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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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bereitete mich auf den Austausch eines höflichen ›Llahal, Dom‹ im Vorbeigehen vor.
    Eine der Gestalten war ein Mann, der die Blüte seines Lebens schon lange hinter sich gelassen hatte. Auf Kregen bedeutete das, daß er weit über zweihundert Jahre alt sein mußte. Er stützte sich schwer auf einem mit Schnitzereien versehenen Stab. Er trug eine braune Kutte. Die zurückgeworfene Kapuze enthüllte einen schmalen Kopf mit ein paar strähnigen Haaren. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, der Mund zu einem dünnen Strich verzogen. Die Augen waren merkwürdig, denn sie wurden von rot angeschwollenen Fleischwülsten verdeckt.
    An seiner Seite ging ein Junge, der ihn offensichtlich führte. Der Junge trug ein braunes Gewand. Auf seinem unschuldigen Gesicht zeigte sich Besorgnis. Er war barfuß.
    Der alte Mann hatte die Füße mit Lumpen umwickelt. Zwischen alten, rostbraunen Flecken schimmerten frische Blutungen durch.
    Der alte Mann stolperte. Der Stab entglitt ihm. Er stützte sein ganzes Gewicht auf den Jungen.
    Doch der war nicht stark genug und ging sofort in die Knie, und der alte Mann stürzte trotz seiner verzweifelten Versuche, das Gleichgewicht zu halten, zu Boden.
    Ich sprang vor.
    Der alte Mann richtete sich mühsam auf und blieb auf der staubigen Straße sitzen. Er befeuchtete die trockenen Lippen und sagte: »Es tut mir leid, Nath, von ganzem Herzen leid. Meine Kraft hat mich verlassen.«
    »Herr!« Der junge Nath war den Tränen nahe. Er unternahm keinen Versuch, dem alten Mann wieder auf die Beine zu helfen. Ich blieb genau vor den beiden stehen, denn meine Eile war unüberlegt und nutzlos gewesen.
    Nath sah mich an. In seinen Augen schimmerte es feucht.
    Ich sagte: »Llahal.« Dann zögerte ich, da ich nicht genau wußte, was ich jetzt machen sollte.
    Der alte Mann überraschte mich – und Nath auch, wie dessen instinktive Reaktion verriet, als er hilfreich die Hand ausstreckte –, indem er sich an seinem Stab festhielt und sich mühsam auf die blutenden Füße erhob. Obwohl er in meine Richtung blickte, war ich mir nicht sicher, ob er mich tatsächlich sah.
    »Llahal, mein Freund. Du siehst mich in einer schlimmen Notlage. Bitte beachte meine Schwäche nicht.«
    Ich fühlte mich absolut hilflos und starrte Mann und Junge einfach an.
    Nath fuhr sich mit der Hand über die Augen und sagte entschlossen: »Das ist San Padria na Fermintin. Lahal.«
    »Wir sind Pilger auf dem Weg nach Farinsee«, sagte San Padria. Sein Stimme war heiser, aber fest. Vermutlich predigte er mit dieser Stimme vor großen Versammlungen. »Der Weg war lang und beschwerlich, doch wir haben es fast geschafft.«
    »Ja, Herr«, mischte sich Nath ein. »Es ist nicht mehr weit. Doch deine Füße ...«
    »Die hat mir Cymbaro der Gerechte gegeben, damit ich auf dieser Welt umhergehen kann. Sie müssen mein Gewicht tragen, bis sie ganz versagen. Junger Nath, habe ich dich nicht gelehrt, daß Schmerz lediglich ein Auswuchs der Sinne ist, den man genauso wie die anderen Sinne auch behandeln muß?« Er stand mit blutenden Füßen auf der staubigen Straße und stützte sich schwer auf seinen Stab, und die von ihm ausgehende Würde war eine spürbare Macht.
    Die dünnen Beine des jungen Nath, die unter dem braunen Gewand hervorragten, erinnerten an die Beine eines Spatzen. Er sah irgendwie verhungert aus. San Padria auch. Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Wann habt ihr das letzte Mal etwas gegessen?«
    »Als es Cymbaro gefallen hat. Man lebt nicht vom Brot allein.«
    »Oh, aye«, erwiderte ich und zog am Riemen des Futterbeutels. Ich fischte zwei schwalbenschwanzförmige Brotkrusten heraus und hielt sie ihnen entgegen, während ich mit der anderen Hand den Schinken herausholte. Der war zwar mittlerweile wesentlich dünner geworden, doch es war noch mehr als genug übrig, um die Mägen dieser beiden Pilger mit reichhaltigerer Nahrung als Cymbaros metaphysischem Brot zu füllen. Ich sah auf. Sie hatten das Brot nicht genommen.
    »Bitte«, sagte ich. »Ich glaube, Cymbaro hätte bestimmt nichts dagegen«, fügte ich recht dreist hinzu.
    Nun, sie zierten sich eine Weile, nahmen dann aber schließlich Brot und Schinken und schlangen es heißhungrig herunter. San Padria sah direkt kräftiger aus. Blieb nur noch das Problem mit seinen verdammten Füßen.
    Sie erzählten mir, daß Bharang noch sechs Tagesmärsche entfernt lag; ich würde es vermutlich in einem Tag schaffen. Farinsee entpuppte sich als der Berg, der dem Ayer's Rock so ähnlich sah. Bei

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