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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich, wir sind unverwundbar!“ antwortete er lächelnd. Dennoch war er sich bewußt, daß es nur das Vertrauen in Sternaus Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit sei, welche ihn veranlaßte, eine so exponierte Stellung einzunehmen. Der Kapitän stand in der Nähe, hielt seinen Arm in der improvisierten Binde und schleuderte haßlodernde Blicke auf Sternau. Er hätte jetzt sein halbes Leben, vielleicht noch mehr darum gegeben, wenn er jetzt hätte die Kugel Parderos nach dem Herzen des Feindes lenken können.
    Der Leutnant erhob jetzt die Hand und zählte:
    „Eins!“
    Die rechten Arme der Gegner erhoben sich mit den Pistolen, die Läufe gerade auf die Brust des Gegenübers gerichtet.
    „Zwei!“
    Die Hand Parderos zitterte; er biß die Zähne zusammen und überwand dieses Beben. Er hielt das Auge auf die Stelle gerichtet, wo das Herz Sternaus klopfte. Gerade dorthin mußte die Kugel kommen. Auf drei Schritte Entfernung konnte gar nicht gefehlt werden, kein Zoll breit, nicht den Gedanken eines Haares breit. Und diese Überzeugung gab ihm seine Ruhe und sein ganzes Selbstvertrauen zurück; die beiden Mündungen seiner Waffe starrten fest und unverrückbar, als ob sie auf einer granitenen Unterlage ruhten, nach dem Herzen des Gegners. Dieser aber, Sternau, stand hoch und stolz vor ihm mit einem lächelnden Zug der Überlegenheit auf den Lippen.
    „Drei!“
    Das war das Todeswort. Sternau hatte seinen festen Blick nicht vom Auge Parderos verwandt, dennoch richtete sich seine Waffe bei dem letzten Kommandowort von dessen Brust mit Gedankenschnelle weg auf die Mündung von dessen Waffe. Die beiden Schüsse krachten. Parderos Hand wurde samt der Pistole zurückgeschleudert; Sternaus zweiter Schuß blitzte auf, nur einen Augenblick später auch derjenige seines Gegners, aber dieser stieß einen Schrei aus und ließ die Pistole sinken. Zu gleicher Zeit stieß auch der Kapitän dort an seinem Busch einen Schrei aus.
    „Meine Hand!“ rief der Leutnant.
    „Ich bin getroffen!“ schrie der Kapitän.
    „Unmöglich!“ rief der Sekundant und eilte zu ihm.
    „Es ist so“, sagte Sternau ruhig. „Señor Pardero hat keine feste Hand. Meine erste Kugel ging nach seinem Lauf, warf denselben zurück und diagonalisierte mit der seinigen zur Seite. Meine zweite Kugel zerschmetterte seine Hand, und so ging seine zweite zur Seite, rückwärts hinter mich, und wie ich sehe, in den bereits verwundeten Arm meines ersten Gegners. Wer sich schießen will, muß etwas gelernt haben, und wer den Mut hat, Damen zu beleidigen, der muß den Mut haben, die Folgen zu tragen. Ich habe die Gewohnheit, solchen Leuten die rechte Hand zu nehmen. Adieu, Señores!“
    Er steckte die beiden abgeschossenen Pistolen zu sich und schritt nach seinem Pferd. Da stellte sich ihm der Sekundant in den Weg und sagte:
    „Herr, Sie sind Arzt?“
    „Ich hatte bereits gestern die Ehre, es Ihnen zu sagen.“
    „Nun wohl, hier sind zwei Verwundete.“
    „Ich pflege nicht Wunden zu heilen, welche ich schlage, weil sie verdient worden sind; so ähnlich sprach ich mich bereits gestern aus. Übrigens ist die zweite Wunde Ihres Freundes eine einfache Fleischwunde, wie ich bereits aus der Haltung seines Armes sehe; sie hat nichts zu bedeuten. Vielleicht hütet er sich später vor Freunden, welche auf ihn schießen, während vom Feind sein Leben geschont wird. Adieu!“
    Er stieg auf und ritt davon; Mariano folgte ihm. Die drei Offiziere blieben zurück. Pardero stand da, mit zerschmetterter Hand, und Verdoja ließ sich den Ärmel aufschneiden, um seine Schußwunde zu verbinden. Ihre Flüche und Verwünschungen folgten den Davonreitenden nach.
    Diese kümmerten sich nicht darum, sondern suchten den Ort auf, an welchem sie ihre Gefangenen verwahrt hatten.
    „Wie ist mir jetzt das Herz so leicht!“ meinte Mariano. „Ich kam nicht ohne Besorgnis zum Rendezvous.“
    „Du hast mich noch nicht gekannt“, meinte Sternau heiter. „Jetzt aber laß uns eilen, daß wir die Hacienda eher erreichen als sie, sonst kommen wir um eine Überraschung, auf welche ich mich ganz außerordentlich freue.“
    Sie fanden die drei Pferde noch an den Bäumen, banden sie los, nahmen sie bei den Zügeln und galoppierten davon. Die beiden Gefangenen waren so fest auf ihre Tiere gebunden, daß sie sich kaum regen konnten. Unterwegs nahm ihnen Sternau die Knebel aus dem Mund.
    „Ihr redet kein Wort“, befahl er ihnen, „sonst jage ich euch eine Kugel durch den Kopf. Ich will euch sogar die Hände

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