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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schritte, und dann fragte eine tiefe, sonore Stimme:
    „Hier wohnt der Schiffer Jean Foretier?“
    „Ja, mein Herr“, antwortete der Gefragte. „Ich bin es selbst.“
    „Ich danke.“
    Man hörte, daß der Frager in den Flur trat und an die Tür klopfte. Auf das „Herein“ Floras trat ein junger Mann ein, dessen hohe Figur einem Riesengeschlecht entstammt zu sein schien. Er war von einer ungewöhnlichen, männlichen Schönheit, und der tiefe Ernst, der auf seiner Stirn thronte, wurde durch den milden Blick seines Auges und das freundliche Lächeln seiner vollen Lippen angenehm gemildert.
    „Verzeihen Sie meine Kühnheit!“ bat er mit einer tiefen Verbeugung. „Man hat mir gesagt, daß ich in diesem Haus einen Patienten finden werde.“
    „Zu wem sind Sie gewiesen worden?“ fragte der Herzog.
    „Man konnte mir keinen Namen nennen, denn er war dem Freunde, der mich sandte, selbst unbekannt.“ Da erhob sich Flora rasch.
    „Ah, bitte, mein Herr, wie ist Ihr Name?“
    „Ich nenne mich Sternau.“
    „Sternau! Ah, Doktor Sternau! Sie sind hier infolge der Depesche Ihres Freundes! Doch nein, so schnell kann dies doch nicht geschehen.“
    „Allerdings nicht“, lächelte Sternau. „Ich bin der Besitzer der Jacht, die gestern hier eingelaufen ist, ich befand mich in Avranches, ohne daß der Freund es ahnte. Er telegraphierte gestern nach mir und erhielt während der Nacht die Benachrichtigung, daß mein gegenwärtiger Aufenthalt nicht angegeben werden könne, und es war eine eigentümliche Schickung, daß wir uns heute morgen trafen.“
    „Das ist mehr als seltsam, das ist fast, als ob es der Wille Gottes sei!“ meinte Flora. „Bitte, Herr Doktor, nehmen Sie Platz, und erlauben Sie mir, meinem Vater den Zusammenhang zu erklären. Ich habe ihm noch nicht gesagt, daß zwischen Otto und mir die Rede von Ihnen gewesen ist.“
    Sternau setzte sich, und Flora erzählt dem Herzog den Zusammenhang. Dieser hatte den Arzt mit einem seltsamen Blick betrachtet. Als die Tochter mit ihrem Bericht zu Ende war, sagte er mit mattem Lächeln:
    „Das ist allerdings ein mehr als eigentümliches Zusammentreffen, und ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie sich zu mir bemüht haben. Aber ich befürchte, daß die Kunst selbst des berühmtesten Arztes an meiner Krankheit scheitern wird, sie ist bereits zu weit vorgeschritten, die Ärzte, die mich bisher behandelten, haben mich alle aufgegeben.“
    „Unsere Kunst und unsere Wissenschaft sind allerdings schwach dem Willen Gottes und den Kräften der Natur gegenüber“, antwortete Sternau, „jedoch gibt Gott uns oft einen Fingerzeig, dem wir zu gehorchen haben. Der Arzt hat die Pflicht, sein Wissen zu bereichern, sich in seiner Kunst zu üben und seine Erfahrungen zu vermehren, aber sein Wirken soll nur darauf gerichtet sein, das Vertrauen auf Gott zu lenken und die Selbstheilkraft der Natur anzuregen und zu unterstützen. Dann wird er sich segensreicher Erfolge zu erfreuen haben.“
    Das waren allerdings Anschauungen, wie man sie bei den meisten Ärzten nicht findet. Der Herzog wie seine Tochter blickten mit Überraschung auf den Sprecher. Der erstere warf einen Blick der Hochachtung, in den sich noch ein eigenartiger Glanz mischte, auf Sternau, und die letztere sagte:
    „Sie sprechen mir aus dem Herzen. Gott gibt uns zuweilen einen Fingerzeig. Sollte Ihre unvermutete Anwesenheit nicht auch ein solcher sein?“
    „O“, antwortete der Gefragte, „es kommt mir nicht in den Sinn, mich als Werkzeug Gottes zu präsentieren, aber ich gestehe aufrichtig, daß ich während meiner Reisen und Praxis zahlreiche Erfahrungen gesammelt habe in Beziehung auf das Leiden, mit dem wir es, wie es scheint, hier zu tun haben. Man darf sich dem Ausspruch der Ärzte nicht unbedingt überlassen. Es gibt bei einem Krankheitsbild so zahlreiche und oft verwickelte Umstände zu berücksichtigen, daß es kein Wunder ist, einmal in einen Irrtum zu verfallen. Ich zum Beispiel habe bereits jetzt die Überzeugung, daß unser Patient nicht an Phthisis, nicht an Auszehrung leidet.“
    Der Eindruck dieser Worte auf den Kranken und seine Tochter war ein gewaltiger.
    „Nicht, wirklich nicht?“ fragte Flora erregt.
    „Nicht Verzehrung?“ rief der Herzog, indem er sich mit einer Kraft aufrichtete, als ob er ein Jüngling sei.
    „Nein“, antwortete Sternau. „Die Verzehrung hat ihre ganz eigentümlichen Erkennungszeichen, und eines dieser Zeichen fehlt in Ihrem Auge. Fast möchte ich Sie ersuchen, sich mir

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