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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Henne.

7
     
     
    Ich kletterte an einem üppig mit Grünzeug bewachsenen Spalier über die Hinterhofmauer des Gasthauses. Das blaue Gewand hatte ich hochgezogen und an der Taille festgebunden. Die Pantoffeln hatte ich ausgezogen und in den Gürtel gesteckt. Dann grub ich die nackten Zehen in die Mauerspalten und zog mich in die Höhe, bis ich leise an Tiris Fenster klopfen konnte.
    Das Fenster wurde schnell aufgestoßen – unter diesen Umständen sogar außerordentlich schnell –, und ich mußte mich ducken, um nicht mit dem Kopf gegen den Rahmen zu stoßen. Dann zog ich mich geschmeidig über den Fenstersims in das Schlafzimmer. Es war stockfinster. Zwar flackerte dort ein winziges Licht, doch die Flamme wurde vom Metallzylinder der Lampe verborgen. Schweres Atmen war zu hören. Dann ertönte ein raschelndes Geräusch. Eine süßliche, leidenschaftliche Frauenstimme gurrte: »O Ferdie, mein Liebling! Ich habe gewußt, daß du kommen wirst, nachdem ich dich so ermuntert habe!«
    Der Metallzylinder wurde an seinem Holzgriff von der Flamme gezogen. Es wurde schlagartig hell.
    Die Frau wandte sich von dem Lampentisch am Bett ab. Sie hatte ihr Nachtgewand in einer Weise zusammengerafft, die sie vermutlich für verführerisch hielt, und es war vom Kragen bis zum Saum geöffnet. Sie war fett. Dicke, wabbelige Speckringe begruben die nichtexistierende Taille unter sich, und auf dem Hängebauch und den schwellenden Schenkeln zeichneten sich die weißen Narben erfolgloser Schönheitsoperationen wie eine Karte der Hölle ab. Ihr Gesicht war vor leidenschaftlicher Sehnsucht verzerrt, und ihr Schnurrbart machte Mogpers Manneszierde Konkurrenz. »Ferdie, mein Geliebter! Deine kleine Mimi hat solche Sehnsucht nach dir!«
    In dem Herzschlag, in dem ich nacheinander Erwartung, den Drang zum Lachen und Mitleid verspürte, entschied ich mich, das verständnislose Gesicht eines Einfältigen aufzusetzen. Sie drehte sich um und sah mich.
    Ich weiß nicht mehr, was ich erwartet hatte, doch auf keinen Fall hatte ich damit gerechnet, daß sie sich auf mich stürzte. Die fetten Arme waren weit ausgebreitet, und das Nachtgewand verhüllte ihre weiße Haut nur unvollkommen. »Du bist ja gar nicht Ferdie! Aber egal, mein Liebling – du tust es auch!«
    »Meine Dame. Das ist ein Mißverständnis ...«
    »Du mußt nicht schüchtern sein, mein kleiner Herzensbrecher. Du hast mich mit Ferdie gesehen, und nun verzehrst du dich in Sehnsucht nach mir! Das verstehe ich doch! Komm zu mir!« Ihre feuchten Lippen hatten in dem Licht der Lampe die Farbe von Pflaumen, und ihre breite Nase war vor Leidenschaft verzerrt. Sie kam mir entgegen, und ich wich zurück, während ich verzweifelt nach der Tür Ausschau hielt.
    Sie stapfte hinter mir her, stolperte über das Nachtgewand und wäre fast hingefallen. Sie bot einen furchteinflößenden Anblick. So mußte es den Bauarbeitern einer Abbruchkolonne ergehen, die einen Tempel niederreißen mußten und um die dann der Boden erbebte. Ich erreichte die Tür.
    Sie unternahm den krampfhaften Versuch, das Gleichgewicht zu behalten, wobei alles wie Wackelpudding bebte.
    »Geh nicht! Geh nicht! Die kleine Mimi braucht dich!«
    »Ich versichere dir, meine Dame, daß ich dein großzügiges Angebot durchaus zu schätzen weiß. Doch ich bin anderweitig verbunden und muß deshalb mit tiefem Bedauern ablehnen.«
    Das konnte man nicht netter sagen, bei Shansi, dem Kobold der Liebe, der seine zusammengeflochteten Blumenringe zielsicher wirft, um zwei Liebende zu vereinen.
    »Bitte ...« Spucke floß wie ein Wasserfall über ihre diversen Kinne. Ich hatte das Gefühl, daß sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde, und das wollte ich nicht auf mein Gewissen laden. Ich riß die Tür auf. »Madam Mimi, dein ergebener Diener. Remberee.« Und ich floh nach draußen.
    Bei der widerwärtig entzündeten Leber und dem nachlassenden Augenlicht Makki-Grodnos! Was für ein Erlebnis! Ich wünschte Ferdie alles Glück der Welt, wer er auch immer war.
    Wenn nun das ganze Gasthaus durch den bevorstehenden Tumult aufgeweckt wurde, war ich erledigt. Wo in einer Herrelldrinischen Hölle war Tiris Zimmer?
    Schritte ertönten. Der schwache Lichtschein einer am Ende des Ganges stehenden Lampe tauchte eine Tür in Schatten und beleuchtete den Rest. Ich drückte mich in den Schatten.
    Ein Mann ging vorbei. Er trug einen blauen Morgenmantel, der eine große Ähnlichkeit mit Mogpers Gewand hatte. Er war hochgewachsen und spindeldürr,

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