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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erfahren?“
    „Nein, Vater muß es mithören, sonst fürchte ich mich vor dir.“
    Otto lächelte glücklich und drang nicht weiter in sie. So knieten sie noch eine Zeit, bis der Herzog endlich zu sich kam, die Augen aufschlug und beim Anblick der beiden Liebenden da vor ihm mit einem Strahl der Verklärung im Gesicht sagte:
    „Wie ist es, habe ich geträumt, Flora?“
    „Nein, Papa“, antwortete sie. „O, ich hatte Angst um dich.“
    „Nein, die Freude tötet mich nicht; ich muß ja leben, um mein Werk zu vollbringen. Ja, leben, leben, leben, für ihn und – für sie!“
    Damit richtete sich der Herzog auf, und auch sie erhoben sich. Das köstliche Essen stand noch in den noch köstlicheren Gefäßen, aber niemand dachte daran. Olsunna blickte lange zum Fenster hin. Er sah durch dasselbe das Meer und die Landschaft, überstrahlt von dem goldenen Licht der Sonne. So warm und hell war es auch in seinem Innern. Endlich sagte er:
    „Flora, mein Kind, sagte ich nicht heute, daß Gott allgütig sei und uns den Weg zeigen werde? Hat er uns nicht erhört, weit über alles Hoffen und Erwarten? Was bleibt nun noch von der Rache dieser Zigeunerin übrig!“
    „Wie wunderbar, Papa“, entgegnete Flora, die Hände zusammenschlagend wie zum Gebet. „Wir suchten ihn, und wir kennen ihn nun doch!“
    „Ja, er war hier. Wir sahen ihn, und dennoch wußten wir es nicht. Bebte mir nicht das Herz, als ich seine Stimme hörte? So klang die meinige, als ich noch jung war. Erfüllte mich nicht seine hohe Heldengestalt mit unsagbarem Stolz? Das war das Ebenbild meiner Jünglingszeit. Und er ist reiner und edler, als ich es war!“
    „Und sagte ich nicht, daß ich ihn lieben müsse, Papa?“ fügte sie hinzu. „Ich hätte ihn umarmen und küssen mögen, als er so selbstbewußt, so siegesgewiß und doch so mild, so warm zu sprechen wußte.“
    Und in ihrem Glück vergaß sie alle Zurückhaltung, die sie zu anderer Zeit dem Vater schuldig zu sein geglaubt hätte, sie wandte sich zu Otto und sagte:
    „Du brauchst nicht zu zürnen, Lieber, der, den ich umarmen und küssen wollte, ist nicht ein Fremder, sondern mein – mein – o, Papa, sage du es! Ich habe dieses schöne Wort nie aussprechen dürfen.“
    „Ja, ich, ich will das Wort sagen, ich zuerst“, meinte der Herzog. „Herr von Rodenstein, Flora spricht von ihrem – Bruder, von meinem – von meinem Sohn.“
    Bei diesen letzten Worten strahlte sein Gesicht vor Liebe und vor Stolz.
    „Sie haben einen Sohn?“ fragte Otto, auch in freudigster Überraschung. „O, so erlauben Sie, daß ich mich nach ihm erkundige.“
    „Ja, ja, fragen Sie! Fragen Sie immerzu! Ich werde Ihnen gern antworten. O ja, wie gern, wie so sehr gern will ich Ihnen Auskunft über meinen Sohn erteilen! Ich bin nämlich stolz auf ihn, unendlich stolz, und ich habe alle Ursache dazu. Also fragen Sie, mein lieber Herr von Rodenstein!“
    Mein lieber Herr von Rodenstein! Wie drang dieses Wort so befestigend in die Brust des Mannes, der bisher von sich gesprochen hatte, als von einem verstoßenen Sohn! Er dachte nicht daran, daß seine Fragen eine Zudringlichkeit, eine Indiskretion enthalten könnten, und erkundigte sich:
    „Wo befindet sich Ihr Herr Sohn?“
    „Auf der See.“
    „So ist er Seemann?“
    „Nein“, lächelte der Herzog.
    „Also handelt es sich um eine Reise?“
    „Jedenfalls. Aber diese Reise soll von großer Wichtigkeit sein, wie Sie mir gestern sagten.“
    „Ich?“ fragte Otto erstaunt.
    „Ja, Sie! Wir sprachen doch von meinem Sohn!“
    Das Gesicht Ottos war ein sehr beredtes Fragezeichen. Jetzt lachte der vor kurzem noch todkranke Mann so vergnügt, wie seit langer Zeit nicht, und sagte:
    „Ja, wir haben von ihm gesprochen. Sie haben ihn sogar gesehen und mit ihm geredet. Ja, Sie haben ihn zu mir geschickt, wie Sie sich erinnern werden.“
    „Ich? Mein Gott, ich bin ja ganz irre, ganz fassungslos!“
    „Sie sandten ihn zu mir, damit er mich vom Tod erretten möge!“
    „O Himmel, Sie sprechen von Sternau?“ fragte Otto, der befürchtete, daß der Herzog im Fieber redete.
    „Ja, von Doktor Sternau, von meinem Sohn.“
    Da warf Otto einen ängstlichen Blick auf Flora. Er fürchtete für die Zurechnungsfähigkeit ihres Vaters; aber auch sie sah ihn mit ihren von Glück strahlenden Augen an und sagte:
    „Du darfst es glauben, Otto, Sternau ist mein Bruder.“
    Da fuhr er vom Stuhl in die Höhe und rief:
    „Aber davon weiß ich ja gar nichts, nicht ein einziges

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