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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sehen Sie nicht die Klinge in seiner Hand zittern? Sehen Sie nicht seine Lippen beben? Sehen Sie seinen Blick stier vor Schreck und Angst? Ist dies der Anblick eines Unschuldigen?“
    Der Sekundant betrachtete seinen Vorgesetzten und sagte, selbst erbleichend: „O Dios, es ist wahr, Sie zittern, Kapitän!“
    „Er lügt!“ stammelte dieser.
    „Und hören Sie, wie sogar seine Stimme zittert?“ fragte Sternau. „Es ist die Angst. Er weiß, daß der ‚Fürst des Felsens‘ nicht besiegt werden kann; er weiß, daß ich Wort halten werde; er weiß, daß seine recht Hand verloren ist. Vorwärts, beginnen wir die Komödie!“
    Da raffte sich der Kapitän zusammen.
    „Ja, beginnen wir!“ rief er und drang sogleich auf Sternau ein.
    „Halt!“ rief dieser, indem er ihm mit einem gewaltigen Hieb den Degen aus der Hand wirbelte. „Noch stehen die Sekundanten nicht zu unserer Linken, und noch ist das Zeichen nicht gegeben. Passen Sie auf die Regeln, sonst werfe ich den Degen fort und greife zur ersten, besten Rute!“
    Der Degen wurde wieder geholt, und die Gegner legten sich aus. Mariano war ein ausgezeichneter Fechter; noch keiner hatte ihn überwunden, aber wie Sternau die in dem Degenkorb steckenden vier Finger seines Gegners von der Hand trennen wollte, das wußte er nicht; er hielt es für eine Unmöglichkeit.
    Jetzt wurde das Zeichen gegeben, und der Kampf begann. Der Kapitän warf sich mit wildem Mut auf Sternau; dieser aber stand da, stolz, ruhig und lächelnd, jeden Ausfall mit graziöser, aber kraftvoller Leichtigkeit parierend, bis plötzlich seine Augen aufblitzten; ein gewaltiger Hieb trieb den Arm seines Gegners zur Seite; die Klinge wandte sich blitzschnell, die Spitze derselben fuhr in den Korb hinein – ein Ausruf des Kapitäns, und der Degen desselben fiel zur Erde.
    „Oh, ich Unglücklicher, meine Hand!“ brüllte er.
    Der Degen lag am Boden; im Korb der Waffe staken zwei abgetrennte Finger; zwei andere lagen daneben, während der Verwundete den blutenden Stumpf in die Schöße seines Rockes grub.
    Sternau zog ruhig sein Taschentuch und trocknete das Blut an der Spitze seines Degens ab. Dann wandte er sich an den Sekundanten:
    „Sie sehen, daß ich Wort halte, Señor. Dieser Mann wird mit seiner Rechten niemals wieder eine Dame berühren, welche es ihm nicht erlaubt.“
    Da erhob der Kapitän den blutenden Stumpf und rief:
    „Mensch, du bist ein Teufel; aber ich mache dich doch noch zahm!“
    Sein Sekundant trat zu ihm, Leutnant Pardero auch. Sie sprachen ihm zu und gaben sich Mühe, die Blutung durch einen provisorischen Verband zu stillen. Er ließ es geschehen, indem er wilde, halblaute Drohungen gegen Sternau ausstieß. Dieser kümmerte sich nicht um dieselben. Mariano war zu ihm getreten und sagte:
    „Das war ein Meisterstück, welches ich nie für möglich gehalten hätte. Wirst du das andere Versprechen auch halten können?“
    „Sicher“, antwortete Sternau lächelnd.
    „Aber fünf Schritte Barriere, und beide schießen zugleich!“
    „Pah! Paß auf, wie ich dies mache! Aber tritt nicht seitwärts von mir, sondern gerade hinter mich.“
    „Dann kann mich die Kugel des Gegners treffen!“
    „Nein. Sie müßte ja erst mich durchbohren.“
    „So soll sie seitwärts fliegen?“
    „Ja, die meine und die seine.“
    „Caramba, du willst auf die Öffnung seiner Pistole zielen?“
    „Ja.“
    „Auf seinen rechten Lauf?“
    „Versteht sich!“
    „Und wenn er nun den linken zuerst abschießt?“
    „Das tut so ein Männchen nicht. Habe keine Sorge; es geschieht mir nicht das mindeste.“
    Diese Worte waren leise gesprochen worden, sodaß sie von den drei Offizieren ungehört blieben. Der Kapitän war jetzt zur Not verbunden. Er raunte Pardero zu:
    „Wenn Sie den Hund niederschießen, quittiere ich Ihnen Ihre ganze Spielschuld!“
    Pardero nickte mit dem Kopf, aber es war ein automatisches, seelenloses Nicken, eine fast unbewußte Bewegung. Er sah ebenso bleich aus wie der Kapitän vorher, und sein Auge hing voll Angst an den Sekundanten, welche jetzt die Barrieren markierten.
    Die beiden Doppelpistolen wurden sorgfältig untersucht und geladen, dann wurden sie von den Gegnern aus dem Hut gewählt. Sie stellten sich einander gegenüber, nur drei Schritte voneinander entfernt. Der Leutnant stellte sich seitwärts, Mariano aber hinter Sternau.
    „Señor, welche Unvorsichtigkeit!“ rief ihm der Sekundant des Gegners zu. „Sie müssen ja getroffen werden!“
    „Oh, mein Freund und

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