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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß das, was ich zu sagen habe, nicht nötig ist, da irrt er sich. Ich könnte diesen Herzog von Olsunna glücklich machen, wenn ich wollte, aber ich tue es nicht. Ich weiß, wer –“
    „Schweig!“ gebot er ihr. „Leute deines Gelichters hätten das Zeug, einen Herzog glücklich zu machen.“ Und in verächtlichem Ton sagte er: „Was du willst, das weiß ich. Wir brauchen deine Mitteilungen nicht; wir kennen Sternau besser als du. Da hast du deine Neuigkeiten. Packe dich fort!“
    Otto schob Zarba zur Seite und stieg mit Flora, die die Alte keines Blickes gewürdigt hatte, die Treppe empor. Zarba widerstrebte nicht; sie stand ganz starr da und blickte den beiden mit weitgeöffneten Augen nach. Daß ihr Geheimnis verraten sei, daß der Herzog wußte, wer sein Sohn war, das hatte sie erschreckt, das machte einen großen Teil ihrer Pläne zunichte. Aber bald faßte sie sich und murmelte:
    „Und dennoch sollt ihr ihn nicht haben! Der Waldhüter in Rheinswalden wird dafür sorgen!“ Und dem Leuchtturmwärter flüsterte sie zu: „War dies der Fremde, der Verdacht gefaßt zu haben schien?“
    „Ja“, antwortete Gabrillon leise.
    „Und den du beim Herzog eintreten sahst?“
    „Ja.“
    „Ist die Tür zu dem Grafen verschlossen?“
    „Nein, nur verriegelt.“
    „So folge ihnen schnell, sie könnten die Absicht haben, ihn zu sehen.“
    Er gehorchte diesen Worten und holte die beiden jungen Leute bald ein. Diese erreichten eben das dritte Stockwerk, in dem sich die kleine Kammer befand, die der Wahnsinnige bewohnte.
    „Hier wird er sein“, sagte Otto zu Flora, indem er nach dem Riegel griff.
    „Halt!“ rief da Gabrillon. „Was wollen Sie hier?“
    „Ich will mir nur deinen Vetter ansehen, Alter“, lautete die Antwort.
    „Der geht Sie nichts an! Gehen Sie!“ sagte der Wärter, indem er sich vor die Tür stellte.
    „Vielleicht geht er mich doch etwas an! Gib Raum, sonst werde ich mir zu öffnen wissen!“
    „Sie?“ fragte Gabrillon mit funkelnden Augen. „Sollten Sie es wagen, mich anzugreifen, so werde ich mein Hausrecht zu verteidigen wissen.“
    „Angreifen? Dich?“ sagte Otto. „Pah! Du bist mir zu schmutzig! Wirst du nicht freiwillig öffnen, so wird man, auch ohne daß ich mich mit dir beschmutze, schon erfahren, warum man diesen Unglücklichen nicht sehen darf.“
    „Nein, öffne nicht!“ erklang es von der Tür her.
    Zarba war ihnen gefolgt. Die Besorgnis um die Geheimhaltung des Wahnsinnigen hatte ihr keine Ruhe gelassen. Da zog Otto sein Taschentuch heraus und winkte damit durch die Fensteröffnung hinaus.
    „Was ist das für ein Zeichen?“ fragte Zarba argwöhnisch.
    Otto antwortete ihr nicht, sondern horchte nach der Treppe hin, die nach unten führte. Es ließen sich bald rasche Schritte hören. Der Maire erschien.
    „Wir treffen es sehr glücklich, Monsieur“, sagte der Maler zu ihm. „Dieses Weib ist die Zigeunerin, die wir suchen.“
    „Ah! Schon gut!“ erwiderte der Beamte, indem er die Alte durch seine Brille musterte. „Du also bist das Weib, das gestorbene und begrabene Leute versteckt?“
    Sie erschrak bei diesen Worten, beherrschte aber ihren Schreck und antwortete:
    „Ich verstehe Sie nicht. Wer sind Sie?“
    „Ich bin der Maire und wünsche einige Worte mit dir zu sprechen, Alte. Zuvor aber sollt ihr uns einmal den Wahnsinnigen zeigen. Wo ist er?“
    Jetzt sah Zarba ihre Befürchtungen eingetroffen, aber sie erkannte auch, daß an eine Gegenwehr gar nicht gedacht werden konnte. Hier war nur ein hartnäckiges Leugnen am Platz, und dann kamen ja heute abend ihre Leute, um den Grafen holen und an einen anderen sicheren Ort zu schaffen.
    „Da drin ist er“, sagte Gabrillon, auf die Tür deutend.
    Er war nicht sehr besorgt, denn er glaubte es nur mit dem Maire zu tun zu haben.
    „Also er ist ein Verwandter von dir?“ fragte dieser. „Wie heißt er?“
    „Anselmo Marcello.“
    „Und woher ist er?“
    „Aus Varissa.“
    „Hast du seine Legitimationen in Ordnung?“
    „Mein Vetter brachte ihn zu mir und versprach, mir diese Papiere zu senden. Er ist aber unterdessen gestorben.“
    „So hättest du dir diese Papiere durch einen anderen besorgen lassen sollen. Ich werde mich in Varissa erkundigen, ob dieser Vetter wirklich einmal verreist war, um dir diesen Mann zu bringen. Öffne die Tür!“
    Der Wärter gehorchte, und nun sahen sie ein Kämmerchen vor sich, kaum so lang und breit, um für einen Strohsack Raum zu bieten. Auf diesem lag der Wahnsinnige. Als er

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