44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
zählte er acht Männer, und sein Herz wurde leicht, denn diese Leute gehörten zu ihm. Es zeigte sich, daß es die vereinigten Abteilungen waren, welche Sternau und Mariano zu transportieren hatten. Sie wurden von ihm mit großer Befriedigung empfangen.
Die beiden Gefangenen waren auf eine geradezu unmenschliche Weise gefesselt. Nur die Knebel waren ihnen abgenommen, so daß sie wenigstens Atem holen konnten.
Gegen Abend trafen zur großen Freude Verdojas auch die übrigen mit Karja und Helmers ein. Es war keine einzige der fünf Abteilungen verfolgt oder beunruhigt worden, und so beschloß Verdoja, daß er von jetzt an seinen Ritt mit Sicherheit fortsetzen könne.
Es wurde ein Lager errichtet. Man brannte ein Feuer an und aß, dann fütterte man die Gefangenen, welche sich ja ihrer Hände nicht bedienen konnten, teilte sich in die Wache und legte sich zur Ruhe.
Verdoja hatte die erste Wache übernommen, obgleich er dies nicht nötig hatte, da er ja der Anführer war. Aber er hatte sich vorgenommen, die Gefangenen, von denen keiner ein Wort gesprochen hatte, zu peinigen. Sie lagen in der Mitte des Kreises, welchen die dreizehn Mexikaner bildeten. Er trat zunächst zu Helmers.
„Nun Bursche, wie gefällt dir dieser Spazierritt?“ fragte er. „Ich habe Euch von jemand zu grüßen, der sich sehr für Euch interessiert.“
„Von wem denn?“ fragte Helmers.
„Von einem gewissen Cortejo.“
„In Mexiko?“
„Ja. Er scheint ein sehr guter Freund von Euch zu sein.“
Er gab hier sein Geheimnis preis, und zwar mit Absicht. Es lag ihm daran, zu erfahren, weshalb Cortejo den Tod dieser Männer wünschte, er hätte dann eine Waffe gegen ihn in der Hand gehabt. Darum brachte er die Rede auf ihn, denn er dachte, durch irgend ein Wort oder unbedachte Äußerung der Gefangenen Aufschluß zu erhalten.
„Hole ihn der Teufel!“ sagte Helmers.
„Das tut er nicht, aber Euch wird er holen!“
„Ohne dich sicherlich nicht!“
„Schweig, Schurke! Sonst will ich dir zeigen, wen du vor dir hast.“
Er gab Helmers einen Fußtritt und schritt weiter, zu Mariano heran.
„Siehst du nun, was daraus wird, wenn man Schurken als Sekundant dient?“ sagte er. „Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen! Kennst du Euern Freund Cortejo?“
Mariano antwortete nicht.
„Kennst du ihn?“ wiederholte Verdoja.
Mariano schwieg noch immer.
„Ah, ich sehe, daß ich Euch erst recht gefügig machen muß. Ihr werdet schon noch reden lernen!“
Er gab auch ihm einen Fußtritt und kam nun zu Sternau. Dieser war so gebunden, daß er weder Arme noch Beine rühren konnte, aber die Knie konnte er an den Leib ziehen.
„Nun zu dir, du Hund!“ sagte Verdoja. „Du hast uns um unsere Hände gebracht und wirst doppelt büßen müssen. Wie war dir denn, als du meinen Hieb auf den Kopf bekamst?“
Sternau beachtete ihn gar nicht.
„Was, du willst auch nicht antworten? Warte, ich werde dir gleich Worte machen!“
Er erhob den Fuß, um auch Sternau einen Tritt zu geben; dieser aber zog blitzschnell die Beine an sich, schnellte sie wieder aus und trat ihm mit solcher Gewalt auf den Unterleib, daß er hintenüberstürzte und mit dem Kopf gerade in das hell lodernde Feuer fiel. Zwar raffte er sich sofort wieder auf, aber ein lautes Schmerzgeheul zeigte, daß er in irgend einer Weise verwundet worden sei.
„Mein Auge, mein Auge!“ brülle er.
Die Schläfer erhoben sich sofort, nahmen ihm die Hand vom Auge und untersuchten dasselbe. Da stellte sich heraus, daß er sich ein Ästchen des brennenden Holzes in das Auge gestochen hatte, es war abgebrochen, und die Spitze stak noch im Auge.
„Das Auge ist verloren, denn es gibt keinen Arzt“, sagte Pardero. Verdoja wimmerte noch immer, er mochte furchtbare Schmerzen haben.
Er lief im Kreis umher und bat, ihm die Spitze des Ästchens auszuziehen, aber keiner konnte es tun.
„Hier könnte nur einer helfen“, sagte Pardero.
„Wer?“ fragte Verdoja.
„Sternau.“
„Sternau, dieser Hund, dem ich dieses Unglück verdanke! Todprügeln werde ich ihn!“ rief der Verwundete grimmig.
„Es ist mir eingefallen, daß er ja Arzt ist.“
„Arzt? Ah, wirklich, es ist wahr. Er hat ja den Kranken auf El Erina behandelt.“
„Er wird Ihnen den Splitter entfernen können!“
„Das soll er, ja, das soll er. Und dann, dann werde ich ihn krumm auf das Pferd schließen. Er soll an mich und meine Rache denken!“
Pardero trat an Sternau heran und fragte:
„Sind Sie Augenarzt?“
Da Sternau mit
Weitere Kostenlose Bücher