44 - Die Intrige von Antares
an einer verzierten Kutsche lehnte. Drei schwarzgekleidete Männer lagen bäuchlings vor ihm auf dem Boden, und unter ihnen breiteten sich Blutlachen aus. Von der Seite kam ein dritter Meuchelmörder auf mich zugestürmt; er schwang eine Axt. Die beiden anderen Männer erblickten mich, griffen ihre Waffen fester und schlossen sich ihrem Kameraden an. Sie kamen näher, und offensichtlich hatten sie viel Erfahrung darin, als Gruppe zu arbeiten.
Zwei Schwerter und eine Axt gegen ein Schwert, über dessen Herkunft und Verläßlichkeit ich starke Zweifel hegte – nun denn! Sie versuchten, mich auf ganz normale Weise einzukreisen. Sie waren nicht auf die Schnelligkeit vorbereitet, mit der ich mich auf sie warf.
Die Axt hieb ins Leere, als ich ihren Träger niederstreckte; im nächsten Augenblick wirbelte ich schon herum, um mich den anderen beiden entgegenzustellen. Damit hatten sie nicht gerechnet. Unsere Klingen trafen sich nur zweimal. Ein abgeschrägter Hieb trennte dem einen die Hand ab, dann folgten ein schneller Sprung nach vorn und ein Stoß nach links, der den anderen durchbohrte.
Es war alles sehr schnell und tödlich abgelaufen. Wäre das nicht der Fall gewesen, würde ich jetzt nicht hier sitzen, um Ihnen davon berichten zu können.
Natürlich brach die Klinge in der Mitte durch, ganz wie ich es vorher befürchtet hatte. Der Stikitche taumelte zurück, spuckte Blut und brach mit einem Stück Stahl im Leib zusammen.
Ich versicherte mich mit einem schnellen, aber außerordentlich gründlichen Blick, daß keiner der anderen Meuchelmörder noch unter den Lebenden weilte. Jetzt konnte ich mich um den Sterbenden kümmern.
Seine ersten Worte waren unverständlich. Blut rann aus seinem Mund und lief ihm übers Kinn.
»Ruhig, Dom, ganz ruhig.« Es war sinnlos, ihn in eine bequemere Lage zu bringen. Das hätte seine inneren Verletzungen nur noch verschlimmert, und er kämpfte mit aller Kraft gegen den Tod an, weil er mir noch etwas sagen wollte.
Das Schwert fiel ihm aus den blutverschmierten, behandschuhten Fingern. Er packte meinen Arm mit nachlassender Kraft.
»Strom Korden. Laha...« Ein frischer Blutschwall machte seine Worte undeutlich. Die Brust unter dem hellen Gewand und der aus Eisenbändern bestehenden Rüstung bewegte sich kaum. »Nimm das Schwert und ...« Er mußte qualvoll husten, nahm einen neuen Anlauf, brachte jedoch nur sinnloses Gestammel zustande.
Er schluckte mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, die ihn Mund und Gesicht verziehen ließ, dann erzitterte sein ganzer Körper. Sein Kopf rollte zur Seite. Er war ein starker Mann in der Blüte seines Lebens gewesen. Er hatte einen dichten braunen Schnurrbart. Sein böse eingedellter Helm war ihm vom Kopf gefallen und unter die Kutsche gerollt.
»Zu Hyr Kov Brannomar.« Seine Stimme wurde leiser. Seine Kräfte ließen rapide nach. »Du mußt ...« Er schloß die Augen und bewegte mühsam die Lippen. »Schwöre es beim Namen Cymbaros des Gerechten!« Diese Worte hatten ihn die letzte Kraft gekostet. Er hustete, und der Blutstrom schwoll an. »Nimm ... Nimm das Schwert ... Nimm das Schwert, und zwar mitsamt ...« Die letzten Silben waren kaum verständlich.
Ich beugte mich vor und sprach leise in sein Ohr.
»Cymbaro sei mein Zeuge, Strom Korden, ich werde das Schwert Hyr Kov Brannomar übergeben.«
Opaz allein weiß, ob er mich noch gehört hat. Als ich mich wieder aufrichtete, war der Lebensfunke aus ihm geflohen, und er war tot.
Ich blieb einen Augenblick lang dort hocken und übergab ihn im Geiste in die Obhut von Cymbaro, dem Gerechten.
Obwohl derartige Vorkommnisse auf Kregen oft genug stattfinden, haben sie jedoch immer wieder die Kraft, einen sehr nachdenklich zu machen. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Auftrag dieser Edelmann unterwegs gewesen war und warum dieser Kov Brannomar unbedingt dieses Schwert erhalten mußte. Doch ich hatte nicht anders handeln können. Nicht als Krozair von Zy, nicht als Krovere von Iztar, und erst recht nicht als Koter von Vallia. O nein, denn ich hatte einen heiligen Eid geleistet. Ich hoffte nur, daß er mit dem tröstlichen Wissen gestorben war, seine Pflicht so gut wie möglich erfüllt zu haben.
Es mußte sich um das Schwert handeln, mit dem er seinen letzten Kampf ausgefochten hatte. Ich bückte mich und hob es auf. Es gab genug schwarzen Stoff, um die Klinge zu säubern.
Es war ein Schwert von der Art, die man häufig in den östlicheren Regionen von Paz fand. Man nannte es Braxter. Im
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