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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niemand.“
    „Das wäre ein Wunder!“ ließ sich einer hören.
    „Es ist nur die Folge einer langen Übung.“
    Sternau verließ jetzt den Hof und schritt die Straße, die gerade auf das Tor zulief, fünfhundert Schritte weit hinaus. Die Herren retirierten sich hinter die Mauern, um nicht getroffen zu werden, und die Damen hatten zwar die Fenster geöffnet, getrauten sich aber nicht, aus denselben herabzublicken.
    Jetzt schwang Sternau den Tomahawk, beschrieb mit demselben zunächst einige vertikale Kreise und schleuderte ihn dann nach dem Ziel. Das Indianerbeil flog, ganz wie er es gesagt hatte, erst am Boden hin, stieg rasch und plötzlich bis über erste Etagenhöhe empor, senkte sich dann jäh und – warf mit einem lauten Krach den Stein vom Pfahl und gegen die Mauer, ohne den Pfahl dabei im mindesten zu berühren.
    Auf dieses Meisterstück brach ein außerordentlicher Beifallssturm los. Sternau kam zurück, bedankte sich mit einer stummen Verbeugung und sagte:
    „Die Herren sehen, welch eine Waffe das ist.“
    „Die fürchterlichste!“ meinte der Großherzog.
    „Ich stimme unbedingt bei“, entgegnete Sternau.
    „Aber es gehört bei einer solchen Entfernung nicht nur die von Ihnen erwähnte Übung dazu, sondern auch eine Riesenkraft, wie nur Sie dieselbe unter uns allen besitzen.“
    Sternau lächelte.
    „Hier ist die Kunst, den Tomahawk zu schleudern, eine brotlose“, sagte er, „aber da drüben in der Prärie ist sie eine Lebensfrage. Was Sie jetzt gesehen haben, bringt ein jeder Indianer fertig.“
    „Und nun Ihren Lasso? Bitte!“ sagte der Großherzog.
    „Nur Ihnen und diesen Herrschaften, Hoheit“, meinte der Arzt. „Anderen eine Fertigkeit zu zeigen, würde nichts als eine prahlerische Schaustellung sein.“
    „Tun Sie es immerhin, mein Lieber! Sie sollen uns nicht amüsieren, sondern belehren.“
    Sternau ließ das Tor jetzt wieder schließen und den Braunen des Hauptmanns satteln. Dann wurden sämtliche Pferde aus dem Stall gelassen. Nun hatten die Damen wieder den Mut, aus den Fenstern zu blicken. Sternau stieg zu Pferde und tummelte es einige Male hin und her. Man konnte sich keine ritterlichere Figur denken, als ihn.
    „Ein schöner, ein sehr schöner Mann!“ flüsterte die Großherzogin der Gräfin Rosa zu.
    Diese erglühte und antwortete:
    „Und ein edler Mann, Hoheit, ein Mann, der Kind und Held zu gleicher Zeit ist.“
    „Dann sind Sie glücklich?“
    „Unendlich!“ hauchte Rosa.
    Auch die anderen Damen flüsterten sich ihre Bemerkungen zu.
    „Man könnte diese Rodriganda beneiden!“ meinte die eine.
    „Er hat die Attitüde eines Bayard!“ sagte eine andere.
    „Er reitet wie ein Gott!“
    Der, dem diese Worte galten, knüpfte jetzt das eine Ende seines Lassos an den Sattelknopf und legte ihn in Schlingen.
    „Meine Herren“, sagte er, „mein Pferd ist den Lasso nicht gewöhnt, und der Raum ist hier zu beschränkt, um Ihnen das richtige Bild einer Pferdebändigung zu geben. Mein Lasso hat eine Länge von vierzig Fuß, viel zu viel, um frei agieren zu können, doch wollen wir es versuchen.“
    Er gab darauf den Burschen den Befehl, die Pferde scheu zu machen und durcheinander zu treiben. Mit Hilfe von Peitschen und Stücken angebrannten Schwammes gelang dies sehr bald. Die Tiere fegten im Galopp im Hof umher.
    „Welches Pferd wünschen Sie, Hoheit?“ fragte Sternau.
    „Den Rapphengst“, lautete die Antwort.
    „Gut!“
    Sternau gab jetzt seinem Pferd die Sporen und sprengte mit lautem Indianerschrei zwischen die anderen hinein. Diesen war so etwas noch nicht passiert; sie wurden noch wilder als vorher und rannten wie toll im Kreis herum.
    Sternau befand sich mitten unter ihnen und regte sie durch seine Schreie bis auf das höchste auf. Dann zog er plötzlich die Füße aus den Bügeln und stellte sich auf den Rücken seines Pferdes.
    „Ah, ein Büffelritt!“ meinte der Großherzog. „Ein Ritt mitten in einer wilden Herde!“
    „Herr Doktor“, rief da Ludewig von weitem, „ich habe noch einen Kanonenschlag dahier, soll ich?“
    „Los damit!“ antwortete der Gefragte.
    Der Bursche brannte den Zunder an und warf dann die Kapsel mitten auf den Hof.
    „Mein Gott, das wird lebensgefährlich!“ rief die Großherzogin.
    „Ich vergehe!“ zitterte Rosa.
    „Doktor, um aller Welt willen –“, rief der Großherzog.
    Er kam nicht weiter. Noch stand Sternau frei auf dem Pferd, da krachte der Schuß und sämtliche Pferde schnellten erschreckt hoch empor. Auch

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