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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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können Sie sich an mir vergreifen!“ sagte er. „Ich bin ein freier Mexikaner.“
    „Laß diesen dummen Spaß!“ antwortete Sternau. „Du siehst ja, daß du jetzt aufgehört hast, ein freier Mexikaner zu sein!“
    „Aber ohne meine Schuld. Ich verlange Freiheit und Genugtuung!“
    „Was du verlangst, ist uns gleichgültig; was du bekommst, das wird sich baldigst finden. Nur erwarte nicht, daß ich Theater mit dir spiele. Du gehst jetzt mit mir.“
    Er faßte ihn und schob ihn vor sich her zur Tür hinaus. Der Mexikaner gab sich Mühe, einen trotzigen Gang und eine ebensolche Haltung anzunehmen, aber es gelang ihm schlecht, da in Folge seiner Fesselung das Blut noch nicht in der früheren Weise durch seine Adern pulsierte. Er hatte seine Bewegungen noch nicht wieder in seiner Gewalt, und so kam es, daß er nicht den mindesten Versuch machte, sich durch einen raschen Sprung zu befreien, obgleich Sternau ihn nicht mit der Hand gefaßt hielt.
    Als sie in den Speisesaal traten und er die dort Anwesenden erblickte, sagte er: „Was soll ich hier?“
    „Meine Fragen beantworten, weiter nichts“, antwortete Sternau, indem er ihn vorwärts stieß. „Hier stellst du dich her! Sieh diesen Revolver; bei der geringsten Bewegung, welche du etwa unternimmst, um zu entfliehen, schieße ich dich nieder!“
    „Ich protestiere gegen eine solche Behandlung!“ meinte er trotzig.
    Sternau zuckte geringschätzend die Achseln und antwortete nicht, sondern wendete sich zum Fenster. Draußen war der Hufschlag eines Pferdes zu hören, und als er hinausblickte, sah er einen Lanzenreiter, welcher auf schweißtriefendem Pferd beim Lager ankam. Es war gewiß ein Bote, welcher irgend einen Befehl überbrachte.
    Nun wendete sich Sternau wieder zu dem Gefangenen und sagte zu ihm:
    „Du stehst vor einem Verhör, welches über dein Schicksal entscheidet. Ich hoffe, daß du an deinen Vorteil denkst und mir aufrichtig antwortest.“
    „Es hat niemand das Recht, mich zu verhören; ich gestehe dieses Recht nur dem Richter zu; das aber ist keiner von Ihnen.“
    „Du irrst. Alle, die hier sind, sind deine Richter; du wirst das bald bemerken. Ich sage dir, daß wir wenig Federlesens mit dir machen werden. Du bist gedungen worden, einige von uns zu töten. Ich habe deine Unterhaltung um Mitternacht unten bei den Palisaden und bei der Ruine belauscht und jedes Wort vernommen; ich bin auch bei dem Stein gewesen und habe den Zettel gelesen, welchen der Kapitän dort für dich verbarg, und den du noch in deiner Tasche hast. Ihr habt in der Schlucht des Tigers auf mich geschossen – ich weiß das alles. Du bist ein Mörder, und ich werde dich ohne alle Umstände binnen zehn Minuten aufhängen lassen, wenn du nicht durch eine offene Bereitwilligkeit dein Leben zu retten versuchst.“
    Diese Worte waren in einem hohen Ernst gesprochen, der den Mann bedenklich machte. Er hörte zu seinem Schrecken, daß alles verraten sei, und der angenommene Trotz wich aus seinen verwitterten Zügen. Er antwortete nur mit einem Schweigen.
    „Ich frage dich zunächst, ob du aufrichtig antworten willst“, fuhr Sternau fort. „Willst du nicht, so ist das Verhör allerdings beendet, und du wirst aufgehängt.“
    Der Mann blickte düster zu Boden und antwortete dann:
    „Wenn Sie das tun, so wird man mich rächen; darauf können Sie sich verlassen!“
    „Wer würde denn der Rächer sein?“ fragte Sternau.
    „Ich habe noch Gefährten.“
    „Pah! Du hattest nur noch ihrer zwei übrig. Sie warteten in dem Kalkbruch auf dich, wie du gestern abend zu dem Kapitän sagtest. Wir sind heute dort gewesen und haben sie gefangengenommen. Du wirst sie bald sehen.“
    Der Mexikaner erbleichte, antwortete aber doch:
    „Das glaube ich nicht. Sie sagen die Unwahrheit, damit ich schüchtern werden soll.“
    „Du bist nicht der Mann, um dessentwillen ich eine Unwahrheit sagen würde. Tritt an das Fenster und blicke hinab. Ihre Pferde stehen noch unten im Hof, und das deinige mit.“
    Der Mann tat, wie ihm befohlen war. Er sah die beiden Pferde seiner Gefährten; er erkannte auch das seinige und sah nun ein, daß Sternau die Wahrheit gesagt hatte. Dennoch machte er noch einen Versuch, den Anwesenden Furcht einzuflößen:
    „Der Kapitän wird mich rächen!“
    Sternau war mit seinen Blicken dem Gefangenen, als dieser aus dem Fenster sah, gefolgt, und dabei bemerkte er drei Reiter, welche von Westen her auf das Lager zu geritten kamen. Er erkannte sie sofort und antwortete dem

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