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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wurde von dem alten Häuptling kaum beachtet, aber dennoch entging es ihm nicht, daß einige kleine Zweige sich seit kurzem leise bewegten.
    Er ergriff die Büchse. Er glaubte, irgendein Kleinwild habe sich da verkrochen, und da sein Arm zu schwach war, den Büffel zu töten, so wollte er es wenigstens hier versuchen, einen guten Schuß zu tun. Sein Auge erkannte eine dunkle Stelle inmitten des Busches. Dort mußte sich das Wild befinden. Er erhob den Lauf und stand fast im Begriff, den Finger an den Abzug zu legen, als der Busch sich teilte und ein Mann aus demselben trat.
    Das war kein Apache! Das war ein Fremder! Wie kam er in den Busch, inmitten der jagenden Apachen? Kam er als Feind? Er mußte ein sehr berühmter Jäger sein, sonst wäre es ihm nicht gelungen, sich bis in den Mittelpunkt eines Jagdfeldes der Apachen zu schleichen, ohne bemerkt zu werden.
    Das ‚Fliegende Pferd‘ behielt den Finger am Drücker; der Fremde aber erhob die linke Hand zum Zeichen, daß er in friedlicher Absicht komme. Er war ganz in starke Büffelhaut gekleidet und hatte eine sehr schwere, alte Doppelbüchse in der Hand. An seinem Gürtel sah man außer dem Munitionsbeutel nur ein Messer und einen Tomahawk. Sein Gesicht war rotbraun; er konnte kein Weißer, sondern nur ein Indianer sein.
    Er nahm, ohne ein Wort zu sagen, zur linken Hand des Apachen Platz, legte Büchse, Messer und Tomahawk weit von sich, und nun erst, nachdem er diesen Beweis seiner Friedfertigkeit gegeben hatte, sagte er in der reinen Mundart der Apachen:
    „Die Söhne der Apachen haben heute eine sehr gute Jagd. Der große Geist ist seinen tapferen Kindern hold.“
    Der alte Apache war jetzt nun ganz und gar überzeugt, daß er einen sehr berühmten Krieger vor sich habe; aber er sagte im gleichgültigsten Ton:
    „Der Apache jagt, um Fleisch zu machen, aber er weiß nicht nur den Büffel zu treffen, sondern auch seine Feinde!“
    „Das ‚Fliegende Pferd‘ sagte die Wahrheit“, meinte der Fremde.
    Über das Gesicht des Alten zuckte es stolz und wohlgefällig.
    „Du bist ein Fremdling und kennst mich!“ sagte er.
    „Ich habe dich noch nie gesehen, aber der Ruhm des ‚Fliegenden Pferdes‘ dringt über alle Berge und Prärien, wer ihn sieht, der kennt ihn sofort.“
    „Das ‚Fliegende Pferd‘ ist ein Häuptling, er trägt die Federn des Adlers und sitzt stets auf seinem Pferd, wenn er sein Lager verläßt“, sagte der Alte.
    In diesen Worten lag eine feine Politik, welche der Fremde wohl bemerkte; darum antwortete er:
    „Andere Häuptlinge haben auch Pferde, aber sie verbergen sie, sobald sie auf Kundschaft gehen. Sie haben auch das Recht, viele Adlerfedern zu tragen und die Skalpe von mehr als hundert Feinden umzuhängen, aber sie wollen es dem Mann, dem sie begegnen, nicht sogleich wissen lassen. Ihr Haar ist noch nicht grau, dennoch aber wissen sie, daß ein kleines Täschchen voll List oft besser ist, als ein ganzes Zelt voll Pulver und Blei!“
    Das imponierte dem Alten gewaltig. „Viele Adlerfedern und mehr als hundert Feinde!“ Das konnte selbst das ‚Fliegende Pferd‘ nicht von sich rühmen. Darum sagte der Alte:
    „Der fremde Mann ist mutig und listig. Er schleicht sich mitten unter die Söhne der Apachen. Das gelingt nur einem berühmten Krieger. Der Fremde ist kein Comanche; die Söhne der Apachen sind auf der Jagd, aber nicht auf dem Kriegszug, ihr Kriegsbeil liegt begraben; kommt der Fremde, um die Friedenspfeife mit ihnen zu rauchen?“
    „Er hat sie bereits mit ihnen geraucht.“
    „So ist der Fremde ein Freund der Apachen?“
    „Er ist ihr Bruder. Ein jeder der Jicarillas-Apachen kennt ihn; daher kommt er, zu suchen den berühmten Häuptling derselben, welcher Shoshin-liett heißt, ‚Bärenherz‘.“
    Jetzt verlor das Gesicht des Alten seine Gleichgültigkeit; er warf einen überraschten, aber freundlichen Blick auf seinen Nachbar und sagte:
    „Der Fremde ist der Bruder von ‚Bärenherz‘?“
    „Ja.“
    „Er hat das Recht, sieben Adlerfedern zu tragen?“
    „Ja.“
    „Er hat hundertvierzig Skalpe seiner Feinde?“
    „Noch mehr.“
    „So kenne ich ihn. Er ist Mokaschi-motak, ‚Büffelstirn‘, der Häuptling der Mixtekas. Er ist der König der Büffeljäger, und darum trägt er die Adlerfedern nicht, sondern läßt sie in seinem Wigwam zurück.“
    „Das ‚Fliegende Pferd‘ hat recht geraten“, sagte ‚Büffelstirn‘. „Mein Bruder ‚Bärenherz‘ befindet sich hier bei den Kriegern der Apachen?“
    „Ja. Er

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