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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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»Mein kleiner Bandi.« Die Tränen rannen ihr die schmutzigen und blutverschmierten Wangen herunter.
    Bei dem Tier handelte es sich um ein Mili-Milu. Das waren anschmiegsame, affenähnliche Geschöpfe, die Frauen oft als Haustiere hielten. Die Tiere hockten dann auf ihren Schultern. Sie waren schnell und durchtrieben, aber immer entzückend. Dieser kleine Bursche hatte seiner Herrin das Leben gerettet, denn der brutale Hieb, der sie sofort getötet hätte, hatte zuerst den Mili-Milu getroffen und war auf diese Weise abgeschwächt worden. Das Mädchen hatte die ganze Zeit bewußtlos und unbemerkt in dem hohen Gras unter der Kutsche gelegen.
    »Gib mir Bandi«, sagte ich so behutsam, wie ich konnte. »Ich werde ...«
    »Nein!« brauste sie auf.
    »Da hinten kommen ein paar Reisende. Ich muß los, bevor sie hier eintreffen. Sie werden sich um die Begräbnisse kümmern. Bitte.«
    Sie war jung, gerade an der Schwelle zum Leben. Sie war mittelgroß und voll entwickelt, und ihre Beine waren in jener besonderen Weise muskulös, wie man sie nur bei ausgebildeten Tänzerinnen findet. Trotz des Schreckens, den sie durchgemacht hatte, bewahrte sie die Fassung und hielt den Kopf aufrecht.
    »Also gut. Strom Korden hat mir mit seinem letzten Atemzug den Schwur abgenommen, seine Mission zu Ende zu bringen. Das werde ich tun. Remberee.« Ich sah sie streng an, drehte mich um und ging auf die graue Zorca zu. »Dein Dolch steckt in der Rückwand der Kutsche«, rief ich ihr über die Schulter zu.
    Meine Reaktion auf ihre Weigerung, mir die blutigen Überreste ihres Schoßtieres zu überlassen, schien sie offensichtlich zu überraschen. Wenn sie ein normales junges Mädchen war – ich hatte keinen Grund, etwas anderes anzunehmen –, würde sie unter Schock stehen. Es war von entscheidender Bedeutung, jetzt ganz normal mit ihr umzugehen.
    Dem ersten, ziemlich anmaßenden Eindruck, den ich bei ihr hinterlassen hatte, war sie mit ihrem angeborenen Mut entgegengetreten. Sie war eine Tänzerin, und es freute mich auf eine unbestimmte Weise, daß sie keine Glöckchen um die Fußgelenke trug. Sie war recht muskulös, gelenkig und zweifellos sehr sportlich. Also eine zähe kleine Dame, deren Ausdauer sich in geschmeidigen Muskeln und weiblichen Formen ausdrückte, die alle an der richtigen Stelle saßen.
    »Sag mir wenigstens deinen Namen.«
    »Drajak.«
    »Du bist sehr barsch.«
    »Manche Leute nennen mich Drajak den Schnellen. Also, wenn du ...«
    »Ich heiße Tiri.«
    Als ich darauf keine Erwiderung gab und statt dessen nach den Zügeln der Zorca griff, sagte sie aufbrausend: »Tiri ist die Kurzform von Tirivenswatha.«
    Ich konnte mich nicht beherrschen. »Das höre ich gern«, sagte ich trocken. »Ich habe meine Probleme mit langen Namen.«
    »Ich glaube, die Dame Balsitha hat dein Ibma verdreht.«
    »Da ich weder weiß, wer die Dame Balsitha ist noch was sich hinter dem Begriff Ibma verbirgt, mußt du schon verzeihen, wenn ich nicht in den Stiefeln bebe, wie man in Clishdrin sagt.«
    Und sie lachte.
    »Was für Stiefel?«
    Ich sah überrascht nach unten – und bei Krun –, es stimmte.
    Für mich als abgehärteter Abenteurer und Seemann war es nichts Neues, barfuß zu gehen. Doch ein paar vernünftige Stiefel waren nicht zu verachten. Also marschierte ich etwas brummig wieder zurück.
    Es dauerte nicht lange, und ich hatte ein gutes Paar mit harter Sohle und weichem Oberleder gefunden, das ich dann sofort anzog. Die Gruppe von Reisenden war fast da. Ich richtete mich auf, und da überraschte mich das Mädchen zum zweitenmal. Sie übergab mir mit ernster Miene den blutigen Kadaver Bandis, ihres Mili-Milus.
    Ich nahm den armen Kerl mit gleichem Ernst entgegen und legte ihn neben Strom Kordens Leiche ab. »Sie werden ihm ein vernünftiges Begräbnis mit den erforderlichen Riten bereiten.« Ich drehte mich zu ihr um.
    Sie hatte sich einen Gürtel mit Schwertgeschirr genommen und schnallte ihn sich gerade um. Der Dorn mußte ins letzte Loch, da sie so schlank war. Entschlossen schob sie den Braxter in die Scheide.
    Ich nickte, halb zustimmend und nicht zuletzt etwas amüsiert.
    »Sehr gut, junge Tiri. Nun heißt es Remberee. Leb wohl.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    Einen verrückten Augenblick lang dachte sich, sie wollte mich zum Duell herausfordern.
    Sie nahm eine verzierte Tasche auf, die neben der Kutsche im Gras lag, und ging auf die Zorcas zu, die noch immer im Schutz der Bäume grasten.
    »Nein. Ich komme mit dir.«
    Und mit diesen Worten

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