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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zweiten Mann, welcher vollständig überwältigt unter ihm lag.
    „Warte, ich werde nachhelfen!“
    Mit diesen Worten eilte er hinzu und versetzte dem Mann einen ebensolchen Hieb, der auch ganz dieselbe Wirkung hatte.
    „Nun fesseln, knebeln und fortschaffen, damit sie nicht gefunden werden.“ Die beiden Männer wurden mit ihren eigenen Riemen gefesselt und mit ihren eigenen Tüchern geknebelt. Dann wurden sie auf ihre Pferde mittels der Lassos festgebunden. Das dritte Pferd gehörte jedenfalls dem Anführer, den Sternau bereits um Mitternacht überwältigt hatte. Die drei Tiere wurden eine genügende Strecke, um nicht gesehen und gehört zu werden, fortgeschafft und dort an Baumstämme festgebunden. Dann kehrten die Freunde nach dem Bruch zurück, um die Spuren von der Anwesenheit dieser Leute zu verwischen. Sie waren kaum damit fertig, so erschienen die drei Offiziere.
    Man grüßte sie mit förmlicher Höflichkeit. Sternau und Mariano bemerkten mit innerlicher Genugtuung, daß der Kapitän seine Blicke forschend umherschweifen ließ. Er suchte das Dunkel der Büsche und Bäume zu durchdringen, um seinen Verbündeten zu sehen, aber es gelang ihm natürlich nicht.
    Die beiden Sekundanten traten zusammen, um sich noch einmal zu besprechen. Der Sekundant der Gegenpartei hatte für Sternau einen Kavalleriesäbel mitgebracht, da dieser sich augenblicklich nicht im Besitz eines solchen befand. Er machte zunächst den Versuch, eine Versöhnung zustande zu bringen, aber der Kapitän lehnte mit stolzer Miene und Bewegung ab.
    „Kein Wort weiter!“ sagte er. „Ich will Blut sehen. Mein Gegner hat die Bedingung gemacht, daß Genugtuung erst dann vorhanden sein soll, wenn einer von uns durch seine Verwundung gezwungen ist, seinen Degen fallen zu lassen. Ich habe die Bedingung akzeptiert und fühle nicht die mindeste Lust, von ihr abzugehen.“
    „Und Sie, Señor Sternau?“ fragte der Sekundant.
    „Auch ich halte die Bedingung fest“, antwortete der Gefragte, „und das umso mehr, als sie erst von mir ausgegangen ist. Übrigens habe ich nur Ihnen noch eine Bemerkung zu machen, wenn Sie dieselbe gestatten.“
    „Ich bitte!“ sagte der Offizier.
    „Ich bemerkte Ihnen bereits gestern, daß mir der Ausgang dieses Kampfes bekannt sei, und Sie glaubten mir nicht. Ich werde Ihnen den Beweis liefern. Wer den Degen fallen läßt, ist besiegt. Nun wohlan, ich werde meinem Gegner die vier Finger der rechten Hand abschlagen. Es wäre mir leicht, ihn zu töten, aber ein Schuft muß gezeichnet, nicht aber getötet werden.“
    „Herr!“ brüllte der Kapitän.
    „Pah!“ antwortete Sternau mit dem Ton tiefster Verachtung.
    „Señor“, erinnerte der Sekundant, „Sie selbst haben mich gestern auf die Regeln des Duells verwiesen. Ist es Sitte, seinen Gegner noch am Platz in einer solchen Weise zu beschimpfen?“
    „Nein. Es ist ja nicht Sitte, sich mit einem Schurken zu schlagen, tut man es, so geschieht es nur unter dem Vorbehalt, ihn als solchen zu behandeln. Übrigens will ich jetzt Ihnen noch bemerken, daß ich meinen zweiten Gegner ebenso zeichnen werde. Unsere ersten Schüsse werden zu gleicher Zeit fallen, aber nicht treffen, auch sein zweiter Schuß trifft nicht, der meinige aber wird ihm die rechte Hand zerschmettern. Vorwärts!“
    „Ja, vorwärts!“ rief auch der Kapitän. „Er soll in die Hölle gehen, noch ehe er es denkt!“
    Sternau antwortete ihm nicht; aber als er seinen Degen erhalten hatte und die beiden Gegner sich nun gegenüberstanden, fragte er den Sekundanten:
    „Ist mir vorher noch ein Wort erlaubt?“
    „Wenn es keine neue Beleidigung enthält, ja“, lautete die Antwort.
    „Es enthält keine Beleidigung, sondern nur eine einfache Bemerkung, deren Wahrheit ich später beweisen werde.“
    „So sprechen Sie!“
    „Wohlan, der Mann, welchem ich jetzt gegenüberstehe, erwartet mit großer Bestimmtheit, daß zwei Schüsse fallen werden, vielleicht von der Höhe herab oder zwischen den Büschen hervor. Der eine Schuß soll mich, der andere meinen Sekundanten treffen; der Mörder ist erkauft und soll heute um Mitternacht bei den Ladrillos für den doppelten Meuchelmord seine Bezahlung erhalten.“
    Der Offizier trat einen Schritt zurück und rief zornig:
    „Señor, das ist unwürdig, das ist eine neue tödliche Beleidigung.“
    „Es ist die reine Wahrheit“, antwortete Sternau kalt. „Sehen Sie Ihren Kameraden, diesen Kapitän, diesen Kavalier an! Sieht er nicht leichenblaß aus vor Schreck?

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