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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Seine Erlaucht unterhalb des linken Ohres ein kleines Mal besitze.“
    „Das können wir ja gleich untersuchen!“ meinte der Maire, indem er zum Grafen trat und die Stelle betrachtete. „Ja, wahrhaftig, hier ist es, das Mal! Er ist's, es ist kein Zweifel mehr. Lassen Sie uns gehen. Ich habe bereits dafür gesorgt, daß der arretierte Wärter sogleich ersetzt wird.“
    Der Graf ging ohne alles Widerstreben mit ihnen. Als sie das Fischerhaus erreichten, trat ihnen der Diener entgegen.
    „Graf Emanuel!“ rief er, sobald er diesen erblickte. Und nachdem er die linke Seite des Halses betrachtet hatte, fügte er hinzu: „Hier ist das Mal, meine Herren. Sehen Sie es? Das ist der Beweis, wenn Sie mir sonst nicht glauben wollen.“
    „Wir haben das Mal bereits gesehen und glauben Ihnen“, sagte der Maire. „Es ist nur, um gar nichts zu versäumen, daß wir nun auch die Meinung Seiner Durchlaucht hören.“
    Als sie beim Herzog eintraten, stand dieser aufrecht mitten in der Stube, und man sah es seinen Zügen an, daß er tief ergriffen war. Er hatte die Männer kommen sehen und den Grafen sogleich erkannt.
    „Er ist's!“ rief er ihnen entgegen. „Ich erkannte ihn bereits von weitem. O mein Gott, wie muß ich ihn wiedersehen!“
    „So sind wir also einig“, meinte der Beamte.
    „Ja, er ist's!“ wiederholte der Herzog in überzeugendem Ton. Und indem er die Hand des Grafen ergriff, sagte er zu ihm: „Don Emanuel, blicken Sie mich an! Erkennen Sie Ihren Freund Olsunna?“
    Der Graf schien gar nicht zu bemerken, daß eine Ortsveränderung mit ihm vorgenommen worden sei. Er nahm auch nicht die mindeste Notiz von seiner Umgebung, er merkte nur, daß gesprochen wurde, und erwiderte:
    „Ich bin der treue, gute Alimpo!“
    Nun wiederholte sich ganz derselbe rührende Auftritt, der bereits auf dem Turm stattgefunden hatte, bis endlich Otto den Maire fragte:
    „Sie sind hoffentlich nun überzeugt, daß ein Irrtum nicht obwalten kann?“
    „Gewiß, Monseigneur! Ich werde sofort nach meiner Heimkunft das Protokoll abfassen, und dann ist es meine Pflicht, nach Rodriganda zu berichten, daß man einen falschen Toten an Stelle des Grafen beerdigt hat, da derselbe hier bei uns aufgefunden worden sei. Aber, meine Herrschaften, wie verfügen Sie über den Wahnsinnigen? Soll auch hier die Behörde eingreifen, oder –“
    „Nein, er bleibe bei uns!“ sagte Flora. „Nicht wahr, lieber Papa?“
    „Das versteht sich ganz von selbst“, antwortete der Gefragte. „Wir werden uns dann überlegen, was weiter zu geschehen hat.“
    „Ich rate davon ab, ihn vorläufig wieder nach Spanien zu schicken und dadurch seinen Feinden wieder zu überliefern“, warnte Otto. „Wir reisen ja nach Deutschland und nehmen ihn mit, um ihn Doña Rosa, seiner Tochter, zu überbringen.“
    „Das ist das allerbeste, was wir tun können“, stimmte der Herzog bei.
    „Nun, dann bin ich beruhigt“, meinte der Maire. „Ich gehe jetzt, meine Pflicht zu erfüllen. Zu einem Verhör der Gefangenen ist es heute zu spät, ich werde es indessen morgen früh sofort vornehmen und Ihnen die Stunde anzeigen, da ich mir denken kann, daß Sie dabei sein wollen.“
    Er empfahl sich, und nun wurde sofort nach der Stadt geschickt, um den Grafen mit anderen Kleidern und Wäsche zu versehen, er war in dieser Beziehung mehr als vernachlässigt worden. Dies war zum Anbruch des Abends geschehen, und nun saß der Graf bei den Freunden, ohne sie zu erkennen, ohne zu ahnen, was mit ihm vorgegangen war.
    Sie besprachen sich darüber, ob es ratsam sei, seine Tochter sofort zu benachrichtigen. Nach längerer Überlegung beschlossen sie, es nicht zu tun. Der freudige Schreck hätte auf Rosa eine nachteilige Wirkung ausüben können. Und übrigens war vorauszusehen, daß Rosa die Ankunft nicht erwarten, sondern von ihrer Sehnsucht nach dem Vater getrieben werden würde, die weite Reise nach Frankreich zu unternehmen. Darum schrieb Flora mit Zustimmung der beiden Männer folgenden Brief nach Rheinswalden:
    „An Frau Rosa Sternau in Rheinswalden bei Mainz.
    Geehrte Dame!
    Ich befinde mich meiner leidenden Gesundheit wegen in dem hiesigen Bad, doch haben weder der Brunnen noch die Ärzte es vermocht, den Fortschritt der Krankheit aufzuhalten. Da gefiel es Gott, mir Ihren Herrn Gemahl als Retter zu senden. Er kam auf seiner Jacht aus Greenock in Schottland, um hier Kohlen einzunehmen und dann weiter zu fahren. Während seiner Anwesenheit gelang es ihm, mir neue Hoffnung

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