt in Chicago und dann waren es eben nur noch Claire und ich.
    Ich muss zugeben, dass ich das anfangs ganz seltsam fand. Es hat sich so angefühlt, als würde ich dich hintergehen, was ja lächerlich ist, wenn man bedenkt, dass wir seit mehr als drei Jahren nicht mehr zusammen sind und auch genauso lang nicht mehr miteinander gesprochen haben. Nichts desto trotz, ich habe mich schuldig gefühlt. So, als hättest du eben doch recht mit dem gehabt, was du geschrieben hast.
    Wie auch immer. Letzte Nacht waren wir etwas essen. Und es war wie immer. Ungezwungen und lustig. Ein Abend mit Claire eben. Bis wir dann zu mir gegangen sind, um einen Film anzusehen.
    Der Abspann fängt an und ich schaue zu ihr hinüber, weil ich auf die Reaktion in

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