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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sogar meinen Namen nicht?“
    „Allerdings nicht. Mein Freund kennt ihn nicht, da das Fräulein ihn aufforderte, nicht danach zu forschen, und er bat mich, deshalb meinerseits auch nicht zu fragen. Ich bin einfach zu dem Patienten gekommen, der im Hause des Fischers Jean Foretier wohnt.“
    „Sonderbar!“ sagte der Herzog.
    „O, Papa“, fiel Flora ein, „ich hatte ja noch nicht mit dir gesprochen, darum mußte Otto mir versprechen, sich nicht zu erkundigen.“
    „Nun verstehe ich dich, mein Kind, und dieser Herr Otto gewinnt dadurch sehr in meiner Achtung. Sagen Sie ihm das und benachrichtigen Sie ihn, daß ich ihn morgen vormittag bei mir erwarte, um ihm Dank zu sagen, daß er mir einen so ausgezeichneten Arzt gesandt hat. Übrigens teile ich Ihnen mit, daß meine Kasse vielleicht auch einen nicht ganz billigen Ortswechsel vertragen wird. Ich will mich nicht reich nennen, aber um die Bedürfnisse des alltäglichen Lebens brauche ich nicht mit großer Anstrengung zu sorgen.“
    Es war, als ob die Nähe des zuversichtlichen Arztes bereits einen recht guten Einfluß auf seinen Zustand ausübe. Er hatte den langen Satz ohne alle Anstrengung und ohne zu husten gesprochen, und die letzten Worte hatten sogar einen schalkhaften Klang, der nichts mit der Todesgewißheit zu tun hatte, in der er sich vorher befunden hatte.
    „Nun, so werde ich Sie also ersuchen, Avranches zu verlassen“, sagte Sternau. „Weder das hiesige Klima, noch die hiesige Quelle können Ihnen Heilung bringen. Die rauhe Seeluft muß ich Ihnen ganz verbieten. Ich rate Ihnen ein mittleres Klima, einen Ort an einem Fluß, Wald und Feld, mit Raum genug zu Spaziergängen und einer erheiternden Aussicht.“
    „Spaziergänge?“ fragte Olsunna. „Mein Gott, ich kann ja das Zimmer nicht einmal durchschreiten!“
    „Haben Sie keine Sorge! Ich werde Ihnen Quebracho, Coca und männliche Dattelblüte geben, Dinge, die sich in der hiesigen Apotheke nicht finden werden, wohl aber unter meinen Reisevorräten. Sie werden in einer Woche kräftig genug sein, eine Bahntour mit Unterbrechungen auszuhalten. Sie fahren also nach – ah, da kommt mir ein Gedanke! Waren Sie bereits einmal am Rhein?“
    „Nein“, antwortete der Herzog.
    „So reisen Sie hin. Ich werde nicht nach Ihrem Namen fragen, aber ich werde Ihnen Empfehlungen mitgeben. In der Nähe des Rheins gibt es ein Schloß, dessen Bewohner mir verwandt sind und die Sie mit Freuden aufnehmen werden. Dort warten Sie Ihre Heilung ab. Sie haben jetzt die vorhin erwähnten Mittel in der Weise zu nehmen, wie ich es auf die Etikette des Fläschchens vermerke, und nach Ihrer Ankunft am Rhein gebrauchen Sie ein Rezept, das ich Ihnen schreiben werde. Eine einfache, milde Kost, den Kräften angemessene Spaziergänge, ein heiteres Gemüt und sorgsames Fernhalten aller Aufregung, das ist es, was ich Ihnen befehle oder empfehle. Ihre Krankheit wird durch die Haut zu Tage treten; dann gebrauchen Sie fleißig warme Bäder. Ich werde jetzt gehen, um die Medizin zu bereiten.“
    „Ach, ich bin wie neugeboren“, rief der Herzog.
    “Und ich, o mein Gott, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ stimmte Flora bei, indem ihr die Freudentränen über die Wangen strömten.
    Sie kniete vor dem Vater nieder, nahm seinen Kopf in ihre Arme und küßte seine Lippen immer und immer wieder. Diesen Ausbruch der Freude benützte Sternau, um sich leise zu entfernen. Draußen forderte er den alten Schiffer auf, mit ihm zu gehen.
    Als Vater und Tochter ihre Umarmung lösten, bemerkten sie erst, daß der Arzt fort war.
    „Er ist zu zartsinnig, um zu bleiben“, sagt Olsunna. „Er ist gegangen, um die Arznei zu holen. Ich habe noch keinen Arzt gesehen, der einen solchen Eindruck macht wie er. Schon sein Anblick, sein Wort bringt Heilung.“
    „Er ist ein Mann wie ein Halbgott, Papa. O, Papa, du wirst gesund werden; denke dir dieses Glück!“
    Sie umarmten sich abermals und schwelgten in der reinen Freude, die ihnen die neuerwachte Hoffnung gewährte. Sie warteten auf Sternaus Rückkehr wohl eine Stunde lang, bis es anklopfte, und Jean Foretier eintrat. Er hatte einen Brief in der Hand und in der anderen ein in Papier gewickeltes Fläschchen. Er streckte beides Flora entgegen und sagte:
    „Eine Empfehlung von dem Arzt, gnädiges Fräulein. Er sendet diesen Brief und diese Arznei.“
    „Er sendet es; er kommt nicht selbst zurück?“ fragte sie erstaunt.
    „Ja. Er kann nicht kommen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil soeben die

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