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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist, so besteigt er ein lediges, welches noch frische Kräfte hat.“
    „Aber warum reitet er jetzt nach Osten?“
    „Ich errate es. Er reitet einen Bogen. Da hinten an den Bergen wird er sich nach Norden wenden, um uns in den Rücken zu kommen. Vielleicht will er Zeit gewinnen, denn während wir ihm im Kreise folgen, werden wir aufgehalten, bis vielleicht Leute von der Hacienda eintreffen. Sie wissen, daß Sternau jener berühmte ‚Fürst des Felsens‘ ist. Glauben Sie mir, er fürchtet sich nicht, allein mit uns anzubinden, er hat es bewiesen. Aber nun ich errate, was er will, werde ich mich von ihm nicht übertölpeln lassen. Ich bin überzeugt, daß er sich bei jedem Nachtlager einige von uns holt; einem solchen Savannenmann gegenüber hilft keine Vorsicht. Wir dürfen also kein Nachtlager halten. Wir reiten bis morgen früh, ruhen einige Stunden, dann reiten wir bis übermorgen früh, da erreichen wir den westlichen Saum der Wüste, und des Abends sind wir am Ziel. Er aber wird zwei Nächte hindurch lagern müssen, so kommen wir ihm aus den Augen.“
    „Aber werden unsere Pferde diesen forcierten Ritt aushalten?“
    „Sicher. Morgen früh sind wir am Muschelsee, wo sie trinken und weiden können. Übermorgen werden sie zusammenbrechen können, denn wir finden sofort auf jedem Weideplatz frische Tiere.“
    „Aber die beiden Mädchen?“
    „Pah, die müssen es aushalten. Wir geben den Gefangenen die Hände frei, damit sie schwerer ermüden. Am Rande der Wüste lassen wir einige Mann zurück, welche Sternau erwarten müssen. Sobald sie ihn sehen, wird er gefangen oder er bekommt eine Kugel. Jetzt vorwärts!“
    Verdoja bewies damit, daß er Sternau durchschaut, und daß er klüger sei, als dieser dachte. Wenn sein Plan gelang, so brachte er seine Gefangenen in Sicherheit, und Sternau wurde entweder erschossen oder gefangen.
    Man gab jetzt den Gefangenen die Hände frei, sodaß sie ihre Tiere selbst lenken konnten, doch kam diese Maßregel mit solcher Vorsicht in Anwendung, daß die Gefesselten sich nicht befreien konnten. Dann ging es im Galopp in die Mapimi hinein.
    Man sah es den verzerrten Zügen Verdojas an, daß er an seinem Auge fürchterliche Schmerzen litt, aber er sagte kein Wort darüber. Es kochte ein fürchterlicher Grimm in seinem Innern, doch galt es jetzt vor allen Dingen, so schnell wie möglich an das Ziel zu gelangen. Die Rache wurde für später aufgeschoben.
    So ging es während des ganzen Tages immer nach Westen zu, über steinige Flächen, über nackte Felsen und öde Sandstriche, bis man am Abend den vorgestreckten Arm eines Waldes erreichte. Hier durften sich die ermüdeten Pferde eine halbe Stunde lang erholen, dann ging es wieder vorwärts.
    Während die Tage in jenen Gegenden heiß sind, zeigen sich die Nächte empfindlich kalt. Diese Kälte war der Truppe von Vorteil, denn sie unterstützte die Beweglichkeit und ließ die Pferde weniger ermüden. Man glaubt übrigens kaum, welch einer Ausdauer die mexikanischen Pferde fähig sind.
    Am anderen Morgen erreichte man den von allen längst ersehnten Muschelsee, wo Rast gemacht wurde. Die Pferde wurden entsattelt und durften trinken und grasen nach Herzenslust. Die Menschen erquickten sich an der mitgenommenen Speise, von der auch die Gefangenen einen Teil erhielten.
    Als die neugekräftigten Pferde zu wiehern und miteinander zu scherzen und zu kämpfen begannen, war dies ein Zeichen, daß sie nicht mehr ermüdet seien, und man setzte den Ritt in der bisherigen Weise und Richtung fort.
    Es zeigte sich jetzt eher einmal eine gewächsreiche Stelle, welche eine Weide oder ein Wäldchen trug, gegen Abend hatte man sogar einen größeren Wald zu durchreiten, und am anderen Morgen lag die Mapimi hinter ihnen. Der Wüstenrand erhob sich plateauartig vor ihnen, und sie drangen in einen Engpaß ein, der sich nach kurzer Zeit zu einem Tälchen erweiterte. Hier wurde haltgemacht, und die Pferde durften sich abermals erholen. Es war vorauszusehen, daß sie dann den Ritt bis zum Abend aushalten würden.
    Das Tälchen zeigte eine wild bewachsene Seitenschlucht. Verdoja postierte zwei seiner Mexikaner in dieselbe. Sie sollten Sternau auflauern, der hier jedenfalls längere Zeit verweilen würde, um die Spuren des Lagerplatzes zu untersuchen. Er konnte vor morgen abend nicht hier sein, und bis dahin wollte Verdoja von seinen Begleitern noch drei zurückschicken. Sie waren dann zu fünfen und konnten den einzelnen überwältigen.
    Als man wieder

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