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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm das Gedächtnis vollständig; dies ist eine spezifische Wirkung jenes Giftes. Nur eine Erinnerung ist ihm geblieben. Es befand sich sein Kastellan Alimpo bei ihm, und dies hat er festgehalten; er hält sich für jenen Diener und sagt stets nur die Worte: ‚Ich bin der treue, gute Alimpo.‘ Sie geben zu, daß kaum die Möglichkeit vorhanden ist, daß ein zweiter Wahnsinniger auf gerade diese Monomanie und ganz dieselben Worte verfällt. Sie sind also ein sicheres Erkennungszeichen.“
    „Wahrscheinlich. Doch müßte zuvor amtlich bestätigt werden, daß der unglückliche Graf sich gerade dieser Worte bedient hat.“
    „Diese Bestätigung wird mir leicht werden. Aber es gibt hier noch Herrschaften, die den Grafen ganz genau kennen und ihn rekognoszieren werden.“
    „Das wäre allerdings sehr wesentlich. Aber sind diese Personen nicht etwa gerichtlich zu beanstanden?“
    „Nein. Es sind der Herzog von Olsunna und Prinzeß Flora, seine Tochter.“
    „Das genügt! Das genügt vollständig, mein Herr!“
    „Um ganz sicher zu gehen, habe ich an die Gräfin Rosa de Rodriganda depeschiert und um telegraphische Mitteilung jener Worte gebeten. Hier ist die Antwort. Bitte, lesen Sie!“
    „Ah! ‚Ich bin der treue, gute Alimpo!‘ Richtig! Hm! Mein Herr, ich stehe mit allen Kräften zu Diensten, aber ich hoffe, daß Sie diese fatale Angelegenheit in einer Weise behandeln, die mir keinen Schaden wegen meiner kleinen Vergeßlichkeit bringt.“
    Dieser Mann hatte wirklich Angst.
    „Ich werde mich bemühen, Ihren Wunsch zu erfüllen“, antwortete der Maler.
    „Aber was ist's mit jener Zigeunerin? Zarba heißt sie, nicht wahr?“
    „Sie ist jedenfalls diejenige, die in diese Angelegenheit eingeweiht ist. Sie ist vielleicht eine Bekannte Gabrillons und war gestern vormittag hier, ihn zu besuchen. Wir müssen sie finden.“
    „Ich werde alles tun, was Sie befehlen.“
    „So geben Sie sofort Order, daß nach der Zigeunerin gefahndet werde, und sodann kommen Sie mit der nötigen Hilfe zum Herzog. Wir begeben uns nach dem Leuchtturm; das übrige wird sich finden.“
    „Schön! Gut! Vortrefflich. In einer Viertelstunde werde ich bei Durchlaucht sein. Ich finde Sie dort?“
    „Ja, ganz sicher!“
    „Sie malen wohl für die Durchlaucht?“
    „Nein“, antwortete Otto lächelnd. „Ich bin der Verlobte der Prinzessin.“
    Der Maire schob die Brille zurück, trat beiseite und rief:
    „Unmöglich, mein Herr!“
    „Warum unmöglich, Monsieur?“
    „Sie ein Maler, und die Durchlaucht eine herzogliche Prinzessin?“
    „Überzeugen Sie sich selbst.“
    „Also doch! Also wirklich! Gratuliere demütigst, Monseigneur, gratuliere!“
    Er machte die tiefste Reverenz, die er fertig brachte, und begleitete den Verlobten einer Prinzessin bis auf die Straße, wo er die Brille von der Nase nahm und mit derselben einige Höflichkeitsphrasen in die Luft zeichnete.
    Nun eilte Otto zu Olsunna. Dort war seine Rückkehr mit der größten Ungeduld erwartet worden, und als er eintrat, riefen ihm zwei Stimmen zugleich entgegen:
    „Wie ist's? Wie steht's?“
    Er blieb vor ihnen stehen, faltete die Depesche auseinander und las:
    „‚Ich bin der treue, brave Alimpo! Gott, warum fragen Sie? Haben Sie eine Spur gefunden? Teilen Sie es mir ja sogleich mit. Rosa Sternau.‘„
    „Also er ist es!“ rief der Herzog.
    „Kein Zweifel!“
    „Nun sogleich nach dem Leuchtturm, vorher aber auf die Mairie!“ sagte Flora.
    „Ich war bereits dort. In einer Viertelstunde ist der Maire hier.“
    „Recht so, mein Sohn!“ meinte Olsunna. „Aber werde ich bis zum Leuchtturm gehen können?“
    „Dies wird gar nicht nötig sein, mein lieber Vater. Wir bringen den Grafen her. Der Maire wird ganz gern darauf eingehen.“
    „Aber ich gehe mit!“ sagte Flora entschlossen. „O, warum mußte uns der Bruder so schnell verlassen! Er hätte hier einen der Gesuchten gefunden.“
    Der Maire stellte sich eher ein, als er gesagt hatte. An dieser Eile war jedenfalls der Rang der Personen schuld, mit denen er es zu tun hatte. Er erging sich in den demütigsten Verbeugungen und Redensarten und meldete, daß er drei Gendarmen und noch fünf handfeste Zivilisten mitgebracht habe.
    „So vieler Menschen bedarf es gar nicht“, sagte Otto lächelnd. „Wir wollen kein Aufsehen erregen und uns deshalb verteilen. Wir nähern uns dem Turm in der Art und Weise von absichtslosen Spaziergängern, das übrige wird sich dann ergeben.“
    Dieser Vorschlag wurde angenommen,

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